Aus Alt mach Besser:Upcycling: Zweite Chance für Fahrräder
von Anna Sofia Angelis
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Radfahren boomt. Doch wohin mit dem alten Drahtesel, wenn das neue Fahrrad geliefert wird? Upcycling statt wegschmeißen ist die nachhaltige Alternative.
Radfahren boomt seit Jahren. Doch auch hier gilt zu oft: lieber neu statt alt. Egal, wie gut die Räder noch in Schuss sind.10.03.2024 | 28:28 min
Stefan Helms und Andreas Kohlmeier sind professionelle Fahrradschrauber aus Leidenschaft. Über 500 Rahmen warten in ihren Werkstätten auf ein zweites Leben.
Mit ihrem Business bedienen die kreativen Handwerker einen Trend, der in vielen Bereichen en vogue ist: Upcycling. Wer will, kann sich bei Profis wie Helms und Kohlmeier ein Rad komplett individuell zusammenbauen oder das vorhandene "pimpen" lassen: mit einer ausgefallenen Lackierung, schicken Reifen, einer komplett neuen Gangschaltung oder einer Dynamo-getriebenen Handyladestation.
Denn das ist das Prinzip hinter dem Upcycling-Trend: Aus Alt mach Besser. Nicht einfach nur reparieren, sondern dabei gleichzeitig verschönern und technisch optimieren.
Die Möbel-Nabyteque in Leipzig hat es sich zur Aufgabe gemacht alte Möbelstücke wieder auf Vordermann zu bringen. Bisher haben sie schon über 4.000 Möbel aus dem Sperrmüll gerettet. Die Nachfrage ist hoch.18.10.2023 | 1:41 min
Alt und weg? Es geht auch anders
Laut Fahrradmonitor 2023 des Zweirad-Industrie-Verbandes und des Bundesverkehrsministerium werden in Deutschland jährlich knapp sieben Millionen neue Fahrräder gekauft. Dafür gaben die Besitzer 2023 im Durchschnitt 1.424 Euro pro Rad aus.
Bei der Herstellung eines Rades fallen, je nach Modell, zwischen 200 und 350 Kilo CO2 an. Zum Vergleich: Bei einem Kleinwagen sind es bis zu vier Tonnen. Die Investition in ein neues Rad lohnt sich also unter Umweltaspekten in jedem Fall. Doch was passiert mit dem alten Drahtesel?
Allein in Köln, München oder Münster werden jährlich über 5.000 Fahrradleichen eingesammelt und verschrottet. Dabei ließen sich neben den Rahmen viele der Einzelteile noch verwenden.
Was kann getan werden?
Wer selbst ein altes Fahrrad im Keller hat, aber nicht weiß, wie man diesen wieder fit machen kann, hat mehrere Möglichkeiten, Hilfe zu finden. In vielen Städten gibt es inzwischen Fahrradläden, die nicht nur reparieren, sondern auch aus alten Rädern neue, coolere Bikes bauen.
Wer selber Hand anlegen möchte, kann das in Do-It-Yourself Werkstätten. Dort bieten oft Profis "betreutes Schrauben", also Hilfe zur Selbsthilfe, an.
Auch im Internet finden sich zahlreiche Beispiele und Anleitungen zum Upcycling von Fahrrädern. Dabei sollten Bastler jedoch darauf achten, dass Sicherheit vor Optik geht. Schließlich nimmt man mit einem Fahrrad aktiv am Straßenverkehr teil.
Produkte mit Geschichte
Upcycling ist allerdings nicht grundsätzlich günstiger als der Neukauf. In Zeiten von globalen Märkten und Massenanfertigungen in Billiglohnländern gibt es neue Fahrräder schon für rund 200 Euro. Doch der Wunsch, ein Produkt mit Geschichte zu besitzen und weiterzunutzen, treibt Menschen an, sich mit den Möglichkeiten des Upcyclings zu beschäftigen.