Carsten Linnemann verzichtet auf einen Ministerposten und bleibt CDU-Generalsekretär.
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Carsten Linnemann verzichtet - auf den neuen Dienstwagen, auf den Ministertitel, auf Macht, Ruhm und Ehre im Staatsdienst. Per Zeitungsinterview verkündet er, dass er auch in den nächsten Jahren Generalsekretär der
CDU bleiben möchte. So könnte die Erzählung lauten, wenn man sie positiv im Sinne von Carsten Linnemann erzählen würde.
Dabei ist es kein Geheimnis in Berlin, dass der Parteimanager der CDU liebend gerne Minister in der neuen Bundesregierung geworden wäre. Nur ist das Amt, das er am liebsten antreten würde, nicht frei. Seit Jahren kokettiert er damit, dass er Arbeits- und Sozialminister werden wolle. Für den Wirtschaftspolitiker Linnemann die ideale Ausgangsposition, um die - aus seiner Sicht verstaubten und überbürokratisierten - Regeln in der Arbeitsgesetzgebung zu reformieren.
CDU-Chef Merz hatte im Wahlkampf einen Politikwechsel versprochen. Doch der Koalitionsvertrag bleibt oft unkonkret. 88 Mal will man Projekte prüfen und 15 Kommissionen einrichten.13.04.2025 | 3:46 min
Arbeitsministerium bleibt in Hand der SPD
Eine Idee, von der der heutige Generalsekretär der CDU, schon in seiner Zeit als Vorsitzender der CDU-Mittelstandsunion MIT geträumt hat. Doch dieser Traum ist mit der Ressortverteilung zwischen Union und
SPD erst mal geplatzt.
Das Arbeitsministerium geht, wie schon in den vergangenen Jahren und Koalitionen, an die Sozialdemokraten. Das als Pendant anzusehende Wirtschafts- und Klimaministerium scheint in den Augen von Carsten Linnemann nicht attraktiv genug.
CDU-Generalsekretär hat Einfluss im Koalitionsausschuss
In der BILD-Zeitung wird er mit den Worten zitiert, man habe hart daran gearbeitet "die CDU wieder aufzubauen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen".
Der Verbleib im Generalsekretärsamt bringt aber eine andere Form des Machtzuwachses für Carsten Linnemann. Mit den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Koalition wird er künftig im mächtigen Koalitionsausschuss sitzen - jenem Gremium, das die Linie der Politik bestimmen wird. Und die Konflikte aus dem Weg räumen soll.
Bis zum 29. April können mehr als 350.000 SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen. Die CDU möchte bis Ende des Monats entscheiden - die CSU hat bereits zugestimmt.15.04.2025 | 1:37 min
Vertrauensperson von Friedrich Merz
Linnemann gilt als einer der wenigen, denen es gelungen ist, sich in den vergangenen Jahren das Vertrauen des künftigen Kanzlers und CDU-Parteivorsitzenden
Friedrich Merz zu erarbeiten. Nach der Bundestagswahl 2021 überlegte Linnemann kurz, ob er nicht den Sprung an die Spitze der CDU wagen sollte, zog dann aber zu Gunsten von Merz zurück.
Als Vorsitzender der Programm- und Grundsatzkommission hat er sich innerparteilich großen Respekt erarbeitet, auch weil es ihm gelang, die unterschiedlichen Flügel der CDU zu vereinen und mitunter unüberbrückbare Positionen zu versöhnen.
Linnemanns Spruch: "Einfach mal machen"
Als Sohn eines Buchhändlerpaares, als direkt gewählter Abgeordneter im Wahlkreis Paderborn und als Vizepräsident des SC Paderborn gibt sich Linnemann gern als geerdet und bürgernah.
Innerparteilich gilt Linnemann als ziemlich beliebt, nicht nur aufgrund seiner Arbeit in der Programmkommission. Der Hobby-Fußballer und ambitionierte Läufer wirkt manchmal wie auf Speed - voller Energie und ständig unter Strom hat er innerhalb von wenigen Wochen den Wahlkampf der CDU organisiert. Und dabei den Satz geprägt, der jetzt wie eine Anleitung für das CDU-Gebaren in der Koalition wirkt: "Einfach mal machen."
Wer Wirtschaftsminister werden könnte
Die Entscheidung im Amt des Generalsekretärs zu bleiben, stellt Partei-Chef Merz jetzt vor die Aufgabe, eine Alternative für das Ministeramt im Wirtschaftsministerium zu finden.
Der schwarz-rote Koalitionsvertrag bleibt oft unkonkret. Was sagt CDU-Fraktionsvize Jens Spahn zur Kritik an der Koalition?13.04.2025 | 4:26 min
Da scheint es keine Überraschung, dass gerade Jens Spahn, derzeit stellvertretender Fraktionsvorsitzender, als Erster gratuliert: "Danke, dass du dich in den Dienst der Partei stellst!" Klingt wie eine Bewerbung auf eine jetzt offene Position.
Mathis Feldhoff ist Korrespondent im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin. Quelle: dpa, ZDF