Experte sieht Putin-Rache: "Für beide kein Platz mehr"
Interview
Experte Lange sieht Putin-Rache:"In Russland für beide kein Platz mehr"
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Wagner-Chef Prigoschin soll tot sein. Für Militärexperte Lange ist klar: Putin steckt hinter dem Absturz und seine Botschaft sei: "Wer sich mit mir anlegt, der muss dran glauben".
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Das sagt Lange dazu...
...ob der Absturz inszeniert worden sein könnte
Der Militärexperte glaubt nicht an eine Täuschung. Jewgeni Prigoschin habe keinen Grund gehabt, eine derart komplizierte Sache zu inszenieren. "Ich glaube auch nicht, dass er das gekonnt hätte."
Alle Insassen seien gestorben, ergänzt Lange.
Warum Putin keine Angst vor der Wagner-Gruppe hat:
...warum so viele Wagner-Führungspersonen an Bord waren
Nach Angaben von Lange gibt es dafür unterschiedliche Gründe. Eine Erklärung könne sein, so Lange, dass Prigoschin Gründe gehabt habe, nicht jedem vorbehaltlos zu vertrauen.
Das ist über den Absturz bekannt:
Gleichzeitig sei die Gruppe offenbar seit einigen Tagen und Wochen immer wieder unterwegs gewesen, etwa in Afrika und Russland. "Vielleicht haben sie sich ein Stück weit zu sicher gefühlt, dass sie sich so bewegen können", meint Lange. Der Experte hält es für möglich, dass es sich dabei um einen Trick gehandelt haben könnte, dass man der Gruppe das Gefühl geben wollte, sie seien sicher.
...ob die Wagner-Gruppe sich gegen Russland stellen könnte
Teile der Wagner-Gruppe haben das laut Lange bereits in Messenger-Diensten und in den sozialen Netzwerken getan. "Man weiß, dass Herr Prigoschin ein Testament hinterlassen hat."
Quelle: Tobias Koch
... arbeitet für die Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Von 2004 bis 2006 forschte und lehrte er in St. Petersburg. Später leitete er die Auslandsbüros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der Ukraine und in den USA. Von 2019 bis 2022 war er Leiter des Leitungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung.
Es gebe auch einen Beschluss, was der Rat der Kommandeure im Fall eines plötzlichen Todes Prigoschins tun solle. Lange erklärt aber, dass die Wagner-Gruppe zurzeit sehr zerstreut sei, manche seien in Belarus, ein Teil sei in Afrika und einige auch in Russland.
Einige hätten gesagt, sie seien aus Belarus Richtung Russland in Bewegung, meint Lange. "Aber wir können da im Moment noch nichts sehen oder wirklich was beobachten." Auch der Rat der Kommandeure selbst habe sich noch in keiner Weise geäußert.
Prigoschin im Porträt:
...was der Tod Prigoschins für die russische Kampfmoral bedeutet
Direkte Auswirkungen von Prigoschins Tod auf den Krieg gegen die Ukraine sieht Lange nicht. Aber der Militärexperte merkt an, der Putsch und die fortwährenden Auseinandersetzungen würden den Soldaten nicht das Gefühl geben, "dass ihnen der Rücken gestärkt wird". Außerdem hätten auch unter den normalen Soldaten viele Sympathien für Prigoschin und für die Wagner-Truppe gehabt.
Dass der Chef der Wagner-Gruppe nun wohl auf diese Weise zu Tode gekommen sei, sei vielleicht auch ein wenig ein Signal der Hoffnungslosigkeit, "in dem Sinne, dass sich nichts ändern wird".
ZDFheute live - die ganze Sendung24.08.2023 | 34:41 min
...ob Putin mit dem Absturz ein Signal senden will
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagt Lange: "Es war doch klar nachdem Prigoschin seinen Putschversuch gestoppt hatte, dass in Russland nicht mehr für beide Platz sein würde."
Das ist sei das A und O für Putins Machterhalt. Bei Prigoschin sei das besonders wichtig gewesen, "weil Prigoschin ihn ja mit diesem Putschversuch öffentlich vor aller Augen in Russland, aber auch vor der Welt herausgefordert hat."
Das Interview mit Nico Lange führte ZDFheute live-Moderator Philipp Wortmann. Zusammengefasst hat es Clara Eberle.