Trumps Europa-Kurs: Roth sieht Beziehungen mit USA am Ende

    Interview

    Roth über Trumps Europa-Kurs:"Die transatlantischen Beziehungen sind over"

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    US-Präsident Donald Trump verschärft den Ton gegenüber der Ukraine und Europa. Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, ist sich sicher: "Das ist der Supergau."

    Michael Roth  SPD | Vorsitzender Auswärtiger Ausschuss
    Das Gespräch mit Michael Roth hier in voller Länge.20.02.2025 | 6:00 min
    US-Präsident Donald Trump holt zum Rundumschlag gegen die von Russland angegriffene Ukraine aus. Nach Gesprächen zwischen den Außenministern der USA und Russlands vor wenigen Tagen in Riad - ohne die Beteiligung Kiews oder europäischer Vertreter - bezeichnete Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf seiner Onlineplattform Truth Social als "Diktator ohne Wahlen".
    "Das ist reiner Kreml- und Putin-Sprech", sagt Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, im ZDF-Morgenmagazin. Es sei Propaganda, die Russland "seit Jahren" verbreite. Dennoch habe er nicht damit gerechnet, dass "diese Propaganda aber mal im Weißen Haus ankommt". Den neuen, scharfen Ton der US-Regierung bezeichnet der SPD-Politiker als "Supergau".

    Die transatlantischen Beziehungen sind over.

    Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag

    Europa sei nun "allein zuhause", betont Roth. Trump habe sich auf die Seite der autoritären Herrscher geschlagen und "das wird schmerzhafteste Folgen für uns alle haben".
    Donald Trump
    Trump holt Russland aus der Isolation und kritisiert zugleich die Ukraine scharf - in der US-Außenpolitik zeichnet sich eine Wende ab, die Europa vor Herausforderungen stellt.20.02.2025 | 2:36 min

    Roth kritisiert "Schnarchnasigkeit" der EU

    Nun könne man nicht länger über "beste Optionen" sprechen, sondern nur noch über "weniger schlechte". Die "Schnarchnasigkeit" in der Europäischen Union und die andauernden Rufe, man müsse nun "aufwachen", hätten nach wie vor nicht zu "konkretem Handeln" geführt.
    Man müsse die Sicherheit Europas nun aus eigener Kraft stemmen, man könne sich nicht mehr auf die USA verlassen, so Roth.
    Elmar Theveßen | ZDF-Korrespondent in Washington
    Trump lasse "die Ukraine im Stich", verbreite "Lügen" über die Ukraine und Selenskyj und mache Putin zu einem Mann, mit dem man "gute Geschäfte machen" könne, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.20.02.2025 | 2:23 min

    Friedenstruppe: Roth sieht Verantwortung bei Deutschland

    Mit Blick auf das von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorangetriebene Thema einer europäischen Friedenstruppe sagt Roth:

    Wenn es zu einer internationalen Friedensmission käme, dann kann ich mir eine Friedensmission ohne deutsche Unterstützung nicht vorstellen.

    Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag

    Bereits Mitte Dezember, sechs Wochen vor dem Amtsantritt Trumps, gab es Berichte über Pläne der Regierung in Paris zu einer Friedenstruppe. Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot berichtete jüngst von sehr konkreten Gesprächen "auf verschiedenen Ebenen", bei denen es um die Entsendung von Truppen insbesondere aus Frankreich, Großbritannien und Polen - den "drei großen Armeen" Europas - gehe.
    President Trump Arrives In Miami On Air Force One
    Distanz zur Ukraine, Annäherung mit Russland. Trump übernimmt Putins Narrativ: Die Ukraine sei für den Krieg verantwortlich, Selenskyj ein Diktator. Der spricht von Desinformation.19.02.2025 | 3:01 min
    Die Friedenstruppe solle einen künftigen Waffenstillstand und einen "dauerhaften Frieden" in der Ukraine gewährleisten, sagte er in einem Interview des Senders LCI. Deutschland drückt in der Debatte jedoch auf die Bremse.

    Roth: Müssen "Deal" mit Trump machen

    Roth stellt im ZDF aber klar, er könne sich gegenwärtig nicht vorstellen, dass es bei diesem Thema "ohne die USA geht". Aktuell profitiere man von einem Sicherheitsschirm, den die USA über Europa spanne.
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, J.D. Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, kommen bei der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gesprächen zusammen, aufgenommen am 14.02.2025
    Was kann die Debatte über eine eigenständige europäische Sicherheitspolitik noch bewirken?18.02.2025 | 4:41 min
    Roths Forderung deshalb: Man müsse einen "Deal" mit Trump aushandeln, damit "er uns nicht völlig alleine lässt". Europa müsse selbst viel mehr tun, das sei schmerzhaft und werde viel Geld kosten.
    Quelle: ZDF, mit Material von dpa

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