Rheuma-Medikament: Zweifel an Nebenwirkung von JAK-Inhibitor

    Umstrittene Therapie bei Rheuma:Nebenwirkungen von Medikament verunsichern

    von Thomas Förster
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    Für viele Patienten mit schwerem Rheuma galten sie als die Rettung: sogenannte JAK-Inhibitoren. Doch die Präparate stehen im Verdacht schwere Nebenwirkungen auszulösen.

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    Jeder Schritt ist eine Qual, jede Bewegung wie ein Messerstich: Bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland haben Rheuma und damit starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Im fortgeschrittenen Stadium können sogar Gelenke zerstört werden. Den Betroffenen fällt selbst alltägliches wie die eigene Körperpflege schwer.

    Häufigste Form: Rheumatoide Arthritis

    Der Begriff Rheuma umfasst über 100 verschiedene Krankheiten des Bewegungsapparates. Meist ist die Unterform rheumatoide Arthritis gemeint. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei greift das eigene Immunsystem die Gelenke an und löst dort entzündliche Prozesse aus. Frauen erkranken häufiger als Männer. Die Ursache ist nicht genau bekannt.
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    Was bei rheumatoider Arthritis hilft

    Die entzündliche Gelenkerkrankung ist bisher nicht heilbar. Maximal ein Fortschreiten der Erkrankung kann gestoppt werden. Schmerzen können gelindert, eine Schädigung der Gelenke verhindert werden. Dafür gibt es verschiedene Medikamente. "Für ganz schwere Fälle kommen sogenannte JAK-Inhibitoren zum Einsatz", erklärt Gabriele Zeidler, Rheumatologin am Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen.

    Wir haben Patienten, die nur durch die JAK-Inhibitoren das erste Mal überhaupt schmerzfrei sind.

    Dr. Gabriele Zeidler, Fachärztin für Rheumatologie

    Januskinase-Hemmer, kurz JAK-Inhibitoren, wirken direkt in der Immunzelle. Sie können als Tablette geschluckt werden und blockieren bestimmte Signale im Körper, die für das Entstehen von Entzündungen verantwortlich sind. Damit greifen die Wirkstoffe gezielt in den rheumatischen Entzündungsprozess ein.

    Die ersten JAK-Inhibitoren wurden 2017 in der EU zugelassen. Heute werden vier verschiedene Präparate bei rheumatoider Arthritis eingesetzt: Olumiant, Jyseleca, Rinvoq und Xeljanz.

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    Verunsicherung durch Studie

    Die Ergebnisse der ORAL-Surveillance-Studie stellten Anfang 2022 einen Einschnitt in der Therapie mit JAK-Inhibitoren dar. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA veranlasste die Studie für das Präparat Xeljanz, um langfristige Folgen zu prüfen. Die Frage war: Haben Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis durch das Medikament ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs? Das Ergebnis der Studie: ja.
    Daraufhin hatte die europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Patienten empfohlen JAK-Inhibitoren abzusetzen, wenn einer der folgenden Risikofaktoren vorliegt:
    • Alter über 65 Jahre
    • Raucher oder Ex-Raucher
    • bestehende Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs

    Forscher der britischen Gesellschaft für Rheumatologie haben Daten von rund 1.300 Patienten analysiert, die mit einem JAK-Inhibitor behandelt wurden. Gut achtzig Prozent erfüllten mindestens ein Kriterium der EMA-Warnung: Mehr als jeder Zweite rauchte oder hatte geraucht. Fast die Hälfte hatte ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

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    Kritik an Studie zu JAK-Inhibitoren

    Durch die Warnung der EMA waren sowohl Patienten als auch Ärzte verunsichert, sagt Gabriele Zeidler.

    Setze ich das jetzt bei Patienten ab, dann besteht das Risiko, dass andere Medikamente nicht so gut wirken und Patienten wieder Beschwerden haben.

    Dr. Gabriele Zeidler, Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

    Die Ergebnisse der ORAL-Surveillance-Studie sind auch unter Rheumatologen umstritten. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie kritisiert unter anderem das Studiendesign. Xeljanz sei mit einem etablierten Rheuma-Medikament verglichen worden, das nicht für das Ziel der Studie geeignet war. Dies habe das Studienergebnis verfälscht.
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    Zweifel an Hinweisen auf Nebenwirkungen

    Forscher des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) haben Daten von deutschen Patienten, die mit JAK-Inhibitoren behandelt wurden, auf ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Die Ergebnisse zeigten kein erhöhtes Risiko. Das könnte dadurch zu erklären sein, dass im Vergleich zur ORAL-Surveillance-Studie nur halb so viele Teilnehmer übergewichtig waren. Dadurch sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls. Inzwischen kommen andere Forschungsarbeiten zu ähnlichen Ergebnissen.

    Da es heute zahlreiche Daten gibt, die einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen widersprechen, müsste die EMA eine Neubewertung der JAK-Inhibitoren durchführen.

    Prof. Dr. Anja Strangfeld, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin

    Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat eine Checkliste mit allen Risikofaktoren erstellt. Diese sollten Arzt und Patient vor Neubeginn oder Fortsetzung einer Therapie mit JAK-Inhibitoren gemeinsam durcharbeiten. Auf dieser Grundlage ist ein fundierte Entscheidung möglich, ob die Medikamente eingesetzt werden sollten oder nicht.

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    Quelle: ZDF

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