Gespräche über Ukraine-Krieg:Warum das Riad-Treffen ein Erfolg für Putin ist
von Sebastian Ehm
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Über drei Jahre herrschte Eiszeit zwischen dem Westen und Moskau. Nun traf sich eine US-Delegation mit einer russischen - und beendet im Handstreich den bisherigen Umgang mit Putin.
Viereinhalb Stunden berieten US-Außenminister Rubio und sein russischer Counterpart Lawrow in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad über das Schicksal der Ukraine.19.02.2025 | 2:07 min
Das erste Mal seit über drei Jahren sitzen sich hochrangige Vertreter der USA und aus Russland an einem Tisch gegenüber. Dazwischen die Vertreter Saudi-Arabiens, die in ihrer Hauptstadt Riad diese Zusammenkunft ausrichten.
Die Reaktionen zum Spitzentreffen in Riad schildern Armin Coerper aus Moskau und Elmar Thevessen aus Washington.18.02.2025 | 2:58 min
US-Außenminister Marco Rubio ist seit 28 Tagen im Amt und trifft auf seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow, der eine ungleich längere Erfahrung im diplomatischen Dienst aufweisen kann. Seit 2004 ist er russischer Außenminister. Lawrow hat in seiner Amtszeit viel erlebt und viele Diplomaten kommen und gehen sehen.
Nach drei Jahren Eiszeit sprechen hochrangige US-Vertreter in Riad mit Russland über die Zukunft der Ukraine – zumal Außenminister Lawrow im Westen als „persona non grata“ galt.18.02.2025 | 2:42 min
Lawrow im Westen lange Persona non grata
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat der Westen Vertreter Russlands auf dem diplomatischen Parkett weitestgehend gemieden. Speziell Lawrow war jahrelang Persona non grata. Bei G20-Treffen zum Beispiel in Bali oder UN-Vollversammlungen in New York wurde der russische Chef-Diplomat geschmäht. Das ist nun vorbei.
Was sagen die Ukrainer zum Vorpreschen von US-Präsident Trump? „Ruhe bewahren“, sagen einige, „abwarten“, andere. Die Verunsicherung ist spürbar. Ein Stimmungsbild aus Kyiw.18.02.2025 | 1:56 min
Mit einem Handstreich hat die Trump-Administration die bisherige Linie des Westens beendet. Lawrow und Russland sind wieder salonfähig. Bei dem Treffen am heutigen Dienstag sollte es vor allem um das Verhältnis zwischen Moskau und Washington gehen und um ein Treffen von Russlands Präsident Wladimir Putin mit US-Präsident Donald Trump. Der außenpolitische Berater Putins, Juri Uschakow, erklärte nach dem Termin in Riad, dass er nicht glaube, dass es bald stattfinden werde. Auf jeden Fall nicht kommende Woche.
Es ist eine enge Zusammenarbeit der Delegationen beider Länder erforderlich. Wir sind darauf vorbereitet. Allerdings ist es noch zu früh, über konkrete Termine für das Treffen der Staatschefs zu sprechen.
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Juri Uschakow, außenpolitischer Berater Putins
Die Reaktionen zum Treffen zwischen den USA und Russland in Riad schildern ZDF-Korrespondentinnen Golineh Atai aus Riad, Katrin Eigendorf in Kiew und Ina Baltes aus Brüssel.19.02.2025 | 4:44 min
Russische Delegation sehr selbstbewusst
Uschakow wirkte nach dem Treffen hochzufrieden, er verabschiedete sich von den russischen Journalisten mit einem süffisanten Lächeln. Es schien, als habe Russland sein Ziel erreicht. Schon den ganzen Tag über trat die russische Delegation in Riad sehr selbstbewusst auf.
Kirill Dmitriew, der Leiter des russischen Staatsfonds, war in Riad, um mit den USA Wirtschaftsfragen zu erörtern. Er war nicht Teil des Treffens mit Rubio, gab aber den ganzen Vormittag über munter Interviews. Dmitriew hat früher für Goldman Sachs in New York gearbeitet und offenbar gute Verbindungen zur Trump-Administration.
Frankreichs Präsident Macron hat nach dem europäischen Sondergipfel in Paris mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj telefoniert. Auch mit US-Präsident Trump sprach Macron.18.02.2025 | 0:26 min
Vor den Kameras des russischen Staatsfernsehens rechnete Dmitriew vor, wie viel Geld die USA bereits verloren hätten, weil sie keine Geschäfte in Russland tätigen. Er sprach von über 300 Milliarden Dollar und zeigte den Betrag auf einer ausgedruckten Tabelle. Die Suche nach gemeinsamen Wirtschaftswegen sei äußerst wichtig, erklärte er, "vor allem für die USA, die zu verstehen beginnen, dass der russische Markt äußerst attraktiv ist".
Russland braucht die USA nicht, aber die USA könnten viel Geld verdienen, wenn sie nur wollten, so die Botschaft des Beraters. Sanktionen, Inflation, Wirtschaftsprobleme. Für die Russen heute nicht der Rede wert.
Den Russen ginge es "vor allem um Bilder und weniger um Ergebnisse", berichten ZDF-Korrespondenten David Sauer und Armin Coerper aus Washington und Moskau über die Ukraine-Verhandlungen in Riad.18.02.2025 | 3:53 min
Gespräche dauerten vier Stunden
Viereinhalb Stunden dauerten die Gespräche zwischen Rubio und Lawrow, unterbrochen von einem gemeinsamen Mittagessen. Doch während die Gespräche noch liefen, meldete sich in Moskau Dmitri Peskow, der Sprecher Putins, zu Wort. Wie um zu zeigen, wer hier eigentlich das Sagen hat.
Putin sei zu einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereit, so Peskow. Aber nur, wenn dieser vorher durch Wahlen legitimiert werde. Und was den Beitritt der Ukraine zur EU betrifft, so sei dies das souveräne Recht jedes Landes. "Aber es ist etwas völlig anderes, wenn es um Sicherheitsfragen und Militärbündnisse geht."
Es könnte ein freundlicher Gruß an Team Trump sein, die das gegenüber ihren Wählern und auch den Europäern als Verhandlungserfolg verkaufen können. Allerdings ist die Aussage Putins nichts Neues, denn der hat bereits vor eineinhalb Jahren, als die EU der Ukraine den Beitrittskandidatenstatus verlieh, gesagt, dass ihn das nicht stören würde.
Trump setze auf „Disruption“, deshalb müsse man “als Europäer selbstbewusst bleiben", so Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, B'90/Die Grünen zu den Ukraine-Verhandlungen.18.02.2025 | 8:26 min
Kein Abrücken von Maximalforderungen
Es ist also mal wieder eine ambivalente Kommunikation der Russen. Friedensgespräche, wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA und eine EU-Mitgliedschaft für die Ukraine. Alles kein Problem, so Russlands Botschaft heute. Doch es sieht nicht so aus, als ob Moskau von seinen Maximalforderungen in der Ukraine abrückt.
Washington allerdings steht unter Erfolgsdruck. Trumps Leute haben diesen Prozess ohne Abstimmung mit den westlichen Verbündeten gestartet. Sollte daraus nichts Vorzeigbares herauskommen, wäre das eine Niederlage für Donald Trump - und die mag er überhaupt nicht.
Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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