Ramms: "Überlegenheit der Russen nicht mehr so groß"
Interview
Ex-Nato-General Ramms:"Überlegenheit der Russen nicht mehr so groß"
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Ex-Nato-General Ramms bezeichnet den Durchbruch der Ukraine bei Robotyne als "ersten Erfolg". Wie er die Chancen der Gegenoffensive einschätzt, erläutert er bei ZDFheute live.
Die Ukraine vermeldet Erfolge in der Saporischschja-Region im Süden des Landes. Dort wurde die erste Verteidigungslinie der russischen Streitkräfte durchbrochen. Für den ehemaligen General der Nato, Egon Ramms, ist das Grund für vorsichtigen Optimismus.
Ramms: Russland hat Personalprobleme
Es sei wichtig, dass die Ukrainer die erste Verteidigungslinie überwunden haben, sagte Ramms bei ZDFheute live. Er gehe davon aus, dass die nachfolgenden russischen Verteidigungslinien - sowohl von der Anzahl der Soldaten her als auch von der Stärke der Befestigung her - wahrscheinlich nicht so stark seien wie die erste Linie.
Der frühere Nato-General geht davon aus, dass Russland in der ersten Verteidigungslinie, die von den Ukrainern durchbrochen wurde, sehr viele Soldaten und Waffen eingesetzt hat.
Das wiederum bedeute, so Ramms, dass die nachfolgenden Linien nicht mehr so stark besetzt werden können. "Die Verluste werden sich auswirken", sagt der Militärexperte - zumal Russland offenbar Personalprobleme mit Blick auf die Soldaten habe.
Die ukrainischen Truppen haben es bei ihrer Gegenoffensive mit einer gestaffelten Verteidigungslinie der russischen Armee zu tun. Ein Überblick.
Ex-General: Durchbruch bei Robotyne "erster Erfolg"
Für die Ukrainer sei der Durchbruch bei Robotyne ein "ein erster Erfolg", sagte Ramms bei ZDFheute live weiter. Es ginge nun für "die Ukraine darum, mit entsprechendem Einsatz von Soldaten, aber auch von Material diesen Durchbruch oder diesen ersten Durchbruch entsprechend auszuweiten".
Im Laufe des russischen Angriffskriegs hätten die Kommandeure der ukrainischen Streitkräfte unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage seien, "die Gunst einer bestimmten Situation für sich auszunutzen", erläutert der Ex-General.
Seiner Einschätzung nach habe aber auch die russische Führung offensichtlich gewaltig dazugelernt.
Ramms: Gegen Flankenangriffe verteidigen
Bei ihrer Gegenoffensive müsse die Ukraine vermehrt mit Flankenangriffen der russischen Truppen rechnen.
"Die Ukraine kann jetzt nicht nur nach vorne gucken, sprich nach Süden, sondern sie muss auch nach Westen, sie muss auch nach Osten gucken, um zu vermeiden, dass sie die Flankenangriffe der russischen Kräfte in ihre Seiten reinbekommt und dann möglicherweise auch Truppenteile abgeschnitten werden." Das Verteidigen in verschiedene Richtungen erfordere dann "deutlich mehr Kräfte", so Ramms.
Taktisch müssten die Angriffe der Ukraine "breiter gemacht werden". Dies bedeute, dass die russische Verteidigungslinie nach Osten und nach Westen "in deutlichem Maße weiter bekämpft" werden müsse, so Ramms.
Ramms betonte, dass die Ukraine dabei weiter von der militärischen Hilfe aus den westlichen Ländern angewiesen sei. Die ersten zehn Leopard-1-Kampfpanzer seien mittlerweile in der Ukraine eingetroffen - "das ist eigentlich deutlich zu wenig", kritisiert der Militärexperte.
Ex-General: "Materielle Überlegenheit der Russen nicht mehr so groß"
Ramms traut der ukrainischen Gegenoffensive weitere Erfolge zu. Es stünde fest, dass Russland einen "erheblich höheren Anteil an Verlusten sowohl bei Menschen als auch beim Material gehabt hat als es die ukrainische Seite gehabt hat".
Dies gelte zum Teil auch für Munition, so Ramms. "Von daher: dort liegt eine Chance der Ukraine." Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, "wenn der Westen seine Waffenlieferungen aufrechterhält und dafür sorgt, dass die Ukraine in dieser Beziehung gefechts- und kampffähig bleibt".
"Lange Prozesse der Entscheidungen, lange Lieferprozesse oder lange Instandsetzungsprozesse, sind dabei nicht von Vorteil für die Ukraine."
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.