Berichte aus dem Gazastreifen:Deutsche in Gaza: "Ich will hier raus"
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Die Ausreise aus dem Gazastreifen für deutsche Staatsbürger läuft schleppend. Drei Betroffene berichten, wie es ist, im Kriegsgebiet festzusitzen.
Am Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten warten zahlreiche Menschen darauf, aus dem Kriegsgebiet herauszukommen.
Quelle: dpa
Seit Tagen wartet der Deutsch-Palästinenser Mazen Eldanaf am Grenzübergang Rafah im Gazastreifen auf die erlösende Nachricht. Systematisch gehe er die neuen Ausreiselisten durch, sagt der 61-Jährige. Doch sein Name und der seiner Frau seien wieder nicht dabei gewesen. "Hunderte Staatsbürger, von allen Nationen, dürfen raus, aber wir stecken hier fest", sagt Eldanaf, der seit 43 Jahren mit seiner Frau in Bonn lebt und nun in dem Kriegsgebiet feststeckt.
Eigentlich kam Eldanaf nach Gaza, um seine Familie zu besuchen, erzählt er. Maximal zehn Tage wollten sie demnach bleiben. Seine vier Brüder, seine Schwester treffen. Doch aus dem Familienbesuch wurde ein Albtraum.
Familie in Deutschland macht sich Sorgen
Seit fast vier Wochen hätten er und seine Frau Khitam wegen der israelischen Bomben nicht mehr geschlafen. "Ich will hier raus", sagt die Sozialpädagogin Khitam mit schwacher Stimme am Telefon.
Das hier ist kein Leben, das ist nur Tod. Man riecht nur den Tod, man sieht nur den Tod, es gibt kein Leben hier.
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Khitam Eldanaf
Das Schlimmste sei für sie, dass ihre vier erwachsenen Kinder in Deutschland nicht wüssten, ob sie ihre Eltern jemals wiedersehen würden. "Meine Kinder können nicht arbeiten, sie können sich nicht konzentrieren, weil sie hören, was in Gaza passiert."
Keiner weiß, ob wir lebend herauskommen.
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Khitam Eldanaf
Für "Ausländer und Doppelstaatler" gibt es "seit zwei Tagen Listen", wer ausreisen darf, so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai aus Kairo. 03.11.2023 | 3:24 min
Nur wenige Deutsche konnten bislang nach Ägypten flüchten
Mehrere Hundert Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft sind aktuell noch in dem Kriegsgebiet. Insgesamt warten laut ägyptischen Angaben rund 7.000 ausländische Staatsangehörige aus 60 Ländern auf die Ausreise. Nur wenige Deutsche durften bislang vor dem Nahost-Konflikt und den anhaltenden Luftangriffen Israels nach Ägypten flüchten.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, am Freitag hätten über 30 Deutsche das Küstengebiet verlassen können, davor am Mittwoch sei es "eine niedrige einstellige Zahl" gewesen.
Eldanaf macht Bundesregierung Vorwürfe
Khitam Eldanaf und ihr Mann seien in den vergangenen Wochen mehrfach geflohen, erzählt sie weiter. Sie hoffe, dass die deutsche Regierung bald reagiere und sie "aus der Hölle" heraushole. Die Situation sei insgesamt erschütternd.
Menschen, die 30 Jahre auf eine Wohnung gespart haben - mit einer Bombe, alles zerstört.
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Khitam Eldanaf
Erstmals seit Beginn des Gaza-Krieges wurde der Grenzübergang Rafah geöffnet - mehr als 300 Menschen mit ausländischen Pässen konnten nach Ägypten ausreisen.02.11.2023 | 2:28 min
Mazen Eldanaf macht der Bundesregierung Vorwürfe. Von der fehlenden Unterstützung bei der Ausreise sei er nur noch enttäuscht. "Nichts passiert, Anfragen bei der Botschaft bleiben unbeantwortet", sagt Eldanaf. Auch seine Kinder in Deutschland kämen nicht weiter. Keiner höre ihnen zu.
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Freitagabend, dass "intensiv" daran gearbeitet werde, weiteren deutschen Staatsbürgern die Ausreise aus dem Gazastreifen zu ermöglichen. Die Bemühungen würden fortgesetzt.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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Deutsch-Palästinenser Latif fühlt sich auch im Süden nicht sicher
Auch der 75 Jahre alte Deutsch-Palästinenser Jamal Abdel Latif will aus dem Gazastreifen ausreisen. Sein Zuhause ist eigentlich in der Stadt Gaza im Norden. Mit seiner Frau und zwei seiner Kinder sei er in den Süden geflüchtet.
Nun lebt er 25 Kilometer entfernt bei Verwandten in der Stadt Dir Al-Bala. "Nur vorübergehend", sagt Latif. Er will unbedingt ausreisen. "Sobald unsere Namen auf der Liste stehen, machen wir uns auf zum Grenzübergang", sagt er.
Latif spricht von "Massenmord"
Der Weg sei sehr gefährlich gewesen. Auch im Süden komme es regelmäßig zu Bombenangriffen. Latif spricht immer wieder von einem "Massenmord".
Die Israelis haben gesagt, flieht in den Süden, wir sind in den Süden geflohen und was passiert, sie bomben hier weiter.
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Jamal Abdel Latif
Vor wenigen Tagen habe seine Nichte ihren zahnjährigen Sohn in ein Geschäft geschickt, um das Handy zu laden. Strom in den Häusern gebe es schon lange nicht mehr. Der Laden habe sich in einem Hochhaus befunden. Plötzlich sei eine israelische Bombe in das Hochhaus eingeschlagen und dieses komplett zusammengesackt. "Der Sohn meiner Nichte war einfach weg, einfach weg, alle Menschen in dem Haus, einfach weg." Das habe ihm noch mal gezeigt, dass er aus Gaza rausmüsse.
Mit dem Hamas-Angriff auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Anfang des Jahres 2025 konnte eine Waffenruhe vereinbart werden. News und Hintergründe im Liveblog.
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