Chronische Rückenschmerzen: Wann Injektionen helfen
Bildgesteuerte Schmerztherapie:Wenn Injektionen die Rückenschmerzen lindern
von Gunnar Fischer
|
Wenn bei chronischen Schmerzen im Rücken nichts mehr hilft, keine Schmerzmittel, Wärmebehandlungen oder Physiotherapie, könnten Injektionen eine Lösung sein.
Wenn bei chronischen Rückenschmerzen nichts mehr hilft, muss nicht unbedingt eine OP die nächste Maßnahme sein. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Rückenschmerzen sind ein häufiges Volksleiden. Schätzungsweise über die Hälfte der Bevölkerung ist davon mehr oder weniger stark betroffen. Die Beschwerden können durch eine Überlastung von Sehnen und Bändern an der Wirbelsäule entstehen oder durch Verschleißerscheinungen im Bereich der Bandscheiben, Wirbelkörper oder der Zwischenwirbelgelenke (Facettengelenke).
Als Folge dieser degenerativen Veränderung kommt es zur Reizung der Nerven und des umliegenden Gewebes. Meist kann mithilfe klinischer Untersuchungen und bildgebender Verfahren (z.B. Kernspintomografie) der Grund für die Rückenschmerzen festgestellt werden.
Bei der bildgesteuerten Schmerztherapie werden Medikamente millimetergenau dorthin gespritzt, wo der Schmerz entsteht.15.03.2023 | 5:13 min
Therapieoptionen bei chronischen Schmerzen
Neben klassischen konservativen Maßnahmen wie Krankengymnastik und Wärmetherapie bietet die bildgesteuerte Schmerztherapie eine weitere Therapieoption.
In solchen Fällen stellt eine bildgesteuerte Schmerztherapie eine mögliche Behandlungsoption vor einem operativen Eingriff an der Wirbelsäule dar. Bei dieser Infiltration werden in der Regel ein lokal wirkendes Betäubungsmittel und ein entzündungshemmender Wirkstoff wie Kortison direkt an die Stelle gespritzt, wo die Rückenschmerzen ihren Ursprung haben. Damit wird die Schmerzweiterleitung blockiert und die Entzündung herabgesetzt.
Heute ist der Tag der Rückengesundheit. Wir zeigen Ihnen mit diesen drei Tipps, was Sie am Schreibtisch gegen Rückenschmerzen tun können. 15.03.2023 | 0:19 min
Das Medikament werde also in relativ niedrigerer Dosierung über einen längeren Zeitraum abgegeben, im Vergleich zum Beispiel zu einer Kortisontablette, erklärt Thomas Dukatz, Facharzt für Neurochirurgie.
Indikationen für eine bildgesteuerte Schmerztherapie
Beim sogenannten Facettensyndrom liegt eine degenerative Erkrankung (Arthrose) an den Zwischenwirbelgelenken vor. Deswegen wird bei der sogenannten Facetteninfiltration das entzündungs- und schmerzhemmende Wirkstoffgemisch direkt in die Zwischenwirbelgelenke und in die Gelenkkapsel dieser Gelenke gespritzt.
Bei der sogenannten periradikulären Therapie werden gezielt einzelne Nerven betäubt. Dabei wird das Medikament direkt um deren Wurzel verabreicht. Bei diesen Schmerzen strahlen die Beschwerden des jeweils betroffenen Bandscheibensegmentes ins Bein aus. Verantwortlich für die Beschwerden können Bandscheibenvorwölbungen oder Bandscheibenvorfälle sein. Auch degenerativ bedingte knöcherne Verengungen des Wirbelkanals und der Ausgänge der Nervenwurzeln können Auslöser der Beschwerden sein.
Auch das zwischen dem Kreuzbein und dem Darmbein liegende Iliosakralgelenk (ISG) kann für Rückenschmerzen sorgen. Ursachen für Schmerzen im Iliosakralgelenk (ISG-Syndrom) sind meist muskuläre Blockaden oder Entzündungen. Bei der ISG-Infiltration werden die Medikamente in den Bandapparat oder zielgenau in den Gelenkspalt injiziert.
Rückenschmerzen am Ursprung behandeln
Statt permanent Schmerztabletten einnehmen zu müssen, kann mit dem Verfahren also gezielt am Ursprungsort der Schmerzen behandelt werden. Die Injektion erfolgt unter Sichtkontrolle der Computertomografie (CT). Dadurch wird gewährleistet, dass die Medikamente exakt an der gewünschten Stelle verabreicht werden. Diese präzise Vorplanung ist wichtig, um angrenzende Strukturen und Gefäße nicht zu beschädigen. Dennoch gibt es bei dem Verfahren Risiken.
Kurzfristig könne durch das Kortison mal eine leichte Unruhe oder eine Gesichtsrötung der Haut auftreten sowie Schlafstörungen. Bei Patienten mit Bluthochdruck könne sich zudem der Blutdruck erhöhen, so der Experte.
Es kann jedem passieren: ein schmerzhafter Bandscheibenvorfall. Was dann tun? Am Anfang haben konservative Maßnahmen Vorrang. Doch wann kann eine Operation Abhilfe schaffen?
von Anja Braunwarth
Mit Infiltrationen eine OP hinauszögern
Eine Behandlungs-Sequenz besteht aus drei Infiltrationen im Abstand von je zwei Wochen. Sollten die Beschwerden nach weiterführenden konservativen Maßnahmen - wie einer Physiotherapie - erneut auftreten, kann das Verfahren nach etwa sechs Monaten wiederholt werden.
Mittlerweile übernehmen neben den privaten auch immer mehr gesetzliche Krankenkassen die Kosten. Die bildgesteuerte Schmerztherapie wird sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt.