Tarsaltunnelsyndrom: Fußschmerzen durch Nervenengpass

    Tarsaltunnelsyndrom:Schmerzen durch Nervenengpass im Fuß

    von Corinna Klee
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    Missempfindungen und Schmerzen im Fuß können auf ein Tarsaltunnelsyndrom hinweisen. Auslöser: ein gereizter Nerv. Warum die Diagnose schwierig ist und wie behandelt werden kann.

    Tarsaltunnelsyndrom
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    Schmerzen im Fuß kommen häufig vor, denn es gibt viele Ursachen dafür. Fehlstellungen, Verletzungen, Entzündungen oder schlecht sitzendes Schuhwerk etwa. Tritt zudem ein Kribbeln oder Brennen, Taubheits- oder Schwächegefühl auf, könnte das sogenannte Tarsaltunnelsyndrom dahinterstecken.
    Der Tarsaltunnel befindet sich an der Innenseite des Sprunggelenks hinter dem Innenknöchel. Ist der darin liegende Schienbein-Nerv, der Nervus tibialis posterior, eingeklemmt oder gereizt, kann das die entsprechenden Symptome nach sich ziehen.
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    Tarsaltunnelsyndrom: Warum die Diagnose schwierig ist

    Die Diagnose des Tarsaltunnelsyndroms gestaltet sich oft herausfordernd, da die Symptome leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können, erklärt Caroline Werkmeister, Orthopädin und Fußspezialistin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

    Wichtig ist, dass man erst einmal alle Differentialdiagnosen ausschließt.

    Dr. Caroline Werkmeister, Orthopädin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Häufige Fehlinterpretationen seien beispielsweise Probleme im Bereich der Lendenwirbelsäule, eine Entzündung im Fersenbein oder eine periphere Neuropathie, eine Erkrankung der Nerven.
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    So wird ein Tarsaltunnelsyndrom festgestellt

    Neben einer ausführlichen Anamnese und einer klinischen Untersuchung werden bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt, um die genaue Ursache der Beschwerden zu identifizieren.
    Besteht der Verdacht auf ein Tarsaltunnelsyndrom, kann man zusätzlich eine Elektromyographie oder Messung der Nervenleitgeschwindigkeit vornehmen, um die Funktionsfähigkeit des Nervs und den Grad der Nervenschädigung zu beurteilen. Damit werde die Diagnose gesichert, sagt Neurologe Mathias Gelderblom.

    Ist die Nervenleitfähigkeit verlangsamt, ist dies ein typischer Befund für das Tarsaltunnelsyndrom.

    Dr. Mathias Gelderblom, Neurologe, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Ein weiterer Hinweis ist eine geschwächte oder sogar eine Rückbildung der Fußmuskulatur infolge einer langfristigen Schädigung des Nervs, so Gelderblom weiter.

    Ein Tarsaltunnelsyndrom entsteht, wenn der Schienbein-Nerv in seiner Passage durch den Tarsaltunnel gereizt oder komprimiert wird. Zu den möglichen Ursachen zählen:

    • Anatomische Veränderungen
    Zysten, Tumoren oder Knochensporne können im Tarsaltunnel wachsen, was zu einer Einengung und Kompression des Nervs führt.

    • Verletzungen
    Prellungen oder Verstauchungen des Sprunggelenks können Schwellungen hervorrufen, die den Druck im Tarsaltunnel erhöhen und den Nerv reizen.

    • Überlastung
    Sportarten mit hoher Belastung der Füße und Sprunggelenke können das Risiko einer Nervenschädigung erhöhen.

    • Systemische Erkrankungen
    Erkrankungen wie Diabetes oder rheumatoide Arthritis können zu Entzündungen oder Schwellungen im Fuß führen, die den Druck auf den Nerv erhöhen.

    • Fehlstellungen des Fußes
    Senk-, Knick- und Spreizfüße oder andere Fehlstellungen können die natürliche Position der Strukturen im Tarsaltunnel verändern und auf den Nervus tibialis drücken.

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    Tarsaltunnelsyndrom mit Physiotherapie und Medikamenten behandeln

    Die Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms richtet sich nach der Schwere der Symptome und der zugrunde liegenden Ursache. Behandelt werden muss in jedem Fall, sonst drohen dauerhafte Nervenschäden mit chronischen Schmerzen und Taubheitsgefühlen.

    Bleibt das Tarsaltunnelsyndrom dauerhaft unbehandelt, kann das zu sensiblen und motorischen Ausfällen führen.

    Dr. Caroline Werkmeister, Fußspezialistin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    In der Regel wird zunächst konservativ behandelt. Ist beispielsweise eine Fußfehlstellung wie ein Knick-Senkfuß die Ursache, kann mithilfe von Dehnungsübungen und speziellen Techniken zur Mobilisation das Fußgewölbe aufgerichtet und so der Druck auf den Nerv gemindert werden. Physiotherapeutische Übungen müssen meist für lange Zeit in den Alltag integriert werden.
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    In manchen Fällen können spezielle Schuheinlagen den Nerv entlasten. Sie helfen, die Ferse aufzurichten und geben Stabilität. Besser sei es aber, langfristig wieder ohne ein Hilfsmittel zurechtzukommen, sagt Caroline Werkmeister.
    Entzündungshemmende Medikamente sowie Injektionen mit Kortison können zum Einsatz kommen, um akute Entzündungen und Schwellungen im Tarsaltunnel zu lindern. Dadurch schwillt die Entzündung ab und der Druck auf den Nerv lässt nach.

    Nerv durch Operation entlasten

    Bringen konservative Maßnahmen über einen längeren Zeitraum keine Linderung, kann ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Ziel ist, den Druck auf den Nervus tibialis posterior zu reduzieren, indem der Tarsaltunnel entlastet wird. Bei dieser sogenannten Dekompressionsoperation wird das Halteband der Beugesehnen gespalten, um mehr Platz für den Nerv zu schaffen. Auch wenn Tumoren oder knöcherne Veränderungen auf den Nerv drücken, erfolgt eine Operation, um die Wucherung zu entfernen.
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    Quelle: ZDF

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