Nüsse: Gesundes Superfood - aber auch fair und nachhaltig?

    Undurchsichtige Lieferketten:Der schwierige Weg von Nüssen zum Kunden

    von Judith Paland
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    Nüsse sind Nährstoffbomben. Doch weite Transportwege und undurchsichtige Lieferketten trüben das Image der kernigen Lieblinge. Eine Umverteilung könnte für mehr Fairness sorgen.

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    Nüsse gelten als kerngesund. Doch die Arbeitsbedingungen in Anbauländern und gigantische Transportwege weltweit verursachen dramatische Gesundheitsprobleme und Umweltschäden.07.05.2023 | 28:55 min
    Nüsse sind wichtig für eine ausgewogene Ernährung: Expert*innen weltweit empfehlen sogar, den Nusskonsum von täglich 30 Gramm auf 50 Gramm zu erhöhen. Doch damit wir unseren Hunger nach Nüssen stillen können, leiden Natur und Mensch in den südlichen Anbauländern. Die große Frage: Lässt sich der Konsum auch nachhaltig gestalten?

    Herkunft und Frische von Nüssen




    Nüsse fair und nachhaltig konsumieren

    Für Estella Schweizer, Köchin und Autorin eines Nusskochbuchs, schließen sich eine faire klimafreundliche Ernährung und Nuss-Küche nicht aus: "Wenn wir uns als Konsument*innen orientieren und direkt gehandelte Nüsse verzehren, ist der Weg so klein wie möglich. Und wir unterstützen damit kleinbäuerliche Strukturen am anderen Ende der Welt."

    Wir bezahlen einen fairen Preis dafür, dass Menschen sich ihren Lebensunterhalt sichern können.

    Estella Schweizer, Köchin und Autorin eines Nusskochbuchs

    Cashews beispielsweise von der Elfenbeinküste sollten unmittelbar vor Ort geknackt und direkt nach Europa exportiert werden - ohne den Umweg über asiatische Verarbeitungsbetriebe. Das verkürzt nicht nur die Transportwege, sondern sorgt auch dafür, dass ein Großteil des Umsatzes in den Anbauländern verbleibt.

    Fair gehandelte Nüsse sind Mangelware

    Obwohl der Nussmarkt seit Jahren boomt, bleiben fair zertifizierte Nüsse jedoch absolute Nischenprodukte. Wie sie produziert werden und über welche Umwege sie bei uns im Supermarktregal landen, ist für Verbraucher und Verbraucherinnen kaum nachvollziehbar.

    Nährstoffe der verschiedenen Nuss-Sorten







    Eine generelle Deklarationspflicht für geknackte Nüsse gibt es nicht - keiner muss angeben, woher die Nuss kommt und ob sie vor Ort tatsächlich "fair" geerntet und weiterverarbeitet wurde. Einige Hersteller setzen auf freiwillige Angaben auf den Verpackungen. Sie werben mit eigenen Projekten oder setzen auf ihre langjährigen Partnerschaften in den Anbauländern.

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    Undurchsichtige Deklarierung bei Nüssen

    Ob die faire Nuss dann tatsächlich auch so fair und nachhaltig ist, lässt sich meist nur durch intensive Recherche verifizieren. "Dieser ganze Labeldschungel, den wir da für verschiedene Produkte haben", sagt Friedel Hütz-Adams, Wirtschaftsexperte vom Südwind Institut e.V. Man müsse ja erst mal ein paar Stunden ein Studium machen, bevor man in den Supermarkt gehe. "Das kann nicht die Lösung sein."
    Die Verantwortung läge bei den Unternehmen, direkt gehandelte und fair produzierte Nüsse in die Regale zu bringen, ist seine Meinung.
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    Nüsse zu günstig in den Regalen?

