Gaza-Krieg: Wie lange wird die Feuerpause noch halten?

    Hoffnung für Hamas-Geiseln:Wie lange hält die Feuerpause im Gaza-Krieg?

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Israel und Hamas haben ihre Feuerpause erneut verlängert, doch diesmal nur um 24 Stunden. Für einige weitere Geiseln bedeutet das die Freiheit. Doch was danach kommt, ist ungewiss.

    Menschen in Tel Aviv gehen am 30.11.2023 an einer Wand mit Plakaten vorbei, die vermisste Personen zeigt.
    Eine weitere Gruppe von Hamas-Geiseln soll am Donnerstag freikommen. Doch danach dürften die Verhandlungen nochmals schwieriger werden.
    Quelle: Reuters

    Israel und die islamistische Terrororganisation Hamas haben ihre Feuerpause im Gaza-Krieg ein zweites Mal verlängert. Die seit sechs Tagen andauernde Unterbrechung der Kampfhandlungen wäre eigentlich am Donnerstagmorgen um 6 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgelaufen.
    Die Verlängerung kam in letzter Minute - erst kurz vor Mitternacht gab das israelische Militär (IDF) bekannt, dass man die Militäroperation weiter ausgesetzt lasse. Nun können weitere Hamas-Geiseln gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht werden. Auch der Transport dringend benötigter Hilfsgüter in den Gazastreifen kann fortgesetzt werden.

    Welche Geiseln können nun freikommen?

    Die aktuelle Verlängerung behält die Eckpunkte des in Katar ausgehandelten Abkommens zwischen den Konfliktparteien bei. Das umfasst insbesondere den Schlüssel, dass Hamas-Geiseln wie in den Tagen zuvor im Verhältnis eins zu drei gegen palästinensische Häftlinge in Israel getauscht werden.
    Das Büro des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu vermeldete am Donnerstagmorgen, dass eine weitere Namensliste der Hamas eingegangen sei, die Frauen und Kinder umfasse. Zwei von ihnen wurden am Nachmittag dem Roten Kreuz übergeben, rund 150 Geiseln sind weiterhin in der Gewalt der Hamas.
    Laut der Nachrichtenagentur AFP plane die Hamas am Donnerstag, insgesamt zehn israelische Staatsbürger freizulassen. Damit würden wohl keine lebenden israelischen Frauen und Kinder mehr in den Händen der Hamas verbleiben, berichtet die israelische Zeitung "Haaretz". Das bedeutet auch, dass weitere Verlängerungen und Geisel-Befreiungen womöglich nicht zu den gleichen Konditionen erreichbar sind. Für Männer, insbesondere solche, die im israelischen Militär dienen, dürfte Hamas einen höheren Preis fordern.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    Was bedeutet die Verlängerung für Israels Offensive?

    Netanjahu hat für die israelische Reaktion auf das Massaker vom 7. Oktober drei klare Ziele ausgegeben und sie in einer Videoansprache am Mittwochabend nochmals bekräftigt:
    • Die Zerschlagung der Hamas
    • Die Rückkehr aller Geiseln
    • Sicherzustellen, dass Gaza nie mehr eine Gefahr für Israel darstellt
    Abgesehen von den Menschenleben, die eine verlängerte Feuerpause nun rettet, hat sie auch direkte politische Implikationen. Was die Rückkehr der Geiseln erleichtert, erschwert das Erreichen der restlichen Ziele Netanjahus.
    Eine Zerschlagung der Hamas rückt in Ferne, auch weil die USA und Katar auf Israel einwirken, von nun an militärisch zurückhaltender vorzugehen. Das US-Medium "Axios" berichtete am Mittwoch über ein Telefongespräch zwischen Präsident Joe Biden und Netanjahu, worin Biden Israel vor einer großangelegten Bodenoffensive im Süden des Gazastreifens gewarnt haben soll.

    Ansprache von Benjamin Netanjahu

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    Netanjahu reagierte auf diesen Druck, indem er klarstellte:

    Wird Israel den Kampf fortsetzen, wenn dieser Abschnitt der Rückholung unserer Geiseln abgeschlossen ist? Meine Antwort ist ein eindeutiges Ja.

    Benjamin Netanjahu, israelischer Premierminister

    Am Abend veröffentlichten die IDF dann Pressebilder, die Generalstabschef Herzi Halevi bei der Genehmigung von Angriffsplänen für die weitere Offensive zeigen. Die Botschaft an Hamas und USA: Die Feuerpause ist kein Selbstläufer und wir können jederzeit die Kämpfe fortsetzen.

    Wird es weitere Verlängerungen der Feuerpause geben?

    Ob es über Donnerstag hinaus eine weitere Verlängerung gibt, ist bislang unklar. Sicher ist, dass auf Basis der aktuellen Einigung kaum eine dauerhafte Waffenruhe umzusetzen ist - sie ist primär darauf zugeschnitten diese konkrete Gruppe von Geiseln, primär Frauen und Kinder, gegen Gefangene und Zugang zu Nothilfe einzutauschen.
    "Da beide Seiten ein Interesse an einer Verlängerung haben, hat mich diese Nachricht nicht völlig überrascht", sagt der Konfliktforscher Jan Busse von der Universität der Bundeswehr München. "Sie kam aber buchstäblich in letzter Minute. Das heißt, dass sich in diesem Fall eine Einigung deutlich schwieriger gestaltete."

    Ich habe den Eindruck, dass hier wirklich Tag für Tag und Schritt für Schritt gedacht wird. Beide Seiten schauen genau, ob sich die Gegenseite an die einzelnen Elemente der Vereinbarung hält. Es gab immer wieder Spannungen, die die Verhandlungen hätten zum Scheitern bringen können.

    Jan Busse, Universität der Bundeswehr München

    Beiden Seiten scheint bewusst, wie viel von dieser Einigung abhängt und wie zerbrechlich sie ist. Denn trotz eines von Hamas und Israel bestätigten kurzzeitigen Bruchs der Waffenruhe am Dienstag und einem von der Hamas beanspruchten Terrorangriff in Jerusalem mit drei Toten am Donnerstag halten sie vorerst am Abkommen fest.
    Israel
    "Einerseits der öffentliche Druck von Angehörigen der Geiseln - auf der anderen Seite das Militär, das sagt, wir können nicht mittendrin aufhören", berichtet ZDF-Reporter Luten Leinhos aus Tel Aviv.29.11.2023 | 4:01 min

    Was sind die nächsten Verhandlungsschritte?

    Dass die kommenden Verhandlungsrunden deutlich komplexer werden, liegt vor allem an den Geiseln, die in Händen der Hamas verbleiben. "Aus der Sicht der Hamas fallen die Geiseln in unterschiedliche Kategorien. Ich gehe fest davon aus, dass die Hamas für die Freilassung von Soldaten einen höheren Preis verlangen wird", betont Busse.
    Einen mutmaßlich von Katar zirkulierten Vorschlag, sämtliche Palästinenser in israelischer Haft gegen alle Geiseln zu tauschen hält Busse für aktuell sehr unwahrscheinlich. Bislang konzentriert sich Israel auf die Befreiung lebender Geiseln. Hamas soll zuletzt versucht haben, auch Leichen von getöteten Israelis auf eine Namensliste zu setzen, was Israel jedoch zurückgewiesen haben soll. Auch wenn die israelische Militäroffensive Hamas geschwächt und an den Verhandlungstisch gedrängt hat. Die Islamisten werden weiter jede Geisel und jede Leiche als Ressource einsetzen.
    Laut "Wall Street Journal" soll es unter namentlich nicht genannten Vertretern von USA und Israel auch Überlegungen geben, Hamas-Kämpfern einen Gang ins Exil zu ermöglichen. Intern werde von einem Beirut-Szenario gesprochen, ein Verweis auf die von den USA 1982 ausgehandelte Flucht der Palästinenserführung um Jassir Arafat aus der libanesischen Hauptstadt Beirut während der israelischen Belagerung der Stadt. Es ist jedoch unklar, ob solche möglichen Überlegungen Teil der offiziellen Verhandlungen in Katar werden könnten. Für Netanjahu wäre das eine klare Abkehr vom Ziel, die Hamas zu zerschlagen.

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