Arthrose und Arthritis: Was man bei Gelenkschmerzen tun kann
Von Arthritis bis Arthrose:Wenn Gelenke ständig schmerzen
von Thomas Förster
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Fast eine Million Deutsche leiden an einer chronischen Gelenkentzündung, einer Arthritis. Die Krankheit kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Was man dagegen tun kann.
Marina Thielert leidet seit Jahren unter Entzündungen in mehreren Gelenken, auch im Daumen. Eine Operation will sie unbedingt vermeiden. Wie das gelungen ist.30.08.2023 | 5:12 min
Grundsätzlich kann sich jedes Gelenk im Körper entzünden. Millionen Betroffene wissen, was das bedeutet: Starke Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit und Funktionalität. Das wiederum kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Besonders häufig sind Fingergelenke von einer Entzündung betroffen, oft auch Ellbogen, Fuß, Knöchel oder Knie.
Was ist Arthritis?
Unter Arthritis werden verschiedene entzündliche Gelenkerkrankungen zusammengefasst. Die Krankheit tritt überwiegend nach dem 50. Lebensjahr auf, Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Das entscheidende Kennzeichen einer Arthritis ist eine Entzündung im Gelenk. Sie kann auch bei Gelenken auftreten, die im Gegensatz zu einer Erkrankung an Arthrose noch keine Verschleißerscheinungen zeigen.
Die Differenzierung ist im ersten Moment manchmal auch für Ärzte nicht eindeutig, weiß Dr. Ingo Janssen, Nuklearmediziner aus Berlin:
In solchen Fällen helfen dann bildgebende Verfahren, um die richtige Diagnose zu stellen.
Was ist der Unterschied zwischen Arthrose und Arthritis?
Quelle: Colourbox
Bei einer Arthritis kommt es in den betroffenen Gelenken zu einer Erwärmung, Schwellung und Rötung. Außerdem ist die Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt. Oft verlaufen Entzündungen und Symptome schubweise und verschlimmern sich im Laufe der Zeit.
Quelle: Imago
Bei der Arthrose kommt es zu einem Verschleiß. Davon betroffen ist die Knorpelschicht im Gelenk, die wie eine Stoßdämpfer wirkt und sich im Laufe des Lebens immer weiter abnutzen kann. Eine Arthrose kann, muss aber nicht mit einer Entzündung einhergehen.
Treten Schmerzen in körperlichen Ruhephasen auf, handelt es sich in der Regel um eine Arthritis.
Bei einer Arthrose treten Beschwerden meist bei körperlicher Belastung auf.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Steifigkeit der Gelenke: Hält diese morgens länger als 30 Minuten an, spricht das eher für Arthritis.
Im Blut können Entzündungswerte, aber auch Antikörper nachgewiesen werden. Im Röntgen- oder Ultraschallbild sind die Veränderungen an den Gelenken zu erkennen. Manchmal ist auch ein MRT nötig, eine Spiegelung des Gelenks (Arthroskopie) oder eine Punktion, bei der Flüssigkeit aus dem Gelenk entnommen und auf Infektionen untersucht wird.
Arthrose bedeutet - unabhängig vom Alter - Schmerzen in Knie oder Hüfte. Manchmal kann nur noch eine OP helfen. Aber vielfach lindert auch Naturheilkunde die Schmerzen.
von Christina-Maria Pfersdorf
Immunsystem häufig Auslöser für Gelenkentzündungen
Die Ursachen für eine Gelenkentzündung können sehr unterschiedlich sein: Eine Infektion mit Bakterien oder Viren ist ebenso möglich wie eine Stoffwechselerkrankung, z. B. Gicht. Der häufigste Auslöser für eine Arthritis ist allerdings eine Autoimmunerkrankung.
Bei der "rheumatoiden Arthritis" greift das Immunsystem den eigenen Körper an, genauer die Innenhaut der Gelenke. Dadurch werden Entzündungsprozesse in Gang gesetzt. Die Gründe dafür sind nicht genau geklärt, familiäre Veranlagung spielt eine Rolle. In Deutschland haben etwa ein Prozent aller Erwachsenen eine rheumatoide Arthritis.
Frauen und Männer nehmen Schmerzen unterschiedlich stark wahr. Ärztinnen und Ärzte passen deshalb teilweise die Medikation an das jeweilige Geschlecht an.15.03.2024 | 5:31 min
Bewegung als Therapie bei Arthritis
Heilen lässt sich eine Arthritis bisher nicht. Durch verschiedene Therapien können die Entzündungen aber gehemmt und das Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden. Bei manchen Patienten schlagen die Therapien so gut an, dass sie über Jahre beschwerdefrei sind.
Sport kann die Beweglichkeit und Kraft der Gelenke verbessern und ist ein wichtiger Therapiebaustein bei Arthritis. Allerdings sollte man nur moderat trainieren. Das richtige Maß sei wichtig, um den Bandapparat nicht zu überlasten, weiß Jansen und ergänzt:
Yoga ist mehr als ein Trend. Die Übungen können einen positiven Einfluss auf psychische und physische Gesundheit nehmen. Was macht Yoga mit dem Körper? Und wie funktioniert Yoga?
von Christina-Maria Pfersdorf
mit Video
Quelle: imago
Ernährung hat durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse an Bedeutung gewonnen. Durch konsequente Ernährungsumstellung schaffen es einige Patienten die Entzündungen so stark zurückzudrängen, dass sie fast beschwerdefrei sind.
Fleisch und fette Milchprodukte sollten Menschen mit einer Arthritis meiden, denn sie enthalten große Mengen entzündungsfördernder Stoffe. Positiv wirken sich dagegen Omega-3-Fettsäuren aus (z. B. Fisch). Daneben stärken Kalzium und Vitamin D den Knochen. Auch Fasten bzw. Intervallfasten kann bei vielen Betroffenen die Beschwerden reduzieren.
Helfen konservative Maßnahmen nicht oder nicht ausreichend, können Operationen nötig werden, bei denen das betroffene Gelenk ganz oder teilweise ersetzt oder versteift wird.
Millionen Menschen leiden unter chronischen Entzündungen wie Rheuma, Schuppenflechte oder Morbus Crohn. Sogar bei Krebs, Herzschwäche oder Diabetes können sie eine Rolle spielen.
von Judith Arnold
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Radioaktive Strahlen statt Operation
Bestimmte Formen der Arthritis lassen sich statt zu operieren mit einem nuklearmedizinischen Verfahren behandeln: Bei der Radiosynoviorthese setzen Ärzte radioaktive Substanzen gegen die Entzündung ein. Diese so genannten Strahler haben eine sehr kurze Reichweite, manche weniger als einen Millimeter. Der Arzt muss sie daher genau in den Bereich spritzen, der entzündet ist.
Die Entzündungszellen werden von den strahlenden Teilchen angelockt und fressen sie auf. Die Radioaktivität tötet die Entzündungszellen dann innerhalb weniger Wochen ab. Gelenkentzündung und Schmerzen sollen so zurückgehen. Allerdings verbessern sich in rund einem Drittel aller Fälle die Beschwerden nicht.
Genau erklären könne das keiner. Der Grund dafür sei unklar.
Wenn bei chronischen Schmerzen im Rücken nichts mehr hilft, keine Schmerzmittel, Wärmebehandlungen oder Physiotherapie, könnten Injektionen eine Lösung sein.