T-Rex-Arme: Woher taube Hände nach dem Aufwachen kommen

    T-Rex-Arme:Wie eine Körperhaltung den Schlaf stört

    von Corinna Klee
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    Taube, verkrampfte und schmerzende Hände: Wenn Sie so aufwachen, leiden Sie vielleicht an T-Rex-Armen. Was sich dahinter verbirgt und wie Sie im Schlaf mehr Entspannung finden.

    Ein Finger scrollt über einen Bildschirm mit TikTok Videos zu T-Rex-Armen als ungesunde Schlafposition.
    Was haben T-Rex-Arme mit schlechtem Schlaf zu tun? Reporterin Corinna Klee macht sich auf Spurensuche: im Naturkundemuseum und im Schlaflabor.18.06.2024 | 4:11 min
    Das Thema wird auf Social Media diskutiert: Wer im Schlaf unbewusst die Arme anwinkelt, die Hände abknickt und sie unter das Kinn zieht, leidet womöglich an T-Rex-Armen, auch Dinosaurier-Hände genannt. Diese ungünstige Schlafhaltung führt häufig dazu, dass die Finger steif und taub werden.
    Wacht man auf, fühlen sich Hände und Arme verkrampft und schmerzhaft an. Auch Martin Konermann, Schlafmediziner am Marienkrankenhaus Kassel, hat das bei Patienten im Schlaflabor schon beobachtet.

    Die verkrampften Muskeln stören den Schlaf. Man ist am nächsten Morgen wie gerädert und der Schlaf verliert seine Erholungsfunktion.

    Prof. Martin Konermann, Leiter des Schlaflabors, Marienkrankenhaus Kassel

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    T-Rex-Arme haben verschiedene Ursachen

    An den T-Rex-Armen ist häufig die Psyche schuld. Viele Menschen nehmen Stress und Probleme mit ins Bett und verarbeiten sie nachts. Eine andere mögliche Ursache: das Karpaltunnelsyndrom, bei dem Nerven im Handgelenk eingeklemmt sind. Das, so Konermann, führe zu Schmerzen, die bis in die Schulter ausstrahlen können. Auch Menschen mit Autismus oder dem Asperger-Syndrom neigen zu der verkrampften Schlafposition.

    Diese Erkrankungen gehen mit einer inneren Anspannung einher und hindern die Betroffenen, richtig zu entspannen und gelassener einzuschlafen.

    Prof. Martin Konermann, Schlafmediziner, Marienkrankenhaus Kassel

    Wer nachts immer wieder ungünstige Schlafpositionen einnimmt, sollte Stress abbauen und sich vor dem Schlafen entspannen. Daneben ist eine entsprechende Schlafhygiene wichtig für erholsamen Schlaf.

    Unter Schlafhygiene werden Verhaltensweisen und Bedingungen zusammengefasst, die einen gesunden und erholsamen Schlaf ermöglichen. Dazu gehören:
    • Das Schlafzimmer sollte nur zum Schlafen genutzt werden.
    • Fernseher und Handy gehören nicht ins Schlafzimmer.
    • Die Schlaftemperatur sollte bei 18 Grad liegen.
    • Für den Schlaf eine ruhige und möglichst dunkle Umgebung schaffen.
    • Regelmäßige Schlafzeiten einhalten.
    • Sich regelmäßig bewegen, aber zwei Stunden vor dem Schlafen keinen anstrengenden Sport machen.
    • Schwer verdauliches, fetthaltiges Essen am Abend vermeiden.
    • Alkohol nur in Maßen konsumieren.
    • Meditations- oder Entspannungstechniken vor dem Schlafen helfen zu entspannen.

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    Wie man schläft

    Die meisten Menschen wählen intuitiv die für sie bequemste Einschlafposition. Studien zeigen, dass das Schlafen auf der Seite besonders beliebt ist, dicht gefolgt von der Rückenlage. Seltener wird auf dem Bauch geschlafen. Jeder Mensch wechselt etwa 35 Mal pro Nacht die Schlafposition. In welcher Position man einschläft, hat keine Auswirkungen auf die T-Rex-Arme. Sie werden unbewusst in jeder Schlafposition eingenommen.

    Seitenlage im Schlaf hat gesundheitliche Vorteile

    Diese Schlafposition hat gesundheitliche Vorteile, besonders das Schlafen auf der linken Seite. Das läge daran, dass unser rechter Lungenflügel größer ist als der linke, erklärt Schlafexperte Konermann. Schläft man auf der linken Seite, wird der rechte Lungenflügel besonders gut belüftet.
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    Wer auf der rechten Seite schläft, übt etwas mehr Druck auf Herz, Lunge, Magen und Leber aus. Dafür soll das Schlafen auf dieser Seite beruhigend auf das vegetative Nervensystem wirken. Meistens wechseln Seitenschläfer sowieso immer wieder die Seite.
    Eine Variante der Seitenlage ist die embryonale Haltung, bei der sich die Schlafenden stärker zusammenrollen und die Beine anziehen, wie ein Embryo im Mutterleib. Die Schlafenden fühlen sich sicher und geborgen. Nachteil: Nacken und Rücken werden überdehnt.
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    Rückenlage entlastet Wirbelsäule

    Vor allem Menschen mit orthopädischen Problemen nehmen diese Schlafposition ein. Weil sie die Wirbelsäule entlastet, wird sie als entspannend empfunden.

    Die Rückenlage ist eine beliebte Schlafhaltung, weil man da die Schulter, die Hüften und auch die Wirbelsäule nicht belastet.

    Prof. Martin Konermann, Schlafmediziner, Marienkrankenhaus Kassel

    Allerdings wird in Rückenlage mehr geschnarcht. Wer nachts Atemaussetzer hat, sollte diese Symptome mit einem Schlafspezialisten besprechen.

    Bauchlage bei Schläfern wenig beliebt

    Die Bauchlage ist die schlechteste unter den Schlafpositionen. Vor allem Lendenbereich und Nacken werden mehr beansprucht. Nackenverspannungen sind vorprogrammiert, da der Kopf immer auf der Seite liegt und die Halswirbelsäule überstreckt. Auch das Atmen kann erschwert sein. Ein Kompromiss ist der Flamingo. Dabei liegt man halb auf dem Bauch, halb auf der Seite und hat ein Bein angewinkelt, was die Atmung entlastet.

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    :Besser schlafen durch App auf Rezept?

    Wenn schlechter Schlaf das Leben bestimmt, sollte man den Arzt aufsuchen. Wird eine chronische Schlafstörung diagnostiziert, kann eine App verschrieben werden - was bringt das?
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