Olympia: Turmspring-Legende Tom Daley - Glücklich wie nie
Turmsprung-Legende:Tom Daley: Glücklich wie nie
von Florian Haupt
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Die homosexuelle Turmsprung-Legende Tom Daley wagte für Olympia ein Comeback. Nicht mal er kann mit den imposanten Chinesen mithalten. Dafür war die Familie mit dabei.
Turmspringer Tom Daley in Aktion.
Quelle: dpa
Natürlich machte Tom Daley auch auf dem Wasser eine gute Figur, als er bei der olympischen Eröffnungsfeier als Fahnenträger vorn im britischen Boot saß. Sein Job aber besteht darin, ins Wasser einzutauchen, und da war der Star der Turmspringer am Montag in Saint-Denis gefragt. Ihn begleitete tosender Applaus bei jedem Sprung.
Zusammen mit seinem neuen Partner Noah Williams konnte Daley die Goldmedaille von Tokio 2021 im 10-Meter-Synchronspringen zwar nicht verteidigen, belegte aber hinter den siegreichen Chinesen Hao Yang und Junjie Lian den zweiten Platz. Viel oder wenig, gut oder schlecht? Für Daley keine Frage.
Nach dem Triumph von Tokio hatte Daley seine Karriere eigentlich beendet. Das einstige Wunderkind der Szene - mit 13 Jahren Europameister, mit 15 Weltmeister - hatte bei seinen vierten Spielen endlich seine erste Goldmedaille gewonnen.
Daley, seit einem Outing 2013 der wohl bekannteste offen schwule Sportler, wollte fortan den Hausmann und Familienvater geben. Mit seinem Ehemann Dustin Lance Black, einem Oscar-gekrönten Drehbuchschreiber ("Milk", 2008), hat er zwei kleine Jungs.
Doch dann machte die Familie zusammen einen Ausflug in ein Olympiamuseum. Daley wurde emotional, sein älterer Sohn, damals vier, spürte es, fragte nach und wünschte sich schließlich, seinen Vater auch noch mal als Olympioniken zu sehen.
Er sei ein "so glücklicher Wasserspringer wie noch nie", sagte Daley nun mit der Silbermedaille um den Hals, weil Wasserspringen mehr Spaß mache, wenn es nicht mehr das Wichtigste im Leben sei. Wie zum Beweis trug er noch lange nach der Medaillenübergabe einen Saftbecher mit sich herum, den sein jüngerer Sohn, ein Jahr alt, in kindlichem Überschwang auf das Podium geworfen hatte.
Daleys Eheman Dustin Lance Black feuert den Olympioniken von der Tribüne aus an.
Quelle: dpa
Ein bisschen wie bei Messi
In gewisser Weise ist es bei ihm wie bei Lionel Messi nach dem erlösenden WM-Sieg mit Argentinien. Er hat endlich nicht mehr das Gefühl, etwas beweisen zu müssen, er kann es genießen. Warum dann nicht einfach weitermachen? Sogar seine Teilnahme an den Spielen 2028 an seinem Wohnort Los Angeles stellte er nach seinem einzigen Pariser Start - im Einzel tritt er nicht an - in Aussicht.
Das ist schon deshalb besonders, weil Wasserspringen keine typische Sportart für langlebige Karrieren ist. Daley bestritt in Paris sein fünftes Olympia, er kommt nun auf fünf Medaillen, einmal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze.
Dominanz der Chinesen
Diese Lebensleistung gewinnt weiter an Wert, wenn man ihr die unglaubliche Dominanz der Chinesen im Sprungbecken entgegen hält. Seit ihren Heimspielen in Peking 2008 haben sie 27 von 32 möglichen Goldmedaillen gewonnen. 2021 in Tokio waren es sieben von acht - alle bis auf die von Daley und seinem damaligen Partner Matty Lee.
Doch in Paris gaben sich Yang und Lian nicht die geringste Blöße. In jedem der sechs Durchgänge erzielten sie die beste Wertung. "Unglaublich" nannte Daley ihre Leistung.
China bleibt ein letztes Ziel: Alle Goldmedaillen
Wenn sogar Daley aufstecken muss, scheint China so nah am Ziel wie nie. Die Frage, ob sie diesmal die volle Acht schaffen werden, ist das beherrschende Narrativ am Pool von Saint-Denis. Die meisten Experten beantworten sie klar mit Ja.
Während sich Yang bei der Pressekonferenz eine lustige Brille mit den fünf olympischen Ringen aufsetzte, könnte neben allen Feelgood-Faktoren auch das eine Motivation für Daley im Hinblick auf 2028 sein: "Es ist interessant, in der Lage zu sein, die Hoffnung und den Glauben zu haben, die chinesischen Springer schlagen zu können", formulierte er nach Silber. Viel auf die Couch wird er sich dafür nicht setzen dürfen.