Gebärmutterhalskrebs: Vorsorge durch HPV-Impfung

    Gebärmutterhalskrebs vorbeugen:HPV-Impfung: Warum sie früh so wichtig ist

    von Corinna Klee
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    Gebärmutterhalskrebs ist eine häufige, gefährliche Krebserkrankung bei Frauen. Eine Impfung schützt. Warum Mädchen und Jungen vor dem ersten Sexualkontakt geimpft werden sollten.

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    Jährlich erkranken rund 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Die Ursache in fast allen Fällen: Eine vorangegangene Infektion mit dem humanen Papillomvirus (HPV). Es handelt sich um eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen.
    Nicht jede HPV-Infektion löst eine Krebserkrankung aus, denn in der Regel wird das Virus vom Immunsystem eliminiert. Geschieht dies nicht, kann das Gewebe entarten und wird zu einer Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs, dem Carcinoma in situ (CIS). Jährlich müssen sich zehntausende Frauen deswegen einer Konisation, einer kegelförmigen Entfernung von Gewebe am Gebärmutterhals, unterziehen. Dadurch steigt das Risiko für den Verlust der Gebärfähigkeit und für Frühgeburten. Mitunter muss die Gebärmutter samt Gebärmutterhals entfernt werden.

    Gebärmutterhalskrebs ist im Frühstadium gut heilbar

    Wenn regelmäßig die Krebsvorsorge beim Gynäkologen wahrgenommen werde, könne man Krebsvorstufen früh erkennen und mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent sei eine Heilung möglich, sagt Michael Eichbaum, Leiter des gynäkologischen Krebszentrums an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.
    Käme man in ein Stadium, wo der Krebs schon eine höhere Ausbreitung erreicht habe, dann könne er die Lymphknoten betreffen oder Organmetastasen gebildet haben, sagt der Experte.

    Das führt dann zu einer Situation, die nicht mehr heilbar ist.

    Prof. Dr. Michael Eichbaum, Gynäkologe, Helios HSK Wiesbaden

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    Herausforderung sei es, so Eichbaum weiter, durch kompetente Vorsorge eine Streuung der Tumorzellen zu vermeiden. Aufgrund verbesserter Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung ist die Zahl der Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs in den letzten 30 Jahren stark zurückgegangen. Seit 2007 gibt es zudem eine Impfung gegen HPV, die einen Durchbruch in der Krebsprävention darstellt.

    Die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wird Frauen als organisiertes Screening-Programm angeboten.

    Für Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren:
    • eine gynäkologische Untersuchung pro Jahr
    • ein zytologischer Pap-Abstrich aus dem Gebärmutterhals (Untersuchung auf veränderte Zellen) jährlich

    Für Frauen ab 35 Jahren:
    • eine gynäkologische Untersuchung jährlich
    • ein zytologischer Pap-Abstrich aus dem Gebärmutterhals und ein HPV-Test alle drei Jahre

    Hintergrund der unterschiedlichen Untersuchungsintervalle ist, dass sich jüngere Frauen zwar häufiger mit HPV anstecken, der Körper dies aber meist erfolgreich abwehrt. Frauen im mittleren Alter stecken sich seltener an. Werden die Viren bei ihnen nachgewiesen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Infektion nicht von allein heilt. Diese Frauen werden dann bei einem positiven Befund engmaschiger überwacht.

    Wer sollte sich wann gegen das HP-Virus impfen lassen?

    Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die HPV-Impfung für alle Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren. Idealerweise sollte sie vor den ersten sexuellen Kontakten stattfinden. Denn der Impfschutz wird nur erreicht, wenn es noch nicht zu einer Infektion mit den Typen der HP-Viren gekommen ist, gegen die sich der Impfstoff richtet. Auch nach ersten sexuellen Erfahrungen macht die Impfung noch Sinn. Sie kann dann Schutz vor anderen HPV-Typen bieten. Je früher geimpft wird, desto besser.
    Die Stiko empfiehlt seit 2018, auch Jungen zu impfen. Sie gelten als Überträger der Viruserkrankung und können auch selbst erkranken. Bei Männern verursachen HP-Viren vor allem Tumore im Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereich. Steckt man sich ungeimpft mit dem HP-Virus an, kann es auch Jahre später zu Gewebeveränderungen und der Entstehung bösartiger Tumore kommen.
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    Wie sicher und wirksam ist die HPV-Impfung?

    Die HPV-Impfung ist der Stiko zufolge eine sehr sichere, gut verträgliche Impfung mit wenig Nebenwirkungen. Hierzu zählen lokale Reaktionen an der Einstichstelle wie Schwellungen und Rötungen oder auch Kopfschmerzen. Studien aus Schweden und Großbritannien belegen laut Eichbaum, dass die Impfung Gebärmutterhalskrebs erfolgreich verhindern kann.

    Die Impfung wirkt gegen neun Hochrisiko-Subtypen des HP-Virus. Man deckt damit etwa 90 Prozent aller krebsgefährlichen Viren ab.

    Prof. Dr. Michael Eichbaum, Gynäkologe, Helios HSK Wiesbaden

    Studien zeigen, dass Frauen, die vor dem siebzehnten Lebensjahr geimpft wurden, ein um 88 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko für Gebärmutterhalskrebs haben. Zudem wird die Entstehung von Krebsvorstufen verhindert.
    Kondome können die Gefahr einer Ansteckung mit HPV verringern, bieten aber keinen zuverlässigen Schutz. Die Viren befinden sich im gesamten Genital- und Analbereich und können bereits durch engen Körperkontakt übertragen werden. Nur die Impfung zusätzlich bietet daher den effektivsten Schutz.

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