Hallux valgus: Wie man einen Ballenzeh erfolgreich behandelt

    Fehlstellung der Großzehe:Was bei einem Hallux valgus hilft

    von Bianca Koch
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    Eine schiefe Zehe und ein vergrößerter Ballen, der bei jedem Schritt drückt und schmerzt: Das ist ein Hallux valgus. Wie man einen solchen Ballenzeh erfolgreich behandelt.

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    Ein Hallux valgus ist für viele nicht nur ein Schönheitsmakel, er kann auch äußerst schmerzhaft sein. Die Fehlstellung der Großzehe ist eine der häufigsten Erkrankungen des Fußskeletts. Dabei winkelt sich der große Zeh in Richtung der anderen Zehen ab und kann diese sogar verdrängen. An der Innenseite des Fußes entsteht eine beulenartige Wölbung. Man bezeichnet den Hallux valgus deshalb auch als Ballenzeh.

    Frauen sind häufiger vom Ballenzeh betroffen

    Häufig führt das Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu einem Hallux valgus. Manchmal ist er erblich bedingt. Das jahrelange Tragen enger, spitz zulaufender Schuhe mit hohen Absätzen gilt als Risikofaktor. Auch Krankheiten wie eine rheumatoide Arthritis können die Entstehung von Zehenfehlstellungen begünstigen, ebenso wie Erkrankungen, die das Bindegewebe schwächen. Da Frauen von Natur aus ein schwächeres Bindegewebe haben, sind sie häufiger betroffen.

    Fehlstellung der Großzehe löst Schmerzen aus

    Im Anfangsstadium bereitet die Fehlstellung meist keine oder nur kaum Beschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium kann sie jedoch starke Schmerzen verursachen, da der vergrößerte Ballen bei jedem Schritt gegen den Schuh drückt. Die Haut und der darunter liegende Schleimbeutel werden dadurch gereizt.
    Allerdings sagt das Ausmaß der Fehlstellung nichts über die Schwere der Beschwerden aus, weiß Carla Weber vom Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an der Schön Klinik München.

    Es kann sehr milde Fehlstellungen geben, die zu einem deutlichen Schmerzbild führen.

    Dr. Carla Weber, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schön Klinik München

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    Durch den Hallux valgus verändert sich auch die Gewichtsverteilung auf dem gesamten Fuß. Die Großzehe übernimmt zu wenig Last, während die Kleinzehen überlastet werden. Dies kann die Abrollbewegung beim Gehen stören und Schmerzen auslösen.

    Konservative Therapie kann akute Beschwerden lindern

    Eine konservative Behandlung beinhaltet vor allem Physiotherapie, Schuheinlagen sowie die Hallux-Valgus-Schiene. Diese Mittelfußbandage bringt die Großzehe wieder in ihre ursprüngliche Position - solange sie getragen wird. Sie eignet sich, um akute Schmerzen und Entzündungen im Fuß zu lindern. Spezielle Physiotherapie kann die Fußmuskulatur kräftigen.
    Die Maßnahmen können helfen, ein Fortschreiten der Deformität aufzuhalten. Sie können jedoch keinen Rückgang der Fehlstellung bewirken.

    Die Möglichkeiten der konservativen Therapie reduzieren sich mit dem Fortschreiten der Fehlstellung.

    Dr. Carla Weber, Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie, Schön Klinik München

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    Wann eine Operation bei Hallux valgus sinnvoll ist

    Um den Hallux valgus zu korrigieren, ist eine Operation die einzige Möglichkeit. Der "richtige" Zeitpunkt sei dann, wenn der Leidensdruck des Patienten hoch ist oder Beschwerden mit konservativen Maßnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen sind, so die Expertin. Der Hallux valgus sei zwar kein Risikofaktor für eine Arthrose am Großzehengrundgelenk, gelegentlich würden beide Krankheiten aber in Kombination auftreten.

    Es gibt verschiedene Operationsverfahren. Abhängig vom Schweregrad des Hallux valgus wird das passende Verfahren individuell festgelegt.

    Ziel ist es, Großzehe und Gelenk wieder in die ursprüngliche Position zu bringen. Dafür wird meist ein Teil des Zehenknochens entfernt, der Mittelfußknochen durchtrennt, verschoben und mit Schrauben fixiert. Je weiter der Hallux valgus fortgeschritten ist, desto aufwendiger wird der Eingriff.

    Die Erfolgsaussichten einer Hallux valgus-Operation sind im Allgemeinen gut, hängen jedoch von der Schwere der Fehlstellung, der Erfahrung des Chirurgen und der Nachbehandlung ab.

    Hallux valgus: Nachsorge ist nach Operation wichtig

    Nach der Operation braucht der Fuß sechs bis acht Wochen, um sich zu regenerieren und zu stabilisieren. Dazu gehöre auch das Tragen eines speziellen Schuhs, erklärt Weber. In den ersten zwei Wochen sollte man den Fuß möglichst viel hochlegen. In der dritten Woche kann man mit leichter Physiotherapie beginnen.

    Um den Therapieerfolg zu sichern und einen möglichst schmerzfreien Alltag hinterher auch mit sportlicher Betätigung zu erreichen, ist es wichtig, dass der Patient die Nachbehandlung strikt einhält.

    Carla Weber, Fußchirurgin, Schön Klinik München

    Nach sechs Wochen sind Sportarten mit geringer Fußbelastung wie Schwimmen und Fahrradfahren möglich. Bei normalem Heilungsverlauf kann man in der Regel nach drei Monaten mit belastungsintensiveren Sportarten wieder langsam anfangen.
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