Auszeit vom Alltag: So beantragen Sie eine Vater-Kind-Kur

    Anspruch auf Auszeit vom Alltag:Das sollten Sie zur Vater-Kind-Kur wissen

    von Bianca Koch
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    Gestresst, überlastet, erschöpft: Die Vater-Kind-Kur bietet Vätern eine Auszeit vom Alltag, um Körper und Psyche zu stärken. Wer eine Kur beantragen kann und wie sie abläuft.

    Ein Vater geht mit seinem Kind im Kinderwagen über eine Holzbrücke in der Natur spazieren.
    Väter sind durch Beruf, Alltag und Familie immer häufiger überlastet. Dann kann eine Kur helfen.
    Quelle: Imago / Cavan Images

    Väter übernehmen in der Gesellschaft zunehmend eine aktive Rolle in der Kindererziehung und Familienorganisation. Auch sie können davon überfordert, erschöpft und ausgebrannt sein. Trennungen, schwere Erkrankungen in der Familie oder der Verlust eines Angehörigen können zusätzliche Belastungen darstellen, bei denen eine Pause vom Alltag sinnvoll ist.

    Neue Kraft dank Vater-Kind-Kur

    Die Vater-Kind-Kur ist eine besondere Rehabilitationsmaßnahme und speziell auf die gesundheitlichen Bedürfnisse von Vätern und ihren Kindern ausgerichtet. Sie biete Vätern die Möglichkeit sich zu erholen und dennoch Zeit mit den Kindern zu verbringen, sagt Hans Hartmann, Psychiater, Neurologe und leitender Arzt am Plöner DRK-Zentrum.

    Die Väter möchten lernen mit Stress besser umzugehen, sie möchten mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und sie möchten Kraft tanken.

    Dr. Hans Hartmann, Psychiater und Psychotherapeut

    Eine sichere Bindung zum Vater stärke zudem die Resilienz des Kindes und dessen schulische Leistungen, erklärt Hartmann. Der Anteil der Väter in Kurmaßnahmen ist deutlich gestiegen. Im Jahr 2023 verzeichnete allein das Müttergenesungswerk einen Zuwachs um 30 Prozent auf rund 3.000 Väter, die an Kurmaßnahmen teilgenommen haben.
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    Wann Väter Anspruch auf eine Kur haben

    Anspruch auf eine Vater-Kind-Kur besteht, wenn medizinische Gründe vorliegen, die eine stationäre Rehabilitation erfordern. Die häufigsten Gründe sind Dauerstress, Schlafmangel oder Burnout-Symptome. Die ständige Herausforderung, den Beruf und die Erziehung der Kinder unter einen Hut zu bekommen, könne zu Belastungssymptomen führen, so Familientherapeut Hartmann.

    Es ist wichtig von den To-do-Listen runterzukommen auf Loslass-Listen.

    Dr. Hans Hartmann, Familientherapeut

    Allein im DRK-Zentrum Plön hatten etwa 80 Prozent der Väter eine chronische Erschöpfung oder eine Erschöpfungsdepression als Eingangsdiagnose. Auch bei chronischen Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Atemwegsproblemen kann eine Kur helfen.
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    Welche Kur-Angebote gibt es für Väter?

    Damit eine Kur in Anspruch genommen werden kann, wird eine ärztliche Bescheinigung benötigt. Sie wird in der Regel vom Hausarzt ausgestellt, wenn ambulante Maßnahmen der Rehabilitation nicht ausreichen, um die gesundheitliche Situation zu verbessern. Die Bescheinigung ist die Grundlage für die Bewilligung durch die Krankenkasse.
    Die Kurmaßnahme ist eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkasse und wird bei dieser beantragt. Der Anspruch gilt unabhängig davon, ob der Vater alleinerziehend ist oder in einer Partnerschaft lebt. Neben der klassischen Vater-Kind-Kur gibt es auch Rehabilitationsmaßnahmen für Väter allein. Diese konzentrieren sich ausschließlich auf die Gesundheit und Erholung des Vaters.
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    Bei der Vater-Kind-Kur liegt der Fokus auf der gemeinsamen Zeit mit dem Kind, kombiniert mit Therapieangeboten für den Vater und Freizeitangeboten für das Kind. Daneben gibt es auch Kuren speziell für Alleinerziehende.

    Der Antrag wird zusammen mit dem Attest bei der Krankenkasse eingereicht. Dabei unterstützen Sozialdienste, Beratungsstellen oder Organisationen wie das Müttergenesungswerk. Innerhalb von drei Wochen entscheidet die Krankenkasse über den Antrag. Sollte die Kur abgelehnt werden, kann Widerspruch eingelegt werden. Auch dabei helfen die Beratungsstellen.

    Kuren können alle vier Jahre beantragt werden, außer es liegt eine neue medizinische Dringlichkeit vor. Die Kosten für die Kur übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse. Väter zahlen lediglich einen Eigenanteil von zehn Euro pro Tag. Für Kinder fallen keine Kosten an. Für einkommensschwache Familien gibt es die Möglichkeit, vom Müttergenesungswerk einen Zuschuss zu erhalten. Privatversicherte müssen prüfen, ob ihre Versicherung Leistungen wie eine Vater-Kind-Kur abdeckt.

    Ablauf einer Vater-Kind-Kur

    Die Kur dauert in der Regel drei Wochen. Am ersten Tag erfolgt die Einführung in den Kuralltag. Väter und Kinder lernen das Team und die anderen Teilnehmer kennen. Der Therapieplan wird individuell auf die gesundheitlichen Bedürfnisse des Vaters abgestimmt.
    Die Tage sind mit verschiedenen Therapieformen, Seminaren und Freizeitangeboten strukturiert. Dazu gehören physiotherapeutische Anwendungen, Entspannungstraining oder psychosoziale Beratung.

    In Einzelgesprächen wird geschaut, wo es Möglichkeiten gibt, den Familienalltag anders zu organisieren.

    Dr. Hans Hartmann, Psychiater und Psychotherapeut

    Für die Kinder werden Betreuungsangebote und pädagogische Programme bereitgestellt. Sind sie schulpflichtig, bekommen sie Aufgaben von ihrer Schule mit, die unter Aufsicht gemacht werden. Gemeinsame Erlebnisse wie Ausflüge sind fester Bestandteil der Kur und fördern die Vater-Kind-Bindung.
    Am Ende der Kur wird der Verlauf mit dem Klinikteam besprochen und es gibt Empfehlungen für den Alltag zu Hause.

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