Böttcher fordert Summe zurück:AfD-Großspender in Erklärungsnot
von Nils Metzger, Ulrich Stoll
|
Neue Details zur mysteriösen AfD-Großspende aus Thüringen. Das Geld sollte eigentlich einen ganz anderen Zweck erfüllen. Nun fordert der Unternehmer Udo Böttcher die Summe zurück.
Wer steckt hinter einer Großspende von einer Million Euro an die AfD? (Symbolbild)
Quelle: ddp
Seit Tagen wird gerätselt, wer hinter einer aktuellen Großspende von rund einer Million Euro an die AfD stecken könnte. Der Spender Horst Jan Winter gab als Adresse ein heruntergekommenes Haus im thüringischen Blankenhain an. Doch an der Adresse ist Winter nach Recherchen unbekannt. Zu Winter gab es zunächst kaum Informationen - außer einer Position als Aufsichtsrat des Thüringer Büromaterialhändlers Böttcher AG.
Weil in den sozialen Netzwerken auch Pro-AfD-Äußerungen des Böttcher-Chefs Udo Böttcher gefunden wurden, wurde über mögliche Hintergründe der Spende spekuliert. Nun hat Böttcher genauere Hintergründe zu den Geldflüssen offengelegt, zuerst gegenüber der "Berliner Zeitung".
Wo steht Deutschland im Bundestagswahljahr 2025? Wie geht es den Menschen, was sind die drängendsten Probleme im Land – und wie wollen die Parteien sie angehen?28.01.2025 | 89:45 min
Woher kam das Geld aus der AfD-Spende?
Indirekt sei das Geld, das Winter der AfD spendete, tatsächlich von Udo Böttcher selbst gekommen - aber ohne dessen Wissen, wie das Unternehmen in einer ZDF frontal vorliegenden Stellungnahme am Mittwoch mitteilte. Böttcher teilt mit, er habe Winter wegen einer Notlage eine Millionensumme geschenkt. "Die private Parteispende unseres Aufsichtsrats Horst Jan Winter an die AfD in Höhe von knapp einer Million Euro wurde von uns weder veranlasst, noch hatten wir vorab auch nur Kenntnis von dieser Spende. Herr Winter hat sie ohne Rücksprache mit uns geleistet. Wir haben erst aus der Presse von dieser Spende erfahren", erklärt Böttcher.
Auch zum Hintergrund der Schenkung äußert sich der Unternehmer: "Aus tiefer Dankbarkeit dafür, dass Herr Horst Jan Winter seit vielen Jahren auch in schwersten Zeiten stets zu mir stand, habe ich in der Vergangenheit auch ihn in erheblichem Maße finanziell unterstützt", schreibt Böttcher weiter.
Insgesamt habe er zwei Millionen Euro aus seinem Privatvermögen an Herrn Winter verschenkt, um medizinische Behandlungen zu bezahlen. Personen aus Winters Umfeld bestätigten ZDF frontal eine schwerwiegende Erkrankung des AfD-Spenders.
Summe der Großspenden seit dem Ampel-Ende
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Was ist zu Winters politischem Hintergrund bekannt?
Bis vor wenigen Jahren war Winter in verschiedenen Firmen in Jena als Geschäftsführer aktiv, etwa im Immobilien- und Veranstaltungsbereich. Mehrere dieser Unternehmungen sind inzwischen insolvent oder aufgelöst. Bis heute verpachtet Winter Gastronomieräumlichkeiten einer schmucken Altstadtimmobilie in Jena. Dort wohnt Winter offenbar auch selbst. Sein Name steht am Klingelschild.
Im Gebäude daneben, das einem AfD-Lokalpolitiker gehört, war zeitweise das Bürgerbüro der AfD-Abgeordneten Wiebke Muhsal untergebracht. Ein Ehepaar, das in Winters Haus zur Miete wohnt, mietete neben den Gasträumlichkeiten dort auch den Antik-Laden im Nebengebäude des AfD-Politikers an. Weitere Verbindungen zu Winter gibt es bislang nicht.
Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Wen hätten die Deutschen am liebsten als Kanzler? Welche Koalitionen wären möglich? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
von Robert Meyer
"Der war doch ein Linker", sagt eine Person aus Winters Umfeld ZDF frontal. "Aber die Leute radikalisieren sich", so die Person. "Die Pandemie und der Krieg hätten viele Menschen in Jena verändert."
Gegenüber der "Berliner Zeitung" sagte Winter am Mittwochabend, die Spende stehe im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. "Die AfD ist neben dem Bündnis Sahra Wagenknecht die einzige Partei, die sich konsequent die schnellstmögliche Beendigung des Krieges und die Einstellung der Waffenlieferungen auf die Fahnen geschrieben hat", wird Winter zitiert. Gleichzeitig distanziere er sich von jeder Art des Extremismus. Auch zum Konflikt mit dem Unternehmer Böttcher äußerte sich Winter dort:
Angaben, wie Winter auf die Rückforderung der Schenkung reagieren werde, gehen aus dem Bericht der "Berliner Zeitung" nicht hervor. Mehrere telefonische und schriftliche Kontaktversuche von ZDF frontal zu Winter waren am Mittwoch erfolglos.
Wer spendet an welche Partei?
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Den Vorwurf, dass Winter nur als Strohmann für Böttcher agiert haben könnte, greift das Unternehmen in seiner Stellungnahme auf - und verneint das entschieden:
"Die Böttcher AG und ihr Vorstandsvorsitzender Udo Böttcher sind zurzeit Gegenstand von Spekulationen, wonach wir über unseren Aufsichtsrat Horst Jan Winter eine Spende in Höhe von knapp einer Million Euro an die Alternative für Deutschland geleistet haben sollen. Diese Spekulationen sind falsch. An dieser Spende haben die Böttcher AG und/oder ihr Vorstandsvorsitzender in keiner Weise mitgewirkt."
Während bundesweit Zehntausende gegen Rechtsruck protestierten, hat die AfD bei ihrem Wahlkampfauftakt in Halle Stärke demonstriert. Auch Musk sprach auf der Veranstaltung.25.01.2025 | 2:02 min
Wie geht es nun weiter?
Winter sei mit sofortiger Wirkung von seiner Position als Aufsichtsrat des Unternehmens abberufen, schreibt Böttcher. Für die Rückzahlung der einen Million Euro habe er nun eine Frist von einer Woche gesetzt, andernfalls werde er juristisch gegen Winter vorgehen. "Ich habe nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass er - mutmaßlich ganz oder teilweise aus dem geschenkten Betrag - eine Parteispende an die AfD bestreiten würde und hätte mir das auch nie im Leben träumen lassen", schreibt Böttcher.
Zwar habe Böttcher Winter keinerlei Vorgaben gemacht, wie dieser das Geld einsetzen könne. Böttcher verweist aber darauf, dass Winter ihn "gut genug kannte, um erahnen zu können, dass ich jedenfalls mit einer solchen Parteispende keinesfalls einverstanden gewesen wäre", so Böttchers Stellungnahme. Er sei "menschlich als auch kollegial tief enttäuscht". Eine ZDF-Nachfrage, wie diese Aussage zu Pro-AfD-Aussagen Böttchers in den sozialen Medien passe, beantwortete das Unternehmen am Mittwoch nicht.
Laut "Spiegel"-Information prüft inzwischen die Bundestagsverwaltung die Spende und habe die AfD um Stellungnahme gebeten. Die AfD selbst sei laut "Spiegel" auch durch Böttchers nun erfolgte Klarstellungen von der Rechtmäßigkeit der Spende überzeugt. "Nun ist auch öffentlich klar, dass das Geld aus dem Vermögen von Herrn Winter stammt", so AfD-Bundesschatzmeister Carsten Hütter.
Kanzler Scholz hat die Bundestagsabstimmung zur Migrationspolitik als "Tabubruch" bezeichnet. Er könne Merz nun nicht mehr trauen. Alle Nachrichten im Wahlkampf-Ticker.
Liveblog
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.