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Schaumwein aus Frankreich:Champagner: Ausbeutung bei der Weinlese
von Renée Severin
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Der Schaumwein aus der Champagne ist weltberühmt. Jährlich setzt die Branche mehrere Milliarden um. Doch in der Herstellung gelten teils Bedingungen, die moderner Sklaverei ähneln.
Champagner gilt als Luxusgut. Doch hinter der glamourösen Fassade werden Erntehelfer teils schamlos ausgebeutet.14.12.2023 | 6:02 min
Champagner steht für Luxus und Genuss. Doch im Nordosten Frankreichs schuften Saisonarbeiter - teils unter illegalen Bedingungen - für den Schaumwein aus der Champagne. In dem Weinbaugebiet sitzen fast alle großen Produzenten der Branche. Von dort aus wurden laut Champagne-Verband im vergangenen Jahr mehr als 325 Millionen Flaschen versendet.
Bezahlung von Saisonarbeitern oft unter Tarif
Um das zu stemmen, werden jährlich über 100.000 Saisonarbeiter benötigt. In der Zeit der Weinlese ernten sie die Trauben auf rund 34.000 Hektar Weinbaufläche. Youssef ist Erntehelfer. Ihm wurde oft Lohn weit unter dem Tarif angeboten:
Doch viele Erntehelfer wie er brauchen das Geld. Die Arbeit ist hart: Jede Traube muss - per Gesetz festgelegt - von Hand gelesen werden. Ein Erntehelfer sammelt so pro Tag mehrere hundert Kilo. Einmal habe Youssef vier Tage gearbeitet, der Auftraggeber verschwand plötzlich ohne Bezahlung. "So läuft das hier immer", erzählt Youssef. Er kommt aus Lille, über zwei Stunden von der Champagne entfernt. Bis er einen neuen Job hat, übernachtet er im Park.
In der Champagne sitzen fast alle großen Produzenten der Branche.
Quelle: ZDF
Gewerkschafter: Ausbeutung mit System
Die Saisonarbeiter kommen häufig aus dem Ausland. Berichten zufolge sollen sie an Bahnhöfen oder in Parks von Dienstleistern angeworben werden. José Blanco, Gewerkschafter in der Champagne-Industrie, sagt:
Er arbeitet seit 36 Jahren in der Champagner-Industrie und kämpft gegen die Ausbeutung durch zwielichtige Subunternehmer. Gerade für kleine Betriebe sei die Personalsuche schwer, erklärt Christophe Pernet, Winzer und Mitglied im Arbeitgeber-Verband. "Aus diesem Grund konnte man in den letzten Jahren feststellen, dass sich die Arbeit auf Dienstleistungsbasis immer stärker entwickelt hat."
2022 verbuchte die Branche einen Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro, so der Champagne-Verband. Zwei Drittel dessen wurden demnach durch Export gemacht. Der Champagner trägt nachweislich zur Vitalität der französischen Wirtschaft bei und lässt auch illegale Geschäftsmodelle wachsen.
Menschenhandel: Saisonarbeiter klagen
Die Ausmaße krimineller Machenschaften zeigt dieser Fall: 2022 wird ein Dienstleister wegen Menschenhandels rechtskräftig verurteilt. Saisonarbeiter hatten das Subunternehmer-Netzwerk angezeigt. "Ich habe fünf Tage lang ohne Vertrag gearbeitet", erzählt Sifatullah Wazirwal. Der Mann aus Afghanistan rief damals die Polizei.
Der Dienstleister habe gesagt, es gäbe Zimmer für die Arbeiter, so Wazirwal, sauber und aufgeräumt. In Wahrheit habe es nicht genug Essen gegeben. Ein Foto aus der Lokalpresse zeigt: Die Menschen schliefen auf dem Boden.
Die meisten Opfer waren Asylbewerber. "Wir arbeiteten bis kurz vor Mitternacht. Morgens wachten wir gegen 5 oder 6 Uhr auf", erzählt Wazirwal.
Champagner-Marke beauftragte Subunternehmer
Damals habe eine große Champagnermarke einen Subunternehmer beauftragt, der wiederum einen anderen Subunternehmer beauftragte. "Vor Gericht wurden diese zweite und dritte Ebene beleuchtet. Am oberen Ende der Pyramide stand aber jemand, der im Namen der großen Champagnermarke die Weinlese beaufsichtigen sollte", so Benjamin Chauveaux, Anwalt vieler Opfer in dem Prozess.
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Diese Person sei durch die Maschen des Netzes geschlüpft, frustrierend für die Betroffenen.
Mehr Nachhaltigkeit: Branche unter Druck
Das Image der Champagne sei angekratzt, meint Gewerkschafter José Blanco. Zudem wachse der Druck durch italienische Prosecco-Alternativen. Auch Nachhaltigkeit spielt in der Branche eine immer größere Rolle.
So ändern Winzer ihre Weinanbauten und liefern diese auf nachhaltige Weise aus. Auch der Champagne-Verband wirbt mit wachsender Nachhaltigkeit. Über die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer stellt er auf seiner Homepage kaum Informationen.