Merz und die AfD-Debatte - was von der Woche bleibt

    Migrationsdebatte im Bundestag:Merz legt vor, AfD jubelt - was bleibt?

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    Gleich zweimal Showdown im Parlament: Ein - dank AfD-Stimmen - erfolgreicher Antrag und ein überraschend gescheitertes Migrationsgesetz. Was bleibt von der Woche?

    Pressekonferenz CDU/CSU-Bundestagsfraktion
    Die Abstimmungen im Bundestag sind zwar vorbei, doch die Debatten dauern an. Derweil protestierten Zehntausende u.a. gegen den CDU-Kurs, gegen die AfD und gegen den Rechtsruck.01.02.2025 | 2:55 min
    Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) ist in dieser Woche aufs Ganze gegangen und hat die politische Stimmung im Land weniger als einen Monat vor der Bundestagswahl zum Kochen gebracht. Das führte zu maximaler Zuspitzung und Mobilisierung der Parteien - und könnte Folgen für den Rest des Wahlkampfs und mögliche Koalitionen haben.
    Merz reagiert auf Debatte im Bundestag.
    Das sogenannte Zustrombegrenzungsgesetz der Union scheitert im Bundestag. Die Fraktionen liefern sich eine hitzige Debatte. Es geht mehr um die Abstimmung als das Gesetz selbst.01.02.2025 | 2:53 min

    Unionsvorstöße lösen Politik-Beben in Berlin aus

    Am Mittwoch verhilft die AfD einem Unionsantrag für Zurückweisungen an den Grenzen mit ihren Stimmen zur Mehrheit. Die Union argumentiert, eine richtige Entscheidung werde nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen. SPD, Grüne und Linke sprechen dagegen von einem Tabu- und Dammbruch. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagt im ZDF, auf Merz sei kein Verlass:
    Merz widerspricht im Interview mit Marietta Slomka:
    Der Publizist Michel Friedman tritt am Donnerstag aus Protest aus der CDU aus, Zehntausende treffen sich zu Demonstrationen in Großstädten gegen die Union, Demonstranten dringen in ein CDU-Büro in Berlin-Wilmersdorf ein und in die Geschäftsstelle des CDU-Kreisverbands Hannover.
    Demonstration in Tübingen /  Brandmauer
    Deutschlandweit haben tausende Menschen gegen die gemeinsame Abstimmung der Union und der AfD im Bundestag protestiert. Für das Wochenende sind weitere Demonstrationen geplant. 01.02.2025 | 0:41 min

    Bundestag: Ein Parlament in Aufruhr

    In Erinnerung bleiben von dieser Woche Szenen und Bilder mit Symbolkraft: etwa AfD-Mann Bernd Baumann, der mit geschwellter Brust vom Rednerpult in den Plenarsaal ruft: "Jetzt und hier beginnt eine neue Epoche und das führen wir an!"
    Oder die SPD-Fraktion mit bedrückten Gesichtern, versammelt hinter ihrem Fraktionschef Rolf Mützenich, der in einem Pressestatement am Mittwoch seiner Empörung Ausdruck verleiht und zwei Tage später an Merz appelliert, das "Tor zur Hölle" nach dem Sündenfall noch gemeinsam zu schließen.
    Im Hintergrund eine Plakat von Friedrich Merz am Hauptsitz der CDU in Berlin, im Vordergrund ein Wahlplakat mit der Aufschrift "Jetzt AfD".
    Die Kritik an der Union wegen der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD wächst. Auch Altkanzlerin Merkel hat Friedrich Merz ungewohnt deutlich kritisiert.30.01.2025 | 2:01 min

    Wenn die Altkanzlerin sich einmischt

    Normalerweise halten sich frühere Kanzler mit Kommentaren zu aktuellen Themen zurück. Bei diesem Thema macht Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Ausnahme, greift am Donnerstag mit einem außergewöhnlichen Schritt in die Debatte ein und fällt damit dem Kanzlerkandidaten ihrer Partei mitten im Wahlkampf in den Rücken. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt sie Merz' Vorgehen für "falsch".

