Selbstbewusste Ukraine-Politik:Baerbock: Jetzt nicht über Friedenstruppe reden
von Katia Rathsfeld
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Beim Ukraine-Gipfel in Paris wurde die Uneinigkeit über eine mögliche Entsendung von Friedenstruppen deutlich. Außenministerin Baerbock hält die Debatte aktuell für deplatziert.
Trump setze auf "Disruption". Deshalb müssten die Europäer selbstbewusst sein", sagt Bundesaußenministerin Baerbock.18.02.2025 | 8:26 min
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hält die Diskussion um Friedenstruppen für die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. "Warum spielen wir das Spiel der Russen mit? Warum spielen wir das Spiel mit, wo die US-Administration nicht so richtig klar macht, auf welcher Seite sie eigentlich spielt?", sagte sie im ZDF-Morgenmagazin.
Russlands Präsident Wladimir Putin breite auch nicht seine Strategie vor der Welt aus. Die Europäer könnten nur aus einer Situation der Stärke heraus verhandeln. Das bedeute, "dass wir als Europäer klar und geschlossen sind, für unseren Frieden einstehen", betonte Baerbock.
In dieser heißen Phase werden keine Soldaten geschickt.
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Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
In Paris trafen sich Europas Regierungsspitzen am Montag, um über die Beteiligung der Europäer an den Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine zu beraten.18.02.2025 | 2:33 min
Friedenstruppen - ja oder nein?
Beim Pariser Gipfel zum Ukraine-Krieg hatten sich Europäer am Montag uneins in der Frage einer Friedenstruppe zur Sicherung eines möglichen Waffenstillstands gezeigt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die Diskussionen nach dem Treffen als irritierend und völlig verfrüht.
Der britische Premierminister Keir Starmer war hingegen kurz vor dem Treffen vorgeprescht und zeigte sich "bereit und willens", notfalls Soldaten in das von Russland angegriffene Land zu entsenden. Auch Frankreich soll bereits vor längerem die Bereitschaft zur Entsendung von Truppen bekundet haben.
"Europa ist sehr stark. Sind 450 Millionen Menschen, wir sind der größte gemeinsame Binnenmarkt auf der Welt, wir haben neue Partnerschaften geschlossen und all das müssen wir jetzt gemeinsam nutzen und uns nicht hier im Kleinklein verfangen", sagte die Außenministerin. Das würde nur Putin oder auch der neuen US-Administration in die Hände spielen.
Das Gespräch zwischen den USA und Russland treffe einen "wunden Punkt", da hier andere "über das Schicksal der Ukraine entscheiden", berichtet ZDF-Reporterin Anne Brühl aus Kiew.18.02.2025 | 2:25 min
Auch wenn uns allen hier das Herz brennt, wir müssen einen sehr kühlen Kopf bewahren, das haben wir bewiesen, dass wir das können.
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Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Man müsse verstehen, dass US-Präsident Donald Trump anders arbeite als seine Vorgänger. "Er setzt auf Disruption, ganz bewusst. Und deswegen ist es umso wichtiger, als Europäer selbstbewusst zu sein, klar zu sein für unsere Werte und Interessen einzustehen." Das wichtigste Interesse sei ein dauerhaft Frieden und kein Scheinfrieden.
Das kann gar keinen dauerhaften Frieden geben, wenn es nicht ein Frieden für uns Europäer ist. Weil ein Scheinfrieden ist kein Frieden, irgend ein Deal, der nur zu mehr Krieg führt.
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Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Außenministerin: Riad-Gespräche nicht größer reden
Die Gespräche in Riad seien in erster Linie eine Kontaktaufnahme zwischen den USA und Russland.
Wir sollten jetzt nicht den riesengroßen Fehler machen, auch noch dem Putin einen Gefallen zu tun, indem wir diese Gespräche größer reden, als sie eigentlich sind.
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Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Das Interview führte Mitri Sirin im ZDF-Morgenmagazin.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.