Scheitern im Beruf: Was man nach Fehlern im Job tun kann
Fehlerkultur in Unternehmen:Wie Scheitern auch eine Chance sein kann
von Nadja Kaltwasser
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Niemand redet gerne übers Scheitern, besonders über wirtschaftliche Fehlschläge. Scheitern ist eng verbunden mit Scham. Dabei kann es unter bestimmten Bedingungen eine Chance sein.
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Eigentlich kennt das jede und jeder: ein berufliches Projekt, ein Lebensziel, eine wichtige Prüfung, die scheitern. Die Bereitschaft, Misserfolge einzugestehen, ist trotzdem nicht besonders groß ist. Christoph Seckler, Professor für Entrepreneurship an der ESCP Business School in Berlin, hat sich intensiv mit Scheitern und Fehlertoleranz, insbesondere im unternehmerischen Bereich, beschäftigt. Eine sehr menschliche Eigenschaft hindere uns daran, Fehler zuzugeben, sagt Seckler.
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So würden wir vermeiden, Fehler zu machen und "vor allem, darüber zu sprechen", erläutert Seckler. Das hänge auch mit der Reaktion der Umgebung zusammen.
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Fehler führen zu unsicheren Situationen
Je nach Situation distanzierten sich Leute, weil sie nichts mit dem Fall zu tun haben wollen, beispielsweise wenn es juristische Nachspiele gebe, erklärt Seckler. "Dann ist man einsam."
Neben den psychologischen Aspekten erkennt Seckler auch noch eine eher gesellschaftliche Komponente: In Deutschland sei der Wunsch, Unsicherheiten zu vermeiden, sehr ausgeprägt. "Und Fehler bringen uns immer in irgendeine unsichere Situation." Auch daher komme diese starke Fehlerintoleranz, sagt Seckler.
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Scheitern im unternehmerischen Bereich
In Unternehmen ist eine gewisse Fehlerintoleranz manchmal auch gut, wenn es zum Beispiel um die Herstellungsprozesse bestimmter sensibler Produkte geht. In einer Hinsicht bleibt sie immer eine Herausforderung:
Sei man in dem Fall intolerant gegenüber Fehlern, würde man erst gar nicht starten vor lauter Angst, dass etwas schief gehe. "Und das ist so ein bisschen das Problem in Deutschland."
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Wie nehmen wir das Scheitern anderer wahr?
Theoretisch hat sich das Verhältnis zum Scheitern allgemein im Laufe der Jahre verbessert. Die Universität Hohenheim stellte bereits 2015 in einer repräsentativen Studie fest, dass etwa ein Drittel der Befragten eine positive oder sehr positive Einstellung zum Misserfolg hatte. Fast 80 Prozent erkannten an, dass Scheitern die Quelle für nützliche Erkenntnisse sein könne.
Allerdings änderte sich die Einschätzung interessanterweise deutlich, wenn es um unternehmerisches Scheitern ging. Dann erklärten lediglich 15,5 Prozent der Befragten eine positive bis sehr positive Haltung. 11,6 Prozent hatten in diesem Fall sogar eine überwiegend negative Einstellung.
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Wann und wie kann Scheitern trotzdem eine Chance sein?
Das negative Image gescheiterter Unternehmer oder Unternehmerinnen trägt dazu bei, dass auch über Gründe des Misserfolgs nicht gerne geredet wird. Und das ist schlecht. Denn am besten lernen wir offensichtlich aus den Fehlern der anderen. Zu diesem Schluss kam zumindest die Studie einer Forschergruppe aus Chicago.
Beim eigenen Scheitern stehe, so der Schluss der Wissenschaftler, der Schutz unseres Selbstbildes dem Lernprozess im Weg. Machen andere Fehler, entfällt diese Hürde, und wir können wertvolle Rückschlüsse ziehen. Deshalb ist das Reden übers Scheitern besonders wichtig.
Problem dabei: Derselbe Mechanismus, der uns hindert, aus den eigenen Fehlern zu lernen, hindert uns auch, darüber zu sprechen. Nur ein allgemein positiverer und offenerer Umgang mit unternehmerischem Scheitern könnte diesen Teufelskreis nachhaltig durchbrechen. Damit es auch eine Chance sein kann.
Stress, Überforderung, Mobbing, Bossing - es gibt viele Gründe dafür, dass Arbeit krank macht. Doch mit ein paar Verhaltensregeln lässt sich ein Burnout vermeiden.
von Anja Klingen
mit Video
Quelle: dpa
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