Albrecht von Lucke: USA auf der Seite der Autokraten
Interview
Albrecht von Lucke:Politologe: USA auf der Seite der Autokraten
von Hannah Friedrich
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Politologe von Lucke sieht die USA auf Seite der Autokraten und nicht der Demokraten. Die Verhandlungen zwischen den Weltmächten USA und Russland müssten Europa wachrütteln.
Der Politologe Albrecht von Lucke attestiert dem transatlatischen Verhältnis nach Trumps "Friedensverhandlungen" mit Russland einen fundamentalen Bruch.18.02.2025 | 9:00 min
Gerade vereinbarten hochrangige Vertreter der USA und Russlands in Saudi Arabien bei der Beendigung des Krieges in der Ukraine zusammenzuarbeiten. Ohne Beteiligung der Ukrainer und der Europäer. Die hätten "nicht mal einen Platz am Katzentisch" bekommen, konstatiert der Politologe Albrecht von Lucke in der Sendung "Kulturzeit".
Das sei letztlich nichts anderes als ein Diktatfrieden. Der sogenannte Dealmaker Trump habe nicht versucht, etwas für die Ukraine oder auch für Europa rauszuholen. Im Gegenteil, die Konzession an Putin sei gewesen, "ich gebe dir das Land und du kriegst den Frieden", sagte der Politologe.
Das ist keine Annäherung oder irgendwie der Versuch von Trump, Putin etwas abzuringen. Das ist ein Spiel zwischen Großmächten, die sich letztlich Europa aufteilen.
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Albrecht von Lucke
US-Präsident Trump hat den ukrainischen Präsidenten Selenskyj faktisch für den Ukraine-Krieg verantwortlich gemacht. Mit Kremlchef Putin möchte er sich bald treffen.19.02.2025 | 2:05 min
Von Lucke: Europa in völlig neuer Lage
Der Politologe spielt hier auf die Vergangenheit an, die die Nachkriegsordnung in Europa begründete. Es sei notwendig, dass die Europäer endlich realisieren, in welcher völlig neuen Lage sie sich befänden. Eine Lage, die sich über Jahre angedeutet und auf die sich nicht vorbereitet hätten.
Bereits Obama habe von der sogenannte "pivot to Asia", der außenpolitischen Ausrichtung nach Asien gesprochen. Europa muss sich um die eigene Sicherheit kümmern, bekräftigte der Politologe im Interview mit der Kulturzeit und stellt fest:
Wir werden in absehbarer Zeit eine große Debatte über Truppen an der russisch-ukrainischen Grenze haben und da wird sich Europa nicht entziehen können.
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Albrecht von Lucke
Die USA und Russland streben offenkundig eine Partnerschaft an. Jahrelang habe es die Möglichkeit gegeben, so Lucke, sich auf das Comeback von Trump vorzubereiten, jetzt wären die Europäer mit der brutalstmöglichen Aktion von Trump konfrontiert, dem radikalsten Rückzug.
Wende in der Weltpolitik
Eine Wende in der Weltpolitik sieht er auch darin, dass die bislang verlässliche Schutzmacht Amerika innerhalb der Nato nun keine Selbstverständlichkeit mehr sei.
Der Schutz wird uns abgezogen und die Europäer müssen alle Anstalten machen, ihr Militär zu vereinheitlichen, gemeinsame Truppen zu stellen, aber auch vor allem Ausrüstung zu stellen, die vereinheitlicht ist.
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Albrecht von Lucke
Das Militär in Europa zu einem gemeinsamen zu machen ist eine Forderung, die nicht neu, aber von Albrecht von Lucke in der Sendung dezidiert geäußert worden ist, "ein Projekt, das schon vor Jahren hätte eingeleitet werden müssen." Denn eines bleibt ja richtig, stellt Lucke fest, und stimmt hier der Sicht Donald Trumps zu, "was wir 75 Jahre lang genossen haben", nämlich Sicherheit in Europa durch die Schutzmacht USA, sei keine Selbstverständlichkeit mehr.
Zugleich warnt er vor Wladimir Putin: "Selbst wenn es zu einem Waffenstillstand kommen sollte, er produziert weiter seine Waffen für das Arsenal, um gegebenenfalls ein schwaches Europa an anderer Stelle wieder zu treffen".
Jalta 2.0: Amerika verabschiedet sich
Ist es nun eine Übertreibung, im Vorgehen der USA und Russland möglicherweise historische Parallelen zu Jalta zu sehen, der Konferenz auf der Krim vor 80 Jahren, als Nazi-Deutschland geschlagen war und die Siegermächte Europa untereinander aufteilten?
Europa sucht weiter nach einer gemeinsamen Haltung. Wie will Europa mit Trump und dem neuen Kurs der USA umgehen? Ein Blick nach Frankreich, Großbritannien und Polen.19.02.2025 | 3:17 min
"Was Saudi-Arabien einläutet, die Verhandlungen, ist gewissermaßen Jalta 2.0 mit umgekehrten Vorzeichen. Hier verabschiedet sich ein, übrigens auch in Amerika, ein fast schon semi-diktatorischen Weg gehendes Trump-Regime."
Es verabschiedet sich von der Rolle, die Demokraten in Europa zu unterstützen und schlägt sich auf die Seite derer, die die Autokratie im Schilde führen.
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Das sei ein fundamentaler Bruch und es verändere die Lage Europas, des demokratischen, radikal. "Wir müssen uns jetzt um unsere eigene Sicherheit in ganz anderem Maße kümmern als davor", betont von Lucke.
Am 4. Februar 1945 gelingt es dem roten Zaren mit List und Tücke, seine Verbündeten zu täuschen. Der Film zeigt, wie Josef Stalin in Jalta den Zweiten Weltkrieg gewinnt.29.07.2020 | 43:28 min
Hannah Friedrich ist ZDF-Redakteurin und Reporterin für 3sat- Kulturzeit.
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