US-Wahlkampf: Kritik an Trump aus eigenen Reihen wächst

    Republikaner im US-Wahlkampf:Kritik an Trump aus eigenen Reihen wächst

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
    |

    Vorsichtige Kritik gegen Trumps Verhalten im US-Wahlkampf: Top-Republikaner fordern einen Kurswechsel. Was sie im Detail kritisieren und welchen Einfluss "Never Trumper" haben.

    Donald Trump
    Führende Republikaner kritisieren Trumps Verhalten im Wahlkampf.
    Quelle: AP

    Noch beim Parteitag der Republikaner im Juli ließ sich Donald Trump feiern. Seine Partei versammelte sich hinter ihm. Kritische Stimmen? Fehlanzeige - zumindest nicht öffentlich.
    Doch nun gerät sein Wahlkampf ins Trudeln. Der 78-Jährige wird zunehmend aus seiner eigenen Partei kritisiert. Eine Auswahl:

    Top-Republikaner warnen Trump

    US-Medienberichten zufolge versuchen Trumps Wahlkampfmanager verzweifelt, ihn dazu zu bewegen, sich auf Sachthemen wie Einwanderung und Inflation zu konzentrieren. Doch stattdessen attackiert Trump immer wieder seine Herausforderin Kamala Harris - auf persönlicher Ebene.
    Republikanerinnen wie die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, befürchten, dass dies unentschlossene Wähler abschrecken könnte. Trumps ehemalige Konkurrentin im Rennen um die Präsidentschaft fordert daher, eine "bedeutende Veränderung" im Wahlkampf einzuleiten und aufzuhören, über Harris zu "jammern".
    Bei Fox News sagt sie:

    Die Kampagne wird nicht gewinnen, wenn Trump über die Zuschauermengen redet, über die ethnische Herkunft von Kamala Harris oder ob sie dumm ist.

    Nikki Haley, ehemalige UN-Botschafterin unter Trump

    14.08.2024: Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Präsident Donald Trump lächelt nach seiner Rede bei einer Wahlkampfveranstaltung in Asheville, N.C.
    Der US-Wahlkampf hat durch die Kandidatur von Kamala Harris neuen Schwung aufgenommen. Währenddessen nimmt die Kritik an Kandidat Donald Trump innerhalb der Republikaner zu. 15.08.2024 | 1:50 min
    Eine weitere Kritik kommt von einem Verteidiger Trumps: Senator Lindsey Graham sagt dem Sender NBC News, "Trump, der Provokateur, der Entertainer, wird die Wahl wohl nicht gewinnen". In den verbleibenden rund 80 Tagen bis zur Wahl im November müsse der Ex-Präsident klar darlegen, was er für das Land tun werde.
    Kevin McCarthy, der ehemalige republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, kritisiert bei Fox News, Trump solle die Größe der Menschenmenge bei Harris' Veranstaltungen nicht länger infrage stellen und sich stattdessen auf ihre Politik und ihre Bilanz konzentrieren. "Die Republikaner müssen dafür sorgen, dass es bei diesem Rennen nicht um Persönlichkeiten geht."
    Der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, der Trump für die Nominierung 2024 herausgefordert hatte, sagt, Trump brauche "Wutbewältigungskurse". In der ABC-Sendung "This Week" sagt Christie: "Kamala Harris macht genau das, was sie tun sollte. Donald Trump implodiert, und sie geht ihm aus dem Weg."
    ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in Chicago
    Trump "antwortet mit persönlichen Attacken auf Kamala Harris und aus seinem eigenen Lager wird Kritik laut", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen aus Chicago. Auch bei den Demokraten gebe es Kritik.19.08.2024 | 3:12 min

    Ehemaliger Regierungsmitarbeiter packt aus

    Einer, der Trump lange unterstützte, ist der ehemalige Regierungsmitarbeiter Matthew Bartlett. Von Trump ernannt, arbeitete er im US-Außenministerium. Doch mit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 war für ihn Schluss. Bartlett trat zurück. Im Gespräch mit ZDFheute macht Bartlett klar, dass Trump nicht in der Lage sei, ein konkurrenzfähiges Präsidentschaftsrennen zu bewältigen.
    "Wir sehen, wie ein Kandidat und eine Kampagne völlig zusammenbrechen", sagt der ehemalige Stratege der Republikanischen Partei. Aktuell hätten die Republikaner zwar das Gefühl, dass sie bei den Themen, die für die Amerikaner wichtig sind, einen starken Vorsprung haben. Doch Trump konzentriere sich weiterhin auf persönliche Angriffe gegen Harris.

    Man kann einen schwachen Boten haben, aber man kann nicht mit einer schwachen Botschaft gewinnen. Im Moment ist Trump beides.

    Matthew Bartlett, ehemaliger Mitarbeiter der Trump-Regierung

    Er sei kein "Never Trumper" - eine Gruppe Republikaner, die Trump nicht unterstützt - mit Blick auf die US-Wahl im November ist er aber unentschlossen, weiß nicht, ob er Trump noch wählen kann. "Aber ich werde nicht für Harris stimmen", so Bartlett.
    Präsidentschaft: Trump oder Harris?

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Republikanische "Never Trumper" sprechen auf der DNC

    Schon 2016 hatte es kleinere Gruppen im konservativen Spektrum gegeben, die man bis heute unter dem Etikett "Never Trumper" zusammenfasst. Das sind Republikaner, die Trump weder gewählt haben noch bereit waren, sich später mit ihm zu arrangieren. Die interessantesten bleiben diejenigen, die für ihn gearbeitet haben - oder die über Monate die strafbaren Handlungen des 6. Januar aufgearbeitet haben, sagt Cathryn Clüver Ashbrook, USA-Expertin bei der Bertelsmann Stiftung.
    Konkret gehörten dazu Mike Pence, einstiger Vize-Präsident von Donald Trump, Stephanie Grisham, ehemalige Pressesprecherin des Weißen Hauses und Adam Kinzinger, ehemals Republikaner im US-Repräsentantenhaus, so Clüver Ashbrook. Kinzinger werde diese Woche auf dem Demokraten-Parteitag in Chicago ("Democratic National Convention", kurz: DNC) ans Redner-Pult treten. Seit dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 ist er zu einem der lautstärksten republikanischen Gegner des damaligen Präsidenten Trump geworden.
    Eine Gruppe, die sich seit 2019 zum Ziel gesetzt hat, den "Trumpismus" zu stoppen, nennt sich das "Lincoln Project". Sie besteht aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Republikanischen Partei. Am Freitag schrieb die Gruppe auf X, ehemals Twitter, dass es "nichts Gefährlicheres als einen verurteilten Schwerverbrecher" gebe, der verspreche, "ein Diktator zu sein".

    X-Post des Lincoln Projects

    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Das "Lincoln Project" unterstützt nun Harris im Wahlkampf. So auch J. Michael Luttig, ein prominenter konservativer Rechtsgelehrter, der von Präsident George H.W. Bush auf den Richterstuhl gesetzt wurde. In diesem Jahr wird der Veteran zweier republikanischer Regierungen erstmals demokratisch wählen, schreibt Luttig in einer Erklärung, die CNN exklusiv vorliegt.
    Heiße US-Wahlkampfphase
    US-Präsidentschaftskandidat Trump hatte seine Rivalin Kamala Harris zuletzt persönlich angegriffen. Währenddessen tritt sie Seite an Seite mit Präsident Biden beim Wahlkampf auf.16.08.2024 | 1:20 min

    Welchen Einfluss haben die Stimmen auf den US-Wahlkampf?

    Die "Never Trumper"-Bewegung, so mahnt Politologin Clüver Ashbrook im Gespräch mit ZDFheute, sollte aber nicht überschätzt werden. Ihre Wirkung auf republikanische Wähler bleibe zweifelhaft, selbst wenn sich auch prominente Stimmen in Ämtern, wie die Senatorinnen Lisa Murkowski [Senatorin für Alaska] und Susan Collins [Senatorin für Maine], gegen Trump stellten. Interessant werde sein, ob die Trump-kritischen Republikaner auf dem Parteitag der Demokraten (DNC) Gehör finden werden.
    Unter anderem der konservative ehemalige Präsident George W. Bush habe schon klargemacht, dass er 2024 wieder demokratisch wählen werde, stellt die Politikwissenschaftlerin fest. Die entscheidende Frage lautet, ob solche traditionellen und kritischen Republikaner genügend Wähler davon abhalten können, erneut für Trump zu stimmen.
    Die Antwort darauf könnte das Schicksal der amerikanischen Demokratie nachhaltig prägen. So lange ist das Rennen zwischen Harris und Trump weiter völlig offen.
    Katharina Schuster ist ZDFheute-Redakteurin in Washington D.C.

    Mehr zu den Wahlen in den USA