Rassemblement National gewinnt erste Runde von Frankreich-Wahl
Quelle: AFP/Francois Lo Presti
In der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahl in
Frankreich liegt das extrem rechte Rassemblement National (RN) ersten Hochrechnungen zufolge vorne. Das Mittelager von Präsident
Emmanuel Macron landete hinter dem Linksbündnis Nouveau Front Populaire auf Platz drei, wie die Sender TF1 und France 2 nach Schließung der Wahllokale berichteten.
Wie viele Sitze die Blöcke in der Nationalversammlung bekommen, wird aber erst in Stichwahlen am 7. Juli entschieden. Macron rief die Wähler nach Schließung der Wahllokale auf, in der zweiten Wahlrunde einen Sieg des rechten Lagers zu verhindern.
Wahlergebnis in Frankreich
ZDFheute Infografik
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Le Pen: Lager Macrons "praktisch ausgelöscht"
Die frühere Chefin des RN,
Marine Le Pen, sieht den Block von Macron "praktisch ausgelöscht". Die Franzosen hätten "ihren Willen gezeigt, die Seite von sieben Jahren verachtender und zersetzender Macht" Macrons umzuschlagen, sagte Le Pen, die in ihrem Wahlkreis im Norden bereits im ersten Wahlgang gewählt wurde. Sie rief die Franzosen außerdem dazu auf, dem RN im zweiten Wahlgang "die absolute Mehrheit" für ihre Partei zu geben.
Für Macron ist das Ergebnis eine herbe Niederlage. Er hatte darauf gesetzt, mit der vorgezogenen Neuwahl die relative Mehrheit seiner Mitte-Kräfte im Unterhaus auszubauen. Das scheint nun äußerst unwahrscheinlich. Sollte Prognosen zufolge keines der Lager eine absolute Mehrheit erlangen, stünde Frankreich vor zähen Verhandlungen um eine Koalition.
RN könnte absolute Mehrheit knapp verfehlen
Erste Prognosen gehen davon aus, dass Marine Le Pens Rechtspopulisten und ihre Verbündeten im Unterhaus mit 230 bis 280 Sitzen stärkste Kraft werden könnten. An der absoluten Mehrheit mit 289 Sitzen könnten sie aber vorbeischrammen. Auch die Linken könnten zulegen und auf 125 bis 200 Sitze kommen. Macrons Liberalen droht, auf nur noch 60 bis 100 Sitze abzusacken. Genaue Aussagen zur Sitzverteilung sind bisher aber schwierig. Vor der zweiten Wahlrunde können die Parteien noch lokale Bündnisse schmieden, die den Wahlausgang beeinflussen.
Ein Zusammenkommen der grundverschiedenen politischen Akteure für ein Regierungsbündnis nach der Wahl ist derzeit nicht absehbar. Ohne klare Mehrheit in der Nationalversammlung würde Frankreich Stillstand drohen. Da die Nationalversammlung die Regierung stürzen kann, braucht diese für ihre Arbeit eine Mehrheit in der Parlamentskammer.
Es zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung bei den Parlamentswahlen in Frankreich ab. Wem die hohe Wahlbeteiligung nützen könnte, erklärt ZDF-Korrespondent Thomas Walde in Paris. 30.06.2024 | 1:10 min
Parlamentswahl in Frankreich: Hohe Wahlbeteiligung
Viele Franzosen hatten beim ersten Durchgang ihr Wahlrecht genutzt: Bis 17.00 Uhr gaben 59,39 Prozent der eingeschriebenen Wählerinnen und Wähler ihre Stimme ab, wie das Pariser Innenministerium mitteilte. Das sind knapp 20 Prozentpunkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt bei der vorangegangenen Parlamentswahl vor zwei Jahren. Bereits der Zwischenwert liegt über der Gesamtwahlbeteiligung 2022 von 47,51 Prozent.
Macron hatte die Nationalversammlung nach der klaren Schlappe seiner Liberalen bei der
Europawahl und dem haushohen Sieg des rechtsnationalen Rassemblement National aufgelöst und Neuwahlen der französischen Parlamentskammer in zwei Durchgängen angekündigt. Um Macrons Präsidentenamt geht es bei dem Votum nicht.
Bei den Parlamentswahlen in Frankreich wird ein deutlicher Sieg der Rechtspopulisten von Rassemblement National erwartet. Somit steht Frankreich ein starker Rechtsruck bevor. 30.06.2024 | 1:30 min
Sieg der Rechten hätte auch international Konsequenzen
Ein Wahlerfolg der Rechten hätte schwerwiegende Folgen. Die Nationalversammlung ist eine von zwei französischen Parlamentskammern. Sie ist an der Gesetzgebung beteiligt und kann per Misstrauensvotum die Regierung stürzen. Sollte ein anderer Block als Macrons Mitte-Lager die absolute Mehrheit erlangen, wäre Macron de facto gezwungen, einen Premier aus dessen Reihen zu ernennen. Es gäbe dann eine sogenannte Kohabitation. Macrons Macht würde deutlich schrumpfen, der Premier würde wichtiger.
Die Rechtsnationalen setzen explizit darauf, die Wahl zu gewinnen und Regierungsverantwortung zu übernehmen. RN-Parteichef Jordan Bardella soll Premierminister werden. In einem solchen Szenario hätte Macron Schwierigkeiten, seine Linien international durchzusetzen. Auch in Brüssel und
Berlin wird die Wahl daher mit Spannung verfolgt.
Aktuelle Nachrichten und Reaktionen auf den ersten Durchgang der Parlamentswahlen in Frankreich im Liveblog:
Nach der Schlappe bei der Europawahl hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Parlamentswahlen angesetzt. Aktuelles, auch zum Abschneiden der Partei von Marine Le Pen im Liveblog.
Quelle: dpa, AFP, AP, ZDF