    Wer ist schuld am Aufstieg der AfD?

    Es ist die alte hitzig diskutierte Kernfrage, die kurz vor der Bundestagswahl nun wieder ganz oben steht: Wer und welche Politik hat Verantwortung für den Aufstieg der AfD, und wie lässt sich ein weiterer Aufstieg stoppen?
    sgs zimmermann
    Hat sich Merz verkalkuliert? Was bedeutet das für die Union nach einem emotionalen Tag voller Gräben? ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann gibt Einblicke.31.01.2025 | 3:18 min
    Die Anhänger der Denkschule von Merz sagen: Die Union war unter Merkel zu links, hat Probleme beim Thema Migration zu lange nicht adressiert und damit rechts eine Lücke gelassen, die von der AfD gefüllt wurde. Entsprechend sind sie für eine harte Linie, um der AfD wieder das Wasser abzugraben.
    Andere gehen davon aus, dass dadurch die AfD nicht geschwächt, sondern nur gestärkt wird, weil durch Übernahme schärferer Töne und Standpunkte, die auch die AfD vertritt, die Partei und deren Positionen hoffähig gemacht würden, Wähler sich dann aber lieber gleich für das Original entschieden.
    Eine Spaltung zeigt sich in der Bevölkerung in der Bewertung der Vorgänge im Bundestag: Dass die Union einen Antrag unter Inkaufnahme von Stimmen der AfD eingebracht hat, finden 47 Prozent im aktuellen ZDF-Politbarometer gut, 48 Prozent lehnen das ab.
    Die von Merz geforderte ausnahmslose Zurückweisung von Asylsuchenden ohne gültige Einreisedokumente wird von einer Mehrheit der Befragten (63 Prozent) unterstützt.
    Stefan Leifert h19
    Die Geschehnisse im Bundestag werden auch im ZDF-Politbarometer beleuchtet. Stefan Leifert gibt einen Einblick über die Ergebnisse.30.01.2025 | 2:07 min

    Hat Merz sich verzockt?

    Klar ist: Merz hat sein sogenanntes Zustrombegrenzungsgesetz am Freitag nicht durch den Bundestag bekommen, was eine Niederlage ist. In den eigenen Reihen fehlten Merz von 196 Abgeordneten zwölf Stimmen, das sind aber lediglich drei mehr als am Mittwoch beim Antrag für Zurückweisungen an Grenzen, der noch durchging.
    Auch bei der FDP zogen einige nicht mit, am Mittwoch zehn der 90 Abgeordneten, am Freitag mit 23 mehr als doppelt so viele. Die nächsten Umfragewerte nach dieser Bundestagswoche werden ein erstes Stimmungsbarometer sein.

    Stimmung in Deutschland
    :Bundestagswahl: So steht es in der letzten Umfrage

    Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Wen hätten die Deutschen am liebsten als Kanzler? Welche Koalitionen wären möglich? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
    von Robert Meyer
    Ein Diagramm von den Verteilungen der Parteien in den Umfragen. Im Hintergrund weht vor dem Bundestag eine Deutschland-Fahne
    In jedem Fall werden Koalitionen der Mitte komplizierter: Merz dürfe auf keinen Fall mehr Kanzler werden, sagte etwa der Grünen-Politiker Anton Hofreiter der "Süddeutschen Zeitung". Die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier sprach gar im "Tagesspiegel" von "Würgereiz, wenn ich heute an eine große Koalition und Herrn Merz als Kanzler denke". Ausgeschlossen wird trotzdem nichts. Andere Regierungsmehrheiten sind nicht in Sicht - denn Merz hat mehrfach versichert, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird.

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    Quelle: dpa

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    Quelle: dpa

    Nachrichten zur Bundestagswahl