Leichtathletik: Die EM als Kur fürs Selbstbewusstsein
Leichtathletik in Rom:Die EM als Kur fürs Selbstbewusstsein
von Susanne Rohlfing
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Zuversicht tanken für Paris: Das ist nach einer verpatzten WM und vor Olympia der Auftrag für die Leichtathletik-EM an die 111 Sportlerinnen und Sportler im deutschen Team.
Schon zwei Mal Europameisterin geworden: Gesa Krause (Archivfoto)
Quelle: Imago
Die dreifache Null schmerzt noch immer. Null Gold-, null Silber-, null Bronze-Medaillen, so lautete die bittere WM-Bilanz der Mannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) nach den Titelkämpfen im vergangenen Jahr in Budapest.
Diskussionen, ob man Rom auf dem Weg nach Paris auslassen sollte oder wollte, habe es nicht gegeben, sagt DLV-Sportvorstand Jörg Bügner: "Zwei internationale Meisterschaften stellen unstrittig eine Herausforderung dar. Dieser stellen wir uns seit 2012."
Dei deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper brennt darauf, bei Olympia 2024 in Paris wieder anzutreten. Die Doku über die 27-Jährige.05.06.2024 | 20:48 min
Für manche ist die EM der Höhepunkt
Also reist der DLV mit 111 Athletinnen und Athleten zur EM. Wer nicht angeschlagen pausieren muss, ist dabei - egal ob Spitzenkraft mit Aussicht auf olympische Ehren oder Nachwuchstalent mit dem Auftrag, zu lernen.
"Es ist ganz klar, dass für die Top-Athleten der Fokus auf den Olympischen Spielen liegt, da ist die EM nur eine Zwischenstation", sagt Bügner: "Aber wir haben ja nicht unerheblich viele Athletinnen und Athleten dabei, für die Rom der Jahreshöhepunkt ist." Und die EM hat das Potenzial, die dunklen Erinnerungen an die WM 2023 in Budapest zu überstrahlen.
Titelverteidiger in Form
Vor zwei Jahren gab es beim EM-Heimspiel in München 16 Medaillen für das deutsche Team. 7-7-2 lautete die Bilanz, was natürlich sehr viel besser klingt als das Budapester Resultat 0-0-0.
Sprinterin Gina Lückenkemper, Speerwerfer Julian Weber und Zehnkämpfer Niklas Kaul wollen in Rom ihre Titel verteidigen, sie alle haben in dieser Saison schon ansprechende Leistungen gezeigt.
Konstanze Klosterhalfen fehlt bei EM
Zu den Spitzenkräften des DLV zählen auch Marathon-Europameister Richard Ringer, der in Rom ein starkes deutsches Halbmarathon-Team (im Olympiajahr werden bei einer EM nicht die vollen 42,195 Kilometer gelaufen) anführt.
Samstag, 8. Juni Um 10 Uhr, begrüßt ZDF-Leichtathletik-Moderator Norbert König (Foto) die Zuschauerinnen und Zuschauer zu "sportstudio live" am zweiten Wettkampftag der Leichtathletik-EM in Rom. Fabian Meseberg und Marc Windgassen sind als Live-Kommentatoren im Einsatz. Dabei stehen unter anderem das 20-Kilometer-Gehen, der Siebenkampf der Frauen, der Weitsprung der Männer, der Diskuswurf der Frauen und als Höhepunkt am Abend das 100-Meter-Finale der Männer auf dem Programm.
17:55 - 19:30 Uhr Livestream auf sportstudio.de und ZDFheute mit der Entscheidung im 20-Kilometer-Gehen der Männer mit Medaillenhoffnung Christopher Linke, Kommentator: Felix Tusche
Montag, 10. Juni Am vierten Tag der Leichtathletik-EM steht der Zehnkampf der Männer im Blickpunkt mit Titelverteidiger Niklas Kaul. Außerdem auf dem Programm: Stabhochsprung Frauen, 400 Meter Männer und Frauen als Highlight das 200 Meter Finale der Männer.
Mittwoch, 12. Juni Der Schlusstag mit Stabhochsprung und Superstar Armand Duplantis, Speerwurf der Männer mit Titelverteidiger Julian Weber, Weitsprung der Frauen mit Olympiasiegerin Malaika Mihambo, dazu die Staffelwettbewerbe über 4x400-Meter und 4x100-Meter der Männer und Frauen.
Fehlen wird 5.000-Meter-Europameisterin Konstanze Klosterhalfen. Die 27-Jährige sagte aus gesundheitlichen Gründen ab und will sich jetzt ganz darauf konzentrieren, wieder fit zu werden und noch die Olympia-Norm zu knacken. "Ihre Absage schmerzt sehr", sagt Bügner:
Speerwerfer Vetter und Röhler arbeiten am Comeback
Nun gelte es, kein Risiko einzugehen und wieder aus dem Tief herauszukommen. "Es gibt immer Aufs und Abs, weil wir uns in diesen Leistungsbereichen an der absoluten Grenze bewegen", erklärt Bügner: "Es ist ein ständiges Wiederaufstehen, das zeichnet den Sport aus. Die wahren Könner kommen immer wieder zurück und schieben ihr Level dann immer noch etwas weiter nach oben."
Das gilt wohl für Klosterhalfen wie auch fürs gesamte Team. Und für die beiden Speerwerfer Johannes Vetter (Weltmeister 2017) und Thomas Röhler (Olympiasieger 2016), die zuletzt immer wieder von Verletzungen ausgebremst wurden.
Noch fehlen sie dem Team, aber beide arbeiteten an einem Comeback, bestätigte Bügner: "Wir bewerten die Situation Ende Juni bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, das ist die letzte Möglichkeit, um auf den Zug nach Paris aufzuspringen."
Der hält nun zunächst in Rom. "Wir werden da hoffentlich Selbstbewusstsein tanken, aber wir kennen auch den Unterschied zwischen einer EM und den Olympischen Spielen", sagt Bügner.
In einigen Disziplinen sei die Weltspitze den Deutschen weit entrückt, da brauche es Zeit, um wieder anzuknüpfen. Einen Schritt nach dem anderen machen, das ist Bügners Vorgabe. "Wir erwarten keine Wunder", betont er. Nur diesen einen Schritt weg von der Dreifach-Null, den will der Sportvorstand möglichst bald sehen.
Stabhochspringerin Sarah Vogel ist eines der größten deutschen Talente. Ihr Traum von einer Olympia-Teilnahme 2024 in Paris gestaltet sich als erbarmungslos.