Fahrsicherheitstraining für Senioren auf dem E-Bike
Unfallsrisiko bei Radlern senken:Sicher auf dem E-Bike durch Fahrtraining
von Henning Behrens
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Wer sich mit E-Bike oder Pedelec im Straßenverkehr nicht mehr sicher fühlt, dem hilft ein Fahrsicherheitstraining weiter. Ziel ist es, Unfälle zu vermeiden oder zu verarbeiten.
Die Düsseldorfer Polizei engagiert sich für mehr Fahrsicherheit für Menschen über 65. Wie sehen E-Bike-Trainings genau aus?09.09.2024 | 4:23 min
Fahrräder mit Motor sind von den Straßen nicht mehr wegzudenken. Besonders Ältere können mit den sogenannten E-Bikes oder Pedelecs problemlos größere Strecken zurücklegen. Denn sie kommen mit geringem Muskelaufwand auf Geschwindigkeiten bis zu 45 Kilometer pro Stunde.
Und genau da liegt das Problem, betont Sonja Martin, Hauptkommissarin bei der Polizei Düsseldorf: "Für Autofahrer ist die größte Gefahr, dass sie die Geschwindigkeit der Senioren auf E-Bikes unterschätzen. Und das führt häufig zu Unfällen."
Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr rund 23.900 Pedelec-Unfälle mit Verletzten. Unter den verunglückten E-Bike-Nutzern sind laut Statistik zunehmend Jüngere unter 45. 27.03.2024 | 0:23 min
Mehr Unfälle mit E-Bikes
Seit 2014 fließen die Unfälle mit E-Bikes in die Unfallstatistik mit ein. Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Zahl der Unfälle mit elektrobetriebenen Fahrrädern seitdem bundesweit verzehnfacht.
Auch wenn die Zahl der verunglückten Verkehrsteilnehmer unter 45 Jahre stetig steigt: 2023 war ein Drittel der Unfallopfer mindestens 65 Jahre alt. Und aufgrund der hohen Geschwindigkeit enden Unfälle mit E-Bikes meist tödlich. Zum Vergleich: Bei Unfällen mit Fahrrädern ohne Hilfsmotor war nur ein Sechstel der Verunglückten 65 Jahre und älter.
Damit die Rentnerinnen und Rentner sich sicherer fühlen, werde das Angebot an kostenfreien Pedelec-Trainings in Zukunft sogar noch ausgebaut, so Daniel Dammann von der Polizei Düsseldorf.
2023 hat die Polizei 23.900 Unfälle mit E-Bikes aufgenommen, 6.615 mehr als 2021. Laut Unfallstatistik sind mehr als ein Drittel der tödlichen Unfälle von Radfahrern in der Stadt sogenannte Alleinunfälle, also ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer.
Ursachen für Unfälle
Vor allem Selbstüberschätzung und mangelnde Fahrkenntnisse sind Ursachen für Unfälle. Weitere Risiken für ältere Fahrer: körperliche Fitness und Reaktionsfähigkeit nehmen im Alter ab. Außerdem führt Angst bei vielen Senioren zu einem unsicheren Fahrstil. Wer schon länger nicht mehr Fahrrad gefahren ist, nutzt den Motor, um schwindende Muskelkraft wettzumachen. Doch mit der Unterstützung des Elektromotors werden Ältere deutlich schneller, als es ihre Fähigkeiten eigentlich noch erlauben würden. Besonders ältere Radler sollten sich nach längerer Pause langsam an das Fahren gewöhnen.
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von Tim Hensmann
Sicher auf dem E-Bike
Fahrsicherheitstrainings bieten neben der örtlichen Polizei auch Fahrrad- oder Automobilclubs, die regionale Verkehrswacht oder Fahrradgeschäfte an. Neben der Vermittlung von theoretischen und technischen Informationen wird vor allem die Praxis geschult: richtige Sitz- und Lenkerhaltung, Verhalten in Kurven sowie das Bremsen bei Regen oder Gefahren. Außerdem wird das Zuschalten des Motors und damit die Beschleunigung trainiert.
E-Lastenräder sind beliebt, umweltfreundlich und prägen immer mehr das Straßenbild. Wer aber sicher mit ihnen unterwegs sein will, sollte auf mehr als nur gute Bremsen achten.28.10.2023 | 8:13 min
Wenn doch ein Unfall passiert
Bei einem Unfall mit E-Bike drohen nicht nur Verletzungen und Schmerzen. Oft geht das Vertrauen in das vom Motor angetriebene Fahrrad verloren. Die Fahrsicherheitskurse unterstützen dabei, wieder aufs Rad zu steigen. Bei dem einen äußere sich das als Bauchgefühl, sich in der Kurve übernommen zu haben, bei dem anderen sei es das Handling das Rades, skizziert Michael Knapke, Hauptkommissar bei der Polizei Düsseldorf und ergänzt: "Ganz egal, wir gehen da individuell drauf ein."
Viele Kursteilnehmer hatten schon einen Unfall. Dann gelte es, die Angst zu besiegen, die entsteht, wenn sich das Erlebte immer wieder im Kopf abspielt. Gerade nach einem Unfall sei es wichtig, das bislang vorhandene Grundvertrauen in das schnelle, akkubetriebene Fahrrad zurückzugewinnen.
Hindernisse und schnelle Autos: Wenn sich Fahrradfahrer den Platz mit anderen teilen müssen, wird es laut Unfallforschern gefährlich. Sie fordern getrennte Wege.
Kritische Selbsteinschätzung hilft
Um sich im Straßenverkehr sicher zu fühlen, sollten Senioren nicht nur körperlich fit fürs Rad sein. Auch geistige Agilität ist wichtig. Ganz entscheidend ist dabei auch die eigene Selbsteinschätzung, so die Trainer der Polizei.
Die Kurse der Polizei in Düsseldorf sind kostenlos und können auch mehrfach gemacht werden.
Henning Behrens ist Redakteur der ZDF-Sendung "Volle Kanne, Service täglich"
Der Fahrradmarkt in Deutschland boomt. Das liegt vor allem an E-Bikes und Lastenrädern. Welche Modelle besonders gefragt sind.
von Anna-Marie Eisenbeis
Grafiken
Quelle: ZDF
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