Nach Treffen mit Sondergesandten:Selenskyj: Wollen "starke Beziehungen" zu USA
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Angesichts umstrittener Trump-Äußerungen zur Ukraine hat sich Präsident Selenskyj erneut für ein gutes Verhältnis mit den USA eingesetzt. Das würde "der ganzen Welt" zugute kommen.
Nach den schweren Vorwürfen Trumps gegen Präsident Selenskyj versucht sich die Ukraine an Schadensbegrenzung, während der US-Sondergesandte eine Pressekonferenz in Kiew absagt.20.02.2025 | 2:07 min
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts der jüngsten Spannungen zwischen Kiew und Washington die Bedeutung des Verhältnisses zu den USA hervorgehoben. Er sagte am Donnerstag nach einem Treffen mit dem Ukraine-Sondergesandten der USA, Keith Kellogg, in Kiew:
Starke Beziehungen zwischen der Ukraine und den USA kommen der ganzen Welt zugute.
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Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
US-Präsident Trumps Äußerungen über die Ukraine sorgen in Europa für Entsetzen, während der Kreml begeistert reagiert. Deutschland muss nun auf diese Entwicklungen reagieren.20.02.2025 | 1:44 min
Pressekonferenz mit Kellogg abgesagt - auf Wunsch der USA
Das Gespräch mit Kellogg bezeichnete er als "produktiv". Es sei dabei um die "Situation auf dem Schlachtfeld, die Rückgabe unserer Kriegsgefangenen und wirksame Sicherheitsgarantien" gegangen.
Ein Sprecher des ukrainischen Präsidenten hatte zuvor gesagt, dass auf Wunsch der US-Seite vereinbart worden sei, auf Statements und eine Fragerunde nach dem Treffen zu verzichten. Nur zu Beginn der Gespräche waren Fotografen zugelassen. Ein Grund für die Absage der Pressekonferenz wurde vorerst nicht bekannt.
ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese berichtet aus Berlin: Deutschland muss sich auf die Wahl vorbereiten und zugleich eine Antwort auf die jüngsten Äußerungen von Donald Trump finden.20.02.2025 | 1:04 min
Trump mit scharfen Worte gegenüber Selenskyj
US-Präsident Donald Trump hatte Selenskyj am Mittwoch scharf kritisiert und als "Diktator" bezeichnet. Er erklärte, Selenskyj solle "sich besser beeilen, oder er wird kein Land mehr haben". Trump wiederholte zudem in mehreren Fragen Positionen des Kreml. Am Dienstag hatte der US-Präsident faktisch Selenskyj für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mitverantwortlich gemacht. Selenskyj bezeichnete den US-Präsidenten daraufhin als Opfer russischer Desinformation.
Seit drei Jahren kämpfen Russland und die Ukraine im Osten des Landes, der Konflikt hat sich zu einem zermürbenden Stellungskrieg entwickelt.20.02.2025 | 1:38 min
Trump: Hatten Deal über seltene Erden
Zudem sprach Trump von einem angeblichen Bruch einer Vereinbarung zu Rohstoffen: "Wir hatten eine Vereinbarung über seltene Erden und andere Dinge, aber sie haben diese Vereinbarung gebrochen. (...) Sie haben sie vor zwei Tagen gebrochen", sagte Trump in Miami. Trump knüpft die Hilfe der USA an den Zugang zu seltenen Erden aus der Ukraine, deren Ausbeutung lukrativ und strategisch bedeutsam ist.
Über die Reise seines Finanzministers in die Ukraine vergangene Woche sagte Trump, Scott Bessent sei "ziemlich unhöflich" behandelt worden: "Er reiste viele Stunden mit dem Zug, was eine gefährliche Reise ist." Letztlich sei Bessent aber mit leeren Händen zurückgekommen. Selenskyj habe keine Zeit für den Minister gehabt.
Kürzlich hatte der US-Präsident in einem Interview erzählt: "Ich habe ihnen gesagt, dass ich das Äquivalent von 500 Milliarden Dollar an seltenen Erden haben möchte." Selenskyj nannte diese Forderung "unseriös" und betonte: "Wir sind bereit für ein ernsthaftes Dokument, aber wir brauchen Sicherheitsgarantien."
Trump lasse "die Ukraine im Stich", verbreite "Lügen" über die Ukraine und Selenskyj und mache Putin zu einem Mann, mit dem man "gute Geschäfte machen" könne, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.20.02.2025 | 2:23 min
Baerbock: Trump-Aussagen zu Selenskyj "absurd"
Der ukrainische Diplomat Andrij Melnyk plädierte im Deutschlandfunk für einen weniger emotionalen Umgang mit Trumps Aussagen. Es sei nicht hilfreich, auf jede einzelne Äußerung zu reagieren, sagte der frühere Botschafter in Berlin.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, wies den Vorwurf der USA und Russlands zurück, Präsident Selenskyj sei nicht demokratisch legitimiert. Dass wegen des russischen Angriffs auf sein Land das Kriegsrecht gelte und es deshalb keine Neuwahl geben könne, sei keine ukrainische Besonderheit, sagte Makeiev in der ARD. Außenministerin Annalena Baerbock nannte Trumps Aussage "absurd".
Außenministerin Annalena Baerbock hat die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der ukrainische Präsident sei ein Diktator, scharf zurückgewiesen.19.02.2025 | 2:36 min
Umfragen belegen, dass auch drei Jahre nach Beginn der russischen Invasion immer noch mehr als die Hälfte der Ukrainer hinter Selenskyj steht. Allerdings steigt der Anteil derjenigen beständig, die sich ein Ende des Krieges über Verhandlungen und Kompromisse wünschen.
Trump: Russen haben "die Karten in der Hand"
Auf Kritik der Ukraine, nicht eingeladen worden zu sein zum jüngsten Treffen zwischen Unterhändlern der USA und Russlands in Saudi-Arabien, entgegnete Trump mit Blick auf Selenskyj: "Er hätte kommen können, wenn er gewollt hätte." Gleichzeitig verhandelten die USA mit Russland "erfolgreich" über ein Ende des Krieges.
Angesichts der Lage auf dem Schlachtfeld habe Russland den Ukrainern gegenüber einen Vorteil, sagte Trump. "Sie haben ein bisschen die Karten in der Hand, weil sie viel Gebiet eingenommen haben." In Moskau wurde der Konflikt zwischen den einstigen Partnern genutzt, um mehr Öl ins Feuer zu gießen. Der russische Ex-Präsident und Sicherheitspolitiker Dmitri Medwedew gab Trump auf der Plattform X "zu 200 Prozent recht" mit der Einstufung Selenskyjs als Diktator.
Nach der Kehrtwende der USA in ihrer Ukraine-Politik haben viele westliche Verbündete dem angegriffenen Land weitere Unterstützung zugesagt.
Der Politologe Albrecht von Lucke attestiert dem transatlantischen Verhältnis nach Trumps "Friedensverhandlungen" mit Russland einen fundamentalen Bruch.18.02.2025 | 9:00 min
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.