    Start-ups wie beispielsweise fairfood Freiburg versuchen, die faire Nuss aus der Nische zu heben. Denn die große Masse der verfügbaren Nüsse im Discounter wird aktuell noch konventionell geerntet und verarbeitet.
    fairfood-Gründer Amos Bucher kritisiert, dass vielen Verbrauchern und Verbraucherinnen nicht bewusst ist, was vor Ort passiert.

    Wenn ich für 15 Euro Mandeln kaufe, dann bezahle ich nicht den wahren Preis, da bezahlt jemand anderes mit.

    Amos Bucher, fairfood-Gründer, über Nüsse im Discounter

    "Zum einen die Farmer, die nicht ausreichend leben können von ihrer Ernte, zum anderen auch die Natur, die ausgebeutet wird", so Bucher.

    Wasserkrisen im Ausland
    :Wie unser Konsum woanders Wasserkrisen schürt

    Wasser steckt in so gut wie allen Konsumgütern. Und sie werden weltweit gehandelt - auch nach Deutschland. Damit hat unser Konsum einen Einfluss auf die Wassersituation im Ausland.
    von Katharina Schuster
    Zwei kenianische jungs benutzen ein Fahrrad, um Wasser in Kanistern in der ländlichen Stadt Oldonyo Sabuk in Machakos (Kenia) zu holen, aufgenommen am 28.07.2020
    FAQ

    Nuss-Marketing statt fairer Löhne vor Ort

    Müssen Konsumenten also für fair und nachhaltig gehandelte Nüsse tief in die Tasche greifen? Die Gewinne müssten anders verteilt werden, meint Wirtschaftsexperte Hütz-Adams. Denn gerade die Marketingkosten erhöhten den Preis.
    "Das ist ja eine ganz schiefe Kette - dass wir bei vielen Produkten oft mehr Werbungs- als Rohstoffkosten drin haben und die Bauern dann sehr schlecht verdienen und die Marketingagenturen sehr gut." Es müsse also nicht mal sein, dass Nussprodukte deutlich teurer werden, man müsse nur dafür sorgen, dass genügend bei Bäuerinnen und Bauern ankommt, erklärt Hütz-Adams.
    Weniger Marketingkosten, dafür mehr Geld für die Arbeitenden vor Ort. Diese kleine Umverteilung, so die Meinung der Experten, könnte die aktuell problematische Nuss definitiv fairer machen.

    Archiv: Textilfabrik in Bangladesch, aufgenommen am 10.04.2018
    Quelle: dpa

    Moderne Sklaverei, Ausbeutung, Umweltverschmutzung, Not und Elend - auch unsere Produkte werden teilweise unter solchen Bedingungen hergestellt. Die Leidtragenden sind oftmals die Menschen am Anfang der Lieferketten.

    Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (kurz Lieferkettengesetz) verpflichtet Unternehmen seit 2023 zur Umsetzung definierter Sorgfaltspflichten. Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden, Kinder- und Zwangsarbeit, unfaire Löhne, fehlender Arbeits- und Gesundheitsschutz, Landraub und umweltrechtliche Verstöße sollen so verhindert werden. Das gilt für Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitenden, ab 2024 sinkt die Mitarbeitergrenze auf 1.000 Angestellte.

    Bei Missachtung werden Unternehmen mit Bußgeldern belegt - diese können bis zu acht Millionen Euro oder bis zu zwei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen. Je nach Höhe des Bußgeldes können Unternehmen zusätzlich für drei Jahre von öffentlichen Auftragsvergaben ausgeschlossen werden.

    Kritische Stimmen bemängeln, dass die geplanten Entwürfe nicht weit genug gehen, insbesondere beim Thema Umweltschutz und Haftbarkeit. Unternehmen sollen demnach nicht für Schäden aufkommen, die von Tochterfirmen im Ausland verursacht wurden. Für Kläger würde dies bedeuten, dass die Beweislast allein bei ihnen liegen würde - für die betroffenen Menschen am Anfang der Lieferkette oftmals eine unüberwindbare bürokratische Hürde.

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