Tobias Potye hat bei der
Leichtathletik-WM die erhoffte Medaille knapp verpasst. Er übersprang im Finale gute 2,33 Meter, das reichte am Ende aber nur zu Platz fünf.
Potyes verhängnisvoller Fehlversuch
Potye schrie seinen Frust heraus, er haderte und raufte sich die Haare. Denn der Vize-Europameister wusste, dass seine Höhe zu Bronze hätte reichen können. Potye überquerte die 2,33 Meter erst im zweiten Versuch, hätte er die Latte gleich im ersten Durchgang überquert, hätte der 28-Jährige Bronze mit nach Hause genommen.
Doch so zerplatzte eine der wenigen großen Medaillen-Hoffnungen des deutschen Teams in Ungarn. Und für Potye sein ganz persönlicher Traum.
Tamberi springt zu Gold
WM-Gold ging erstmals an Europameister und Olympiasieger Gianmarco Tamberi (2,36/Italien), Silber sicherte sich der höhengleiche US-Amerikaner JuVaughn Harrison. Bronze holte Titelverteidiger Mutaz Essa Barshim (2,33/Katar).
Potye hatte im Vorfeld der WM 2,34 Meter übersprungen und war als Nummer drei der Welt nach Budapest geflogen, das Ziel des Informatik-Studenten: Ein ähnlicher Coup wie bei der Heim-EM im Vorjahr.
Am fünften Wettkampftag sind aus deutscher Sicht zur Halbzeit der Leichtathletik-WM in Budapest alle Augen auf einen Hürdenläufer gerichtet. Joshua Abuaku ist im Finale dabei.
2,36 Meter zu hoch für Potye
Doch als die Latte auf 2,36 Meter gelegt wurde, konnte Potye nicht mehr mithalten - es wäre eine Verbesserung seiner Bestleistung um zwei Zentimeter gewesen.
Dabei versuchte sich Potye immer wieder zu pushen, klopfte sich auf die Wangen, die Oberschenkel, nach dem Motto: "Aufwachen, Junge." Seine Einstiegshöhe von 2,20 Meter hatte er problemlos gemeistert, dann die 2,25 Meter erst im zweiten, die 2,29 Meter wieder im ersten. Die 2,33 Meter wieder erst im zweiten.
Später ging ihm die Puste aus. Vielleicht auch, weil Potye in der Vergangenheit immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, hinzu kamen Erkältungen und andere Krankheiten. Zuletzt beeinträchtigten muskuläre Probleme wieder seine WM-Vorbereitung.
Diskuswerferinnen gehen leer aus
Auch das deutsche Diskus-Trio um
Kristin Pudenz verpasste eine Medaille. Vize-Europameisterin Pudenz belegte im Finale als beste Deutsche mit 65,96 Metern den sechsten Rang, 2,24 Meter fehlten der Landespolizistin zur Bronzemedaille.
Gold sicherte sich überraschend die US-Amerikanerin Laulauga Tausaga, die sich mit ihren 69,49 Metern im fünften Durchgang vor die favorisierte Olympiasiegerin Valarie Allman setzte. Tausagas Landsfrau (69,23) musste sich in einer hochklassigen Entscheidung mit Silber begnügen. Bronze ging an die chinesische Titelverteidigerin Bin Feng (68,20).
Hoffnungen nicht erfüllt
Shanice Craft (Halle an der Saale) gelang wie Pudenz der Einzug in den Endkampf der besten Acht, mit 65,47 wurde sie Siebte. Die EM-Dritte Claudine Vita (Neubrandenburg/63,19) belegte den zehnten Rang.
Auf den drei DLV-Athletinnen hatten große Medaillenhoffnungen gelegen. Das Trio zählte vor den Titelkämpfen in Ungarn zu den sieben besten Werferinnen der Welt.
Die bislang letzte Medaille im Frauen-Diskus holte Deutschland durch Nadine Müller 2015 in Peking (Bronze).
Schönlebes Uralt-Rekord geknackt
Indes ist der frühere DDR-Starsprinter Thomas Schönlebe nach 36 Jahren seinen Europarekord über 400 Meter los. Im Halbfinale lief der Brite Matthew Hudson-Smith in 44,26 Sekunden sieben Hundertstel schneller als der heute 58 Jahre alte Sachse bei seinem Titelgewinn bei den Weltmeisterschaften 1987 in Rom.
Schönlebes Bestmarke hatte schon einige Male heftig gewackelt. In den 90ern liefen die Briten Iwan Thomas (44,36), Roger Black und Mark Richardson (beide 44,37) nah heran. In Budapest hatte der Norweger Havard Bentdal Ingvaldsen im Vorlauf 44,39 erzielt.
Der älteste Europarekord war es aber nicht: Über 200 Meter ist seit 1979 der schon vor zehn Jahren verstorbene Pietro Mennea (19,72) die kontinentale Nummer eins.
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Quelle: SID/dpa