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Kautschuk für Autoreifen:Wo das Lieferkettengesetz an Grenzen stößt
von Berndt Welz
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Das EU-Lieferkettengesetz soll garantieren, dass nach Europa keine Rohstoffe kommen, für die Regenwald gerodet wurde. Doch gerade bei Kautschuk ist dies kaum möglich.
Für Autoreifen wird Regenwald zerstört. Die Hersteller benötigen Kautschuk. Wenn neue Plantagen entstehen, müssen bislang unberührte Wälder weichen. Dabei gäbe es Alternativen.04.02.2024 | 28:40 min
Die Münchner Sportartikel-Messe Ispo bekam vor kurzem ganz besonderen Besuch: Mai Loyen, CEO der thailändischen Agrarkooperative Agriac, warb für nachhaltigen Kautschuk.
Die 3.000 Agriac-Kleinbauern bewirtschaften ihre Plantagen streng nach den Richtlinien des FSC. Die Zertifizierungs-Organisation verlangt erhöhte Standards bei Arbeitsbedingungen, sowie die Verpflichtung, keinen Regenwald für neue Kautschukplantagen zu roden.
In Deutschland angebauter russischer Löwenzahn könnte zukünftig den Naturkautschuk aus den Regenwäldern ersetzen.
Quelle: ZDF/CWUM
Kautschuk wird vor allem auch in Sohlen von Sportschuhen verarbeitet. Bei deren Herstellern stieß Mai Loyen auf offene Ohren. Aus einem ganz konkreten Grund: Beim Import von Gütern in die EU sollen Menschenrechte, die Umwelt und der Schutz der für das Klima so unverzichtbaren Regenwälder Priorität haben.
Eine entsprechende Regelung wird wohl spätestens Ende 2024 umgesetzt werden. Verstoßen Unternehmen gegen das neue EU-Lieferkettengesetz, drohen ihnen Strafen.
Das Europaparlament und die EU-Länder haben sich auf ein Lieferkettengesetz geeinigt. Damit sollen Unternehmen für ihre Produktionsbedingungen haftbar gemacht werden können.14.12.2023 | 0:18 min
Keine Transparenz in der Kautschuklieferkette
Die Bestimmungen gelten auch für landwirtschaftliche Rohstoffe aus den Tropen. Auf Europas Reifenhersteller kommt mit dem neuen Lieferkettengesetz einiges zu. Denn bis der Kautschuk in den Pneu kommt, hat er für gewöhnlich bis zu sieben Zwischenhändler hinter sich. Transparenz ist dabei so gut wie unmöglich. Für den deutschen Autoreifenhersteller Continental ist die neue EU-Regelung wettbewerbsverzerrend:
Doch es hilt nichts. Deswegen gehen einige Autoreifenhersteller neue Wege: Michelin schult auf eigenen Industrieplantagen auf Sumatra und in der Elfenbeinküste Arbeiter, will dadurch mehr Kautschuk aus seinen Plantagen herausholen und auch Kinderarbeit verhindern.
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In Jambi auf Sumatra hat das französische Unternehmen allerdings die Kritik von Umweltorganisationen auf sich gezogen. Michelin wird vorgeworfen, Investoren im Jahr 2018 wissentlich eine Kautschuk-Plantage als grüne Geldanlage angeboten zu haben, die kurz zuvor noch intakter Regenwald war. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe.
Löwenzahn als Kautschukersatz
Auch Continental versucht sich in Innovation: Zwar bezieht der Hannoveraner Konzern auch seinen Gummi aus Südostasien und schult ebenfalls Bauern. Doch ist es dem Konzern gelungen, nachhaltigen Kautschuk mit Flüssigkeiten zu markieren. Mit dieser Art Stempel, so Conti, sei eine Nachverfolgung möglich.
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Mit Forschern des Fraunhofer Instituts in Münster arbeitet Continental außerdem an einer Alternative zum Kautschuk aus den Tropen: Latex, also flüssiger Kautschuk, aus den Wurzeln des russischen Löwenzahns. Christian Schulze Gronover vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie sagt:
Doch es wird voraussichtlich noch zehn Jahre dauern, bis er industriell zur Autoreifenproduktion eingesetzt werden kann. Zumindest für Fahrradreifen wird er schon verwendet.
Eine App für mehr Transparenz
Mit digitaler Technik arbeitet Agriac, die thailändische Kooperative von Mai Loyen. Die 3.000 Kleinbauern sind mit Handys und Apps ausgestattet und registrieren darauf ihre tägliche Ernte. Mit den Kautschuk-Fabriken, zu denen der Rohstoff in großen LKW gelangt, besteht eine direkte Beziehung, ganz ohne Zwischenhändler.
Mai Loyen verspricht völlige Transparenz in den Lieferketten.
Auf der Münchner Sportartikel-Messe Ispo sorgte sie für großes Interesse bei den Sportartikelherstellern. Auch ein italienischer Reifenproduzent zählt schon zu den Kunden.
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