Militärexperte Gady: Taurus "dringend benötigt"

    Militärexperte Gady zu Taurus:Marschflugkörper werden "dringend benötigt"

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    Die Kämpfe an der ukrainischen Front gehen weiter. Militäranalyst Franz-Stefan Gady war schon mehrere Male dort. Bei ZDFheute live gibt er seine Einschätzung zum Kriegsverlauf.

    An der ukrainischen Front wird weiterhin schwer gekämpft. Seit Wochen versucht das Militär sich vorzuarbeiten und sich gegen die russischen Besatzerzu wehren, Kiews Gegenoffensive läuft. Militäranalyst Franz-Stefan Gady hat die Front in der Ukraine mehrmals selbst besucht. Bei ZDFheute live spricht er darüber, wie deutsche Taurus-Marschflugkörper zum Einsatz kommen würden und welche Chancen die ukrainische Gegegenoffensive hat.
    Das sagt Militärexperte Gady... 

    ...zur Materialschlacht auf russischer und ukrainischer Seite und der Munitionsversorgung auf beiden Seiten der Front:

    "Hier muss man offen sagen, dass die Datenlage nur dürftig ist. Ich glaube, grundsätzlich haben wir keine größere Minimierung, zum Beispiel der russischen Artillerie-Schussrate gesehen in den letzten Tagen. Die Russen haben noch genügend Munition an der Frontlinie selbst. Es gibt also genügend Nachschub und daraus muss ich schließen, dass der Nachschub nicht derartig beeinträchtigt ist, dass es hier zur Reduzierung der russischen Kampfkraft kommt."
    Das bedeute aber nicht, dass diese Angriffe nicht längerfristig Einfluss haben werden oder auch punktuell einzelne Frontsektoren geschwächt hätten.

    Also hier ist wirklich der Nebel des Krieges noch sehr stark. Und hier müssen wir auch abwarten, wie sich die Situation entwickelt.

    Franz-Stefan Gady, Militäranalyst

    ...der Bedeutung von Taurus-Marschflugkörpern:

    "Man kann Pi mal Daumen rechnen, dass die Ukraine mehrere hundert Marschflugkörper bereits verfeuert hat und vielleicht noch hundert bis zweihundert Marschflugkörper noch zur Verfügung hätte." Die Frage sei, wie lange dieser Vorrat reichen wird und inwiefern man dadurch Sättigungs- oder Übersättigungs-Angriffe durchführen könne.

    Weil am effektivsten sind diese Marschflugkörper einsetzbar, indem man sie nicht einzeln oder nur in einer Gruppe von zwei oder drei abfeuert, sondern wirklich Dutzende von Marschflugkörpern auf ein Ziel feuert.

    Franz-Stefan Gady, Militäranalyst

    "Ich glaube, es waren auch zehn Marschflugkörper, die diese Attacke durch Sewastopol unter anderem durchgeführt haben. Und hier ist es so, dass man dadurch eben die Flugabwehrraketen und Flugabwehr auf russischer Seite dadurch übersättigt." Das bedeute, es gebe zu viele Ziele am Himmel und so könnten auch einzelne Raketen ihr Ziel treffen.
    "Das ist der Hauptgrund, warum es so dringend notwendig wäre, eben zusätzliche Marschflugkörper an die Ukraine zu schicken. Und hier ist das Stichwort natürlich Taurus aus Deutschland, die wahrscheinlich sehr dringend benötigt würden."

    ...der Bedeutung einzelner Waffensysteme insgesamt:

    Die Ukraine hat sich bis jetzt strikt daran gehalten, russisches Territorium mit diesen Marschflugkörpern nicht zu bekämpfen.

    Franz-Stefan Gady, Militäranalyst

    An der Stelle sieht der Experte auch kein Problem. "Und man kann natürlich auch technische Lösungen präsentieren, wie man zum Beispiel auch auf technischer Ebene garantieren kann, dass diese Marschflugkörper nicht über die Grenze hinaus russische Ziele treffen können."
    In dieser Hinsicht sehe er "keine Bedenken, was irgendwelche Eskalationsrisiken betrifft. Und diese Waffen werden sehr dringend benötigt. Diese Waffensysteme werden gebraucht von der Ukraine, und ich glaube, sie sollten aus diesem Grund auch schnellstmöglich geliefert werden."
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    Quelle: ZDF
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