Fahrrad gebraucht kaufen: Worauf man achten sollte
Probefahrt und Technik-Check:Fahrrad gebraucht kaufen: Darauf kommt's an
von Immanuel Hinz
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Entspannt und abgasfrei durch die Stadt rollen - das geht besonders gut mit dem Fahrrad. Auch ein gebrauchtes Fahrrad kann gute Dienste leisten. Was man beim Kauf beachten sollte.
Der Zustand des Rads spielt beim Preis eine Rolle: Worauf es sonst noch ankommt und welche Details man checken sollte, wenn man ein gebrauchtes Fahrrad kaufen möchte.
Quelle: imago/Gottfried Czepluch
Fahrradfahren ist längst im Alltag angekommen: Laut dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr haben über 80 Prozent der Menschen in Deutschland ein Fahrrad, in 30 Prozent der Haushalte sind drei oder mehr Fahrräder vorhanden. Insgesamt macht das etwa 78 Millionen Fahrräder, die immer öfter zum Einsatz kommen.
Angebote für gebrauchte Räder gibt es wie Sand am Meer. Es muss also nicht immer ein neuer Drahtesel sein. Doch wie gut sind gebrauchte Räder, wo kauft man sie am besten und was dürfen sie kosten?
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Gebrauchtes Fahrrad vom Händler oder von privat?
Am einfachsten ist der Kauf eines gebrauchten Fahrrads beim Fachhändler: Hier werden die angebotenen Fahrräder in der Regel vor dem Verkauf nochmal überprüft und es gibt Beratung. Falls noch ein Teil ausgetauscht werden muss, etwa Sattel oder Beleuchtung, lässt sich das einfach dazukaufen. Unkompliziert ist hier auch das Probefahren. Alles in allem kann das aber dazu führen, dass der Preis beim Händler höher ist.
Zahlreiche Angebote von privat gibt es auf verschiedenen Online-Plattformen. Allerdings ist bei Angeboten im Internet nicht immer die Möglichkeit gegeben, das Fahrrad zur Probe zu fahren, beispielsweise wenn die Anbieter zu weit weg wohnen. Gerade der Kauf von Privatpersonen kann auch mit Risiken verbunden sein: Die Herkunft des Fahrrads ist schlechter nachprüfbar und auch mögliche Defekte müssen selbst erkannt werden.
Wie man den Preis eines Gebrauchtrads ermitteln kann
Steht eine Kaufentscheidung an, müssen einige Grundinformationen mit dem Besitzer abgeklärt werden. Dazu gehören das Alter des Fahrrads, wie viele Kilometer es ungefähr gefahren ist, wann der letzte Service gemacht wurde sowie die Anzahl der Vorbesitzer*innen. Im Idealfall gibt es noch Kaufbelege und Nachweise für Reparaturen.
Nach diesen Eckdaten lässt sich der Preis grob berechnen: Schon direkt nach dem Kauf verliert das Rad etwa 20 Prozent vom Kaufpreis. Nach zwei Jahren ist es nur noch die Hälfte wert. Danach gilt die Faustregel: Alle vier Jahre halbiert sich der Wert. Wie genau diese Faustregel ist, weiß René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC): "Letztlich kommt es auf die Art des Fahrrades und die Nachfrage nach diesem Typ an." Auch der Zustand des Rads spiele eine Rolle.
Begehrte Räder wie Gravelbikes werden eher mehr kosten als die Formel vorschlägt, ein Citybike eher weniger.
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René Filippek, ADFC
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Wichtig: Technik-Check und Probefahrt
Am wichtigsten ist es, vor dem Kauf eine Probefahrt zu machen und dabei das Fahrrad selbst technisch zu überprüfen. Die Kosten für eine Überprüfung beim Fachhändler variieren je nach Umfang und fangen bei circa 60 Euro an. Für E-Bikes liegen sie deutlich darüber. Neben dem generellen Fahrgefühl sind folgende Aspekte bei der Probefahrt besonders wichtig:
Vorder- und Hinterrad laufen in einer Linie.
Rahmen oder Lenker sollten nicht stark verbogen oder verbeult sein.
Schaltung funktioniert ohne zu haken.
Bremsen sind funktionstüchtig: Die Reifen blockieren unmittelbar nach Betätigen der Bremse. Dabei sollten sich die Bremsgriffe nicht ganz durchdrücken lassen. Auch der Bremsbelag sollte zumindest über einen Millimeter dick sein.
Tretlager haben keine Reibungsverluste.
Kette, Ritzel und Bleche sollten weder verrostet noch stark verdreckt sein, um eine zuverlässige Laufleistung überprüfen zu können.
Alle Lichter und Federungen sollten zuverlässig funktionieren.
Kleine Schäden wie zum Beispiel Kratzer am Rahmen sind in Ordnung, nicht aber große Risse oder starker Rost an den Schweißnähten.
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Ersatzteile machen ein gebrauchtes Fahrrad schnell teuer
"Grundsätzlich lässt sich alles am Fahrrad reparieren oder austauschen", sagt René Filippek vom ADFC, aber: "Selbst wenn vergleichsweise günstige Teile ausgetauscht werden können, wie Bremsbeläge, Kette oder Sattel, kommt man mit Arbeitslohn schnell auf Beträge, die womöglich über den Kaufpreis hinausgehen, gerade bei sehr günstigen Gebrauchträdern." Sein Tipp:
Ein Gebrauchtrad sollte höchstens ein oder zwei Defekte aufweisen, die direkt zu erkennen sind.
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René Filippek, ADFC
Tipps zum Diebstahlschutz und Versicherung22.04.2024 | 3:47 min
Achtung vor gestohlenen Rädern und Betrug
Stimmt technisch soweit alles, sollte noch geklärt werden, ob es sich bei dem Rad vielleicht um Diebesgut handelt. Ob ein Rad als gestohlen gemeldet wurde, kann die Polizei anhand der eingravierten Rahmennummer nachvollziehen. Diese kann online in diversen Diebstahldatenbanken recherchiert werden.
Am wichtigsten ist der schriftliche Kaufvertrag. Es sollten
die Rahmennummer,
der Zustand des Rads,
der Kaufpreis,
Name und Adresse des Verkäufers
dokumentiert werden.
Tipp: Am besten alle vorhandenen Originaldokumente mitnehmen wie Garantiekarte, Gebrauchsanweisung, Reparatur- und Serviceheft. Wer ein Fahrrad erworben hat, sollte es auch bei der Polizei registrieren lassen. Denn nur so lässt sich nach einem Diebstahl nachweisen, wem das Rad tatsächlich gehört.
Stiftung Warentest hat 19 Fahrradschlösser von preiswert bis teuer getestet. Das Fazit: Einen sicheren Alleskönner, der auch noch leicht und günstig ist, sucht man vergebens.
von Gereon Helmes
mit Video
Dieser Artikel wurde erstmals am 3.6.2023 publiziert und am 8.4.2025 aktualisiert.