Olympia 2024: Malaika Mihambo weint silberne Tränen

    Atemnot wegen Corona-Infektion:Malaika Mihambo weint silberne Tränen

    von Susanne Rohlfing, Paris
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    Die Weitspringerin wird in Paris Zweite und muss nach der Ehrenrunde im Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden. Seit einer Corona-Infektion leidet sie immer wieder an Atemnot.

    Zweitplatzierte Malaika Mihambo aus Deutschland feiert nach dem Finale.
    Bei den Olympischen Spielen in Paris hat Weitspringerin Malaika Mihambo eine Silbermedaille gewonnen. Allein Tara Davis-Woodall (USA) konnte Mihambos 6,98-m-Satz toppen.08.08.2024 | 3:12 min
    Malaika Mihambo unterbricht ihre olympische Ehrenrunde, um für Julian Weber zu klatschen. Sie auf der einen Seite des Stade de France, er auf der anderen. Sie mit der deutschen Fahne um die Schultern, er mit einem Speer in der Hand.
    Sie hatte gerade Silber im Weitsprungwettbewerb gewonnen und er trippelt auf der Stelle vor seinem letzten Versuch, seiner letzten Chance, vom sechsten Platz doch noch auf einen Medaillenrang zu klettern. Das misslingt. Kurz darauf fließen bei ihr die Tränen und wenig später auch bei ihm - aus ganz unterschiedlichen Gründen.
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    Mihambo setzte ihre Runde fort, fröhlich winkend und lächelnd, so schien es. Doch sie wahrte nur den Schein, wie sich später herausstellt. Im Zielbereich, wo für Medaillengewinner der Interview-Marathon beginnt, bricht Mihambo zusammen.
    Weinend bittet sie um Hilfe, weil sie keine Luft mehr bekommt. Per Rollstuhl wird sie aus dem Stadion gefahren. Statt zu den Interviews, geht es für sie zum Arzt.

    Weber vergießt Tränen der Scham

    Und Julian Weber steht mit Tränen in den Augen bei den Journalisten. Auf dem Aufwärmplatz sei sein Speer noch auf 90 Meter geflogen, erzählt er. Deshalb habe ihn die Weite des späteren Siegers Arshad Nadeem aus Pakistan auch nicht weiter aus der Ruhe gebracht. 92,97 Meter - Weber dachte, das könne er auch. Und nun weint er bei dem Gedanken an Freunde und Familie, denen er nicht mehr hatte bieten können als 87,40 Meter und Platz sechs.
    Mihambo erholte sich derweil zumindest so weit, dass sie doch noch zur obligatorischen Siegerpressekonferenz in den Katakomben des Stadions erscheint. Sie kommt dazu, als Siegerin Tara Davis-Woodhall (7,10 Meter) und die Drittplatzierte Jasmine Moore (6,96 Meter) schon auf dem Podium sitzen und sich gar nicht mehr einkriegen ob ihrer Erfolge.
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    Mihambo hatte sich mit einem mühsamen Steigerungsspringen von 6,77 Metern im ersten bis auf 6,98 Meter im fünften Versuch zwischen die Amerikanerinnen gedrängt. Jetzt fällt es ihr sichtlich schwer, deren Frohsinn auszuhalten.

    Mihambo erzählt von Atemnot

    Dann darf Mihambo über ihr Befinden sprechen und die Gesichter ihrer Konkurrentinnen werden lang. Sie hatten offenbar nichts mitbekommen vom Drama um die deutsche Titelverteidigerin. Wie auch? Dass sie sich von ihrer Corona-Infektion im Anschluss an ihren EM-Sieg Anfang Juni in Rom noch nicht erholen konnte, hatte Mihambo bis zuletzt für sich behalten.
    Im Weiterkommen nur um Haaresbreite in der Qualifikation schob sie noch auf einen zu schnellen Anlauf, der ihr den Absprung vermieste. Jetzt gibt sie zu:

    Seit Covid nach der EM habe ich Probleme mit dem Atmen.

    Malaika Mihambo, deutsche Weitspringerin

    Sie habe seitdem keinen Wettkampf mehr mit sechs Versuchen absolvieren können: "Das hat meine Lunge nicht mitgemacht."

    Mihambo kämpft nachts mit hartnäckigem Husten

    In Paris jedoch waren sechs hochkarätige Versuche nötig. Davis-Woodhall hatte 7,05 Metern im zweiten und 7,10 Metern im vierten Versuch vorgelegt. Dass sie nach schwierigen Jahren mit ihrer ersten Corona-Infektion vor der EM in München 2022 und dem WM-Aus 2023 wegen eines Muskelfaserrisses wieder in der Form ist, hatte Mihambo bei der EM in Rom mit ihrer Sieg-Weite von 7,22 Metern gezeigt.
    Dass sie seit der neuerlichen Corona-Infektion danach bis zuletzt nur auf 70 Prozent ihrer üblichen Gas-Austausch-Kapazität kam und ein hartnäckiger Husten sie nachts am Schlafen hinderte, erzählt sie erst jetzt.
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    Am Ende überwiegt der Stolz

    Die 30-Jährige wirkt wie ein müdes Häufchen Elend neben den beiden vor Glück und Kraft überschäumenden Amerikanerinnen. Diesen Eindruck will Mihambo aber nicht stehen lassen. Sie ringt sich ein Lächeln ab und sagt: "Ich bin unheimlich stolz auf meine Leistung."

    Das muss erstmal irgendjemand schaffen, so gehandicapt zu starten und dann mit einer Silbermedaille da rauszugehen.

    Malaika Mihambo, deutsche Weitspringerin

    Sie hat es geschafft. Sie bekommt wieder Luft. Die Tränen sind getrocknet. So schlecht war dieser Abend ja vielleicht doch nicht.

    Olympia "Relive"
    Quelle: ZDF

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