Guten Morgen,
warum ist Winston Churchill bis heute wichtig? Was hat die
Fußball-EM mit dem Bundeshaushalt zu tun? Und kann der "gute Geist" in Deutschland die Stimmung dauerhaft aufhellen?
"No sports" hat Winston Churchill einmal gesagt. Zu schön, um wahr zu sein. Schließlich legitimierten diese zwei Worte ein aus heutiger Sicht nahezu haltloses Leben und galten vielen als Vorbild für ein bewegungsloses Dasein ohne Reue. Der legendäre britische Premierminister genoss um die zehn Zigarren am Tag, trank Whisky und wurde 90 Jahre alt. Hohes Alter, ohne auch nur einen Finger zu krümmen, es sei denn zum Rauchen? Die Wahrheit ist: Churchill hat es nicht gesagt. Schon vor einigen Jahren räumte der Autor Martin Rasper durch akribische Recherche auf mit dieser Zitatgewissheit.
Bleiben wir in der Welt der Zitate und des Sports und bei dem, was hängenbleibt.
Olaf Scholz (SPD) war am Samstag
beim Achtelfinale im Westfalenstadion in Dortmund. Der Bundeskanzler sieht durch die Fußball-EM einen "guten Geist" in Deutschland. Auf den er jetzt politisch hofft? Auch Scholz mag Zitate: "You’ll never walk alone." In diesem Fall ist die Herkunft sicher, entliehen aus dem Musical "Carousel", gelang dem Lied vor langer Zeit der Sprung in die Stadien, ist nicht nur beim FC Liverpool eine Fußball-Hymne, sondern schaffte es bis zum sozialdemokratischen Kanzler.
Niemand soll also allein gelassen werden, sagt Scholz. Dieser Satz, einst platziert als gedachtes Regierungskonzentrat, verliert zunehmend an Überzeugung. Der Bundeshaushalt hängt auch diese Woche in der Luft. Wer in den Abgrund schaut, braucht einen sicheren Stand. Doch es bröckelt - in seiner eigenen Partei. Viele sind enttäuscht von einem Kanzler, der zunehmend seinen Weg alleine geht und genervt von einem Finanzminister, der auf der Schuldenbremse steht. Die sogenannte Zukunftskoalition kann sich nicht darauf einigen, wo die Zukunft liegt. Und das in einer Zeit, in der das Extreme vorgibt, klarer zu sein. M wie Mitte und M wie Macron - Vertrauen verloren, der Blick geht schauernd ins Nachbarland.
Könnte es nicht viel einfacher sein? Sport verbindet, ob man ihn nun selbst betreibt oder betreiben lässt. Die EM liefert den Beleg, überwindet entspannt Grenzen. Wie am Samstagabend an einem Berliner "Späti". Das Publikum ist international beim Public Viewing und Deutschland am Ende im Viertelfinale. "Dann sind wir jetzt eben auch für die Deutschen", meint einer, der für seinen Dänen war. Europäischer Sportsgeist.
Churchill, der übrigens in seinen frühen Jahren tatsächlich ein Sportmann war, sagte einmal:
"Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen, abgesehen von denen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind."
Kommen Sie gut durch die Woche
Britta Spiekermann, ZDF-Hauptstadtkorrespondentin
Was heute bei der EM ansteht
Ein Eigentor, ein Elfer: Frankreich müht sich trotz Superstars bislang mit einer Tor-Diät durch die EM. Für die Équipe Tricolore geht es heute Abend in Düsseldorf gegen Belgien ums Weiterkommen. Das Team von Trainer Domenico Tedesco zitterte sich eher ins Achtelfinale und müsste wohl auch eine Schippe drauflegen. Das Achtelfinale zwischen
Frankreich und Belgien: Anpfiff um 18 Uhr (live im ZDF).
Portugal hat sich schon in der Gruppenphase von einem Außenseiter ärgern lassen - das letzte Spiel in der Vorrunde endete mit einer Niederlage gegen Georgien. Für die Slowenen dagegen ist schon der Einzug ins Achtelfinale ein Riesenerfolg - ein Weiterkommen gegen Portugal wäre die Sensation. Dass die kleine Fußball-Nation Favoriten ärgern können, haben sie schon zum Abschluss der Gruppenphase beim 0:0 gegen England bewiesen. Ärgern sie heute Abend in Frankfurt auch die Portugiesen? Das Achtelfinale zwischen
Portugal und Slowenien: Anpfiff um 21 Uhr (im Liveticker).
Die Fußball-EM 2024 in Deutschland live im ZDF. Livestreams, Highlights, Liveticker, Infos rund um das DFB-Team und Hintergründe zur EM.
Was heute noch wichtig ist
Nach der ersten Runde der Parlamentswahl in Frankreich: In Frankreich kämpfen Rechtsnationale und bürgerliche Parteien nach der ersten Runde der Parlamentswahl um die Macht im Land. Marien Le Pens Rassemblement National (RN) hofft nach ihrem herausragenden Abschneiden in der ersten Runde, die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung zu holen und so an die Regierung zu kommen. Präsident Emmanuel Macron und das linke Lager wollen versuchen, dies bei den Stichwahlen am 7. Juli zu verhindern.
Das ändert sich zum 1. Juli: Mit Stufe zwei der Cannabis-Legalisierung können von heute an auch Anbauvereine an den Start gehen. Dafür müssen sie eine Erlaubnis beantragen. Der Rentenwert - er wird zur Berechnung der Rente herangezogen - steigt erstmals einheitlich im Bundesgebiet, nämlich um 4,57 Prozent. Vermieter können die Kosten für einen Kabelanschluss nicht mehr auf die Mieter umlegen. Will heißen: Wer den Anschluss nicht nutzt, muss dafür auch nicht mehr zahlen. Dafür müssen sich Mieter jetzt selbst um den Empfang kümmern.
Gesetz zur Klimaanpassung tritt in Kraft: Hitze, Waldbrände, Starkregen, Fluten - das Gesetz zur Klimaanpassung soll Deutschland besser auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten. Heute tritt es in Kraft. Im Kern verpflichtet es Bund, Länder und Kommunen, Anpassungsstrategien vorzulegen. Auch sollen bei künftigen Planungen mögliche Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt werden - beim Bau von Gebäuden etwa, ob dort Ü1berschwemmungen drohen könnten. Noch nicht geklärt ist allerdings die Finanzierung: Die Kosten für die Anpassungen werden bis 2030 auf 38 Milliarden Euro geschätzt.
Ungarn übernimmt EU-Ratspräsidentschaft: "Make Europe great again" verkündete Ministerpräsident Viktor Orban als Motto für die den turnusgemäßen Ratsvorsitz seines Landes. Nicht von ungefähr eine Anlehnung an Ex-US-Präsident Donald Trump, von dem er zu "101 Prozent" überzeugt sei, wie er den Funke Medien sagte. Das Thema Migration will Orban zu einem Schwerpunkt machen und begrüßte die Position von Bundeskanzler Olaf Scholz, eine Auslagerung von Asylverfahren zu prüfen. Auch sprach er sich für Verhandlungen im Ukraine-Krieg aus. Nicht nur bei diesem Thema liegt er mit Brüssel über Kreuz.
Urteil zur AfD-Klage in Bayern erwartet: Darf der bayerische Verfassungsschutz den AfD-Landesverband beobachten? Die Partei wehrt sich dagegen mit einer Klage. Das Verwaltungsgericht München verkündet heute ein Urteil. Ob heute auch im Prozess gegen den Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke ein Urteil fällt, ist offen. Ihm wird das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen zur Last gelegt. Ende 2023 soll er auf einer AfD-Veranstaltung in Gera die Parole "Alles für Deutschland" verwendet haben. In einem ähnlichen Verfahren war Höcke Mitte Mai bereits zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Weitere Schlagzeilen
Was im Ukraine-Krieg passiert ist
Der Ukraine droht ein harten Winter: Die Energieversorgung wird immer kritischer - und Russland setzt seine Angriffe auf Kraftwerke und kritische Infrastruktur fort. Die Ereignisse der Woche analysieren Christian Mölling und András Rácz in ihrer Militäranalyse:
Die Lage im Nahost-Konflikt
Ultraorthodoxe protestieren gegen Wehrpflicht: In Israel haben Tausende ultraorthodoxe Männer gegen die gerichtlich verfügte Verpflichtung zum Wehrdienst in der israelischen Armee protestiert. Laut örtlichen Medienberichten kam es gestern Abend in Jerusalem zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei.
Zahl des Tages
Zu einem "extrem gefährlichen" Hurrikan der Kategorie 4 dürfte sich Wirbelsturm "Beryl" entwickelt haben, wenn er am Montag auf die Kleinen Antillen trifft. Das erwartet das US-Hurrikan-Zentrum. Die Experten erwarten lebensgefährlichen Wind und Sturmfluten. In weiten Teilen der Karibik herrscht Alarmbereitschaft. "Beryl" ist der erste Hurrikan der Saison. Die könnte in diesem Jahr "außergewöhnlich" werden, erwartet die US-Wetterbehörde NOAA. Grund: hoher Temperaturen im Atlantik und das Wetterphänomen La Niña.
Quelle: AFP PHOTO /NOAA/GOES
Terra X - die Wissens-Kolumne
Manchmal spricht das ganze Internet über eine Studie, obwohl niemand die echten Daten gesehen hat.
Vorschnelle Interpretationen schaden allen, sogar der Wissenschaft selbst, mahnt der Neuropsychologe und Bestsellerautor Jens Foell in der
Terra-X-Kolumne.
Ein Lichtblick
Eine alte Burgkirche, die Restauration zu teuer, Experten nicht zu bekommen - ein Fall für die Denkmal-Ambulanz in Rumänien. Sie fährt mit einem Lastwagen und Werkzeug durchs Land und leistet erste Hilfe für Kulturerbe, das vom Verfall bedroht ist. Die Retter sind Freiwillige, oft Architekturstudenten, angeleitet werden sie von Fachleuten. Sie arbeiten gegen Kost und Logis, finanziert wird das Projekt durch eine Stiftung und Spenden. Und manchmal wird dabei sogar eine kleine Kostbarkeit freigelegt:
Ausblick in die Woche
Die Nachrichten im Video
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden26.12.2024 | 2:11 min
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Am Montag überwiegen die Wolken. Immer wieder kann es Schauer geben. Gewitter können auch dabei sein. Bei einem lebhaften westlichen Wind werden 17 bis 22 Grad erreicht.
Zusammengestellt von Thorsten Duin.
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