Burnout vorbeugen: Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz

    Mentale Gesundheit im Beruf:Fünf Tipps für gesundes Arbeiten

    von Anja Klingen
    |

    Stress, Überforderung, Mobbing, Bossing - es gibt viele Gründe dafür, dass Arbeit krank macht. Doch mit ein paar Verhaltensregeln lässt sich ein Burnout vermeiden.

    Toxic Jobs
    Arbeitsplätze können toxisch sein. Wie man sich schützen kann.10.10.2024 | 3:38 min
    Psychische Erkrankungen zählen weiter zu den Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit. Auch das Burnout-Syndrom - als Zustand starker körperlicher und seelischer Erschöpfung - erfährt hier steigende Beachtung.
    In der amtlichen Klassifikation ärztlicher Diagnosen, der sogenannten ICD-Liste, wird Burnout als Syndrom aufgrund von "Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann" definiert. Doch was tun, wenn der Job toxisch ist? Wer auf einige Regeln achtet, hilft seiner mentalen Gesundheit.

    Die AOK zählte 2022 durchschnittlich 159,8 Arbeitsunfähigkeitstage je 1.000 Mitglieder aufgrund einer Burnout-Diagnose. Damit ist das Burnout-bedingte Arbeitsunfähigkeitsvolumen im letzten Jahrzehnt um mehr als 50 Prozent angestiegen.

    Hochgerechnet auf 40 Millionen gesetzlich krankenversicherte Beschäftigte ergeben sich aus diesen Zahlen für 2022 rund 216.000 Burnout-Betroffene mit kulminierten 5,3 Millionen Krankheitstagen. Das ergab laut Statista einen wirtschaftlichen Schaden von rund 17,2 Milliarden Euro.

    1. Setze Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit

    Ein Problem ist oft die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben, wie Psychologe Rolf Schmiel weiß: "Die zunehmende Auflösung der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit birgt stets das Risiko der Überlastung - weil die Abgrenzung nicht gelingt und man in die Selbstausbeutung rutscht."
    Talk Mentale Gesundheit
    Stress am Arbeitsplatz kann sich negativ auf die Psyche auswirken. Psychologe Rolf Schmiel erklärt, was man dagegen tun kann.10.10.2024 | 5:15 min
    Mit dem Definieren fester Arbeitszeiten könne man gegensteuern, so der Psychologe. Der "Wecker für das Arbeitsende" sollte ebenso selbstverständlich sein wie der Beginn des Arbeitstages. Das aktive Abschalten schaffe eine saubere Trennung von der Arbeitszeit.
    Tipp: Lege ein Ritual fest, um den Arbeitstag zu beenden, etwa ein Spaziergang, eine Meditation oder das Aufräumen des Schreibtisches.

    2. Achte auf Pausen und Erholungszeiten

    Wer stundenlang ununterbrochen arbeitet, neigt zu Erschöpfung, Überlastung und verliert an Konzentration. Pausen sind wichtig, um die Produktivität zu erhalten und das geistige Wohlbefinden zu schützen.

    Modelle für den Sonderurlaub
    :Sabbatical: So klappt die Auszeit vom Job

    Ein paar Monate eine Auszeit vom Job zu nehmen, klingt für viele traumhaft. Welche Modelle es gibt und wann sich ein Sabbatical wirklich lohnt, erklären zwei Expertinnen.
    Eine Hand hält einen Notizblock, auf dem "Out of Office" geschrieben steht.
    mit Video
    "Wer Vollgas geben will, muss auftanken. Das Zauberwort heißt: seelische Regeneration. Auch im privaten Bereich Gegenwelten zum Stress schaffen", sagt Rolf Schmiel. Wer viel leistet und unter Druck steht, sollte sich im Privaten keinen weiteren Druck mehr machen. "Besser spazieren gehen statt Marathon laufen", empfiehlt der Psychologe.
    Tipp: Plane kleine Auszeiten von fünf bis zehn Minuten ein, in denen du dich vom Bildschirm entfernst, frische Luft schnappst oder kurze Dehnübungen machst. Das befreit den Kopf und fördert die Kreativität.

    3. Soziale Unterstützung am Arbeitsplatz

    Der soziale Austausch auf der Arbeit ist ein entscheidender Faktor für das psychische Wohlbefinden. So wird man Teil des Teams und erfährt Unterstützung bei Problemen. Das baut Stress ab und schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit.
    Tipp: Kurze Gespräche während der Kaffeepause und regelmäßige Teambesprechungen, bei denen auch persönliche Themen Platz haben, wirken Wunder.
    Lächelnde Geschäftsfrau, die einen Apfel nach oben wirft, im Hintergrund Bürogebäude
    Arbeit ist Lebenszeit, doch Arbeit macht oft krank. Fachkräftemangel und eine alternde Gesellschaft erhöhen den Druck.15.02.2024 | 29:46 min

    4. Erkenne Grenzen und respektiere sie

    Überforderung und das Gefühl, ständig "auf der Überholspur" zu sein, führen zu einer starken mentalen Belastung. Es ist wichtig, sich eigener Grenzen bewusst zu werden und diese respektvoll zu kommunizieren.
    "Natürlich kann ein temporäres Überforderungsgefühl auch zu erhöhter Leistung motivieren. Aber wenn die individuellen Belastungsgrenzen dauerhaft überschritten werden, droht körperliche und seelische Überlastung", erklärt Rolf Schmiel.
    Tipp: Delegiere Aufgaben, um Überlastung zu vermeiden. Sprich frühzeitig mit deinem Vorgesetzten oder Kollegen und bitte um Unterstützung.

    Mental Health am Arbeitsplatz
    :Grenzen im Job: Warum Nein sagen wichtig ist

    Grenzen setzen für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Wieso es vielen so schwer fällt, aber doch so wichtig ist. Tipps von Wirtschaftsmediatorin und Coach Kirstin Nickelsen.
    von Julia Güth
    Eine gestresste Frau sitzt vor Aktenordner (Symbolforo)

    5. Förderung eines positiven Arbeitsumfelds

    Vertrauen, Respekt und Anerkennung sind wichtig. Arbeitgeber sollten ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter ihre Sorgen äußern dürfen, ohