Analyse
Starmer zu Besuch bei Trump:Schmeicheleien sind keine gute Politik
von Elmar Theveßen, Washington D.C. Zuerst Macron, jetzt Starmer: Beide haben versucht, Trump mit Blick auf seinen Ukraine-Kurs umzustimmen. Am Ende dieser Woche stellt sich das als naives Wunschdenken heraus.
Der Rohstoff-Deal zwischen der Ukraine und den USA steht kurz vor dem Abschluss. Der britische Premier Starmer drängte in Washington auf Sicherheitsgarantien für die Ukraine.28.02.2025 | 0:26 min
Sie haben diese Woche wirklich alles gegeben, damit
Donald Trump die Ohren klangen. Zwischen Macrons "Cher Donald" und Starmers "Dear Friend" sollte der US-Präsident sich maximal geschmeichelt fühlen. Zur Krönung zog der britische Premierminister einen cremefarbenen Briefumschlag aus dem Jackett mit der königlichen Einladung zum historisch einmaligen zweiten Staatsbesuch eines Präsidenten im Vereinigten Königreich.
Der Mann, der sich selbst vor ein paar Tagen mit dem Titel "King" geschmückt hatte, fühlte sich geehrt. Für einen Moment schien es, als hätte all das Wirkung. Donald Trump versprach: "Wir werden sicher versuchen, soviel wie möglich Land für die Ukraine zurückzubekommen." Und auf einmal wollte er sich auch nicht mehr daran erinnern, dass er den ukrainischen Präsidenten "Diktator" genannt hatte.
Der britische Premierminister Starmer hat in Washington mit US-Präsident Trump unter anderem über Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Falle einer Waffenruhe gesprochen.27.02.2025 | 2:21 min
Starmers Warnung trifft bei Trump auf taube Ohren
Aber die Charmeoffensive von
Keir Starmer und
Emmanuel Macron ist gescheitert. Der US-Präsident will weiterhin keinen Friedensplan bieten, bei dem der Täter bestraft und das Opfer entschädigt wird.
Der UN-Sicherheitsrat hat einer Resolution der USA zum Angriffskrieg in der Ukraine zugestimmt. 25.02.2025 | 1:49 min
Stamers Warnung in der Pressekonferenz, es dürfe "keinen Frieden geben, der den Aggressor belohnt", fiel bei seinem Gastgeber auf taube Ohren. Genau wie schon beim Macron-Besuch am Montag lehnte Trump einmal mehr eine Beteiligung von US-Soldaten an einer Friedenstruppe ab. Er verbreitete auch wieder die Lüge, dass Europa die Ukraine nur in Form von Krediten unterstützt habe, während die Biden-Administration 350 Milliarden verschenkt habe. Und Trump ließ wissen, dass man Putin vertrauen könne.
Starmer und Macron hätten es sich vorher denken können. Donald Trump sind die Bedenken der Europäer genauso egal wie ihre Sicherheit und die Werte, die das transatlantische Bündnis bisher zusammengehalten haben.
Bei dem Treffen zwischen US-Präsident Trump und Frankreichs Präsident Macron ging es um die Zukunft der Ukraine.25.02.2025 | 2:01 min
US-Präsident will Deals erzielen
Trump beurteilt den Wert anderer Staaten ausschließlich nach dem wirtschaftlichen Vorteil, den er aus der Beziehung herausschlagen kann. Es geht ihm um Deals: "Wir haben eine gute Chance auf einen Deal, der wirklich großartig wäre, einen großartigen Deal für beide Länder", so beschrieb der US-Präsident ein mögliches neues Handelsabkommen mit Großbritannien und fuhr dann fort: "Wir werden zwei Deals haben: einen Deal, um den Krieg zu beenden, und einen großartigen Handelsdeal mit Euch."
Natürlich geht es auch beim Friedensdeal eher ums Geschäft: "Wir werden graben und uns die seltenen Erden holen", so Trump, die Ukraine sei "ein riesiges Wirtschaftsentwicklungsprojekt". Von dem sollen in erster Linie die USA profitieren, ebenso wie von einer Wiederaufnahme enger Handelsbeziehungen mit Russland.
Ein Abkommen mit der Ukraine soll den USA Zugriff auf wichtige Rohstoffe wie Lithium, Titan oder Kobalt sichern.27.02.2025 | 2:48 min
Bisherige Taktik Europas geht nicht auf
Wenn die Anführer Frankreichs und Großbritanniens geglaubt haben, sie könnten Trump mit ihren gestaffelten Besuchen umstimmen, hat sich das am Ende dieser Woche als naives Wunschdenken herausgestellt. Die Taktik "steter Tropfen höhlt den Stein" funktioniert halt nicht, wenn dahinter keine klare Botschaft steckt. Es hätte den US-Präsidenten wohl mehr beeindruckt, wenn die Europäer mit einem gemeinsamen, eigenen Friedensplan in Washington vorstellig geworden wären.
Einzeltermine sind Donald Trump gerade recht: Er bekommt mehr Schmeicheleien zu hören und kann weiter Deals machen, mit wem und wie er will. Deshalb muss der ukrainische Präsident an diesem Freitag einen Vertrag unterschreiben, der sein Land ärmer macht, aber definitiv nicht sicherer.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.