Scholz bei Ukraine-Gipfel: Friedenstruppe "völlig verfrüht"

    Kein Konsens bei Ukraine-Gipfel:Scholz: Friedenstruppe "völlig verfrüht"

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    Einige Teilnehmer des Pariser Ukraine-Gipfels wollen eine europäische Friedenstruppe. Kanzler Scholz aber weist die Diskussion erneut als "völlig verfrüht" zurück.

    Bundeskanzler Olaf Scholz spricht in der deutschen Botschaft mit Medienvertretern.
    In Paris beraten europäische Regierungschefs mit den Spitzen von Nato und EU, wie Europa auf den Kurswechsel der USA in der Ukraine-Politik reagieren soll.17.02.2025 | 1:08 min
    Großbritannien und Frankreich schreiten voran, Deutschland bremst: Beim Pariser Gipfel zum Ukraine-Krieg haben sich die Europäer uneins in der Frage einer Friedenstruppe zur Sicherung eines möglichen Waffenstillstands gezeigt.

    Scholz: Unpassende Debatte zur falschen Zeit

    Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Diskussionen nach dem Treffen als irritierend und völlig verfrüht und kritisierte, dass über die Köpfe der Ukrainer hinweg über mögliche Ergebnisse von Friedensgesprächen gesprochen werde, die noch gar nicht stattgefunden hätten.

    Das ist höchst unangemessen, um es ganz offen und ehrlich zu sagen.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    Es sei eine "unpassende Debatte zur falschen Zeit und über das falsche Thema". Scholz steht seit Beginn der Debatte über eine Friedenstruppe auf der Bremse. Sein Argument: Zunächst einmal müsse es ein Verhandlungsergebnis unter Beteiligung der Ukrainer geben, erst dann könne es um eine Sicherung eines Waffenstillstands gehen. "Trump etwas für einen Deal zuzusagen, den wir nicht einmal kennen, wäre fahrlässig", heißt es aus deutschen Regierungskreisen.
    Für die Entsendung von Truppen gibt es für den Kanzler zudem eine rote Linie: Ohne eine Beteiligung von US-Truppen kommt dies für ihn nicht infrage, weil es aus seiner Sicht die Nato spalten würde.
    SGS Schaefers
    Der französische Präsident Macron hat ausgewählte Staatschefs zum Krisen-Gipfel nach Paris eingeladen. Isabelle Schaefers zu den Hintergründen.17.02.2025 | 1:15 min

    Pariser Gipfel mit EU und Nato

    Scholz äußerte sich im Anschluss an die informellen Beratungen, zu denen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auch die Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, den Niederlanden und Dänemark sowie die Spitzen von EU und Nato eingeladen hatte.
    Großbritanniens Premier Keir Starmer dringt auf eine Sicherheitsgarantie der USA für die Ukraine im Fall eines Friedensabkommens mit Angreifer Russland. "Europa muss seine Rolle spielen, und ich bin bereit, die Entsendung britischer Bodentruppen an der Seite anderer in Betracht zu ziehen, wenn es ein dauerhaftes Friedensabkommen geben wird", sagte Starmer am Abend in Paris.

    Aber es muss eine US-Absicherung geben, denn nur eine US-Sicherheitsgarantie kann Russland wirksam von einem weiteren Angriff auf die Ukraine abhalten.

    Keir Starmer, britischer Premierminister

    Auch Frankreich soll bereits vor längerem die Bereitschaft zur Entsendung von Truppen bekundet haben. Außenminister Jean-Noël Barrot berichtete von sehr konkreten Gesprächen "auf verschiedenen Ebenen", bei denen es um die Entsendung von Truppen insbesondere aus Frankreich, Großbritannien und Polen - den "drei großen Armeen" Europas - gehe. Die Friedenstruppe solle einen künftigen Waffenstillstand und einen "dauerhaften Frieden" in der Ukraine gewährleisten, sagte er in einem Interview.
    Ukraine-Krieg - Kiew
    Die Staats- und Regierungschefs der EU beraten auf einem Gipfel in Paris über die US-Pläne zur Ukraine. Die Europäer sollen laut Trump Friedenstruppen in die Ukraine entsenden.17.02.2025 | 0:25 min

    Mehrere Staaten offen für Friedenstruppen

    Offen für eine Entsendung von Truppen in die Ukraine hatten sich zuletzt auch die Niederlande und Schweden gezeigt. Spanien und Dänemark schlossen einen solchen Schritt zuletzt zumindest nicht mehr kategorisch aus. Anders als vom französischen Außenminister dargestellt, plant Polen keine Entsendung von Soldaten - unterstützt aber den Ansatz Macrons und Starmers.
    Nach Angaben von Diplomaten wird derzeit vor allem darüber gesprochen, ob und wenn ja europäische Soldaten für die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte im westlichen Teil des Landes stationiert werden könnten. Als äußerst unwahrscheinlich gilt demnach auch, dass sie direkt an die Frontlinie geschickt würden, um dort die Einhaltung einer möglichen Friedensvereinbarung zu überwachen.
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    Quelle: dpa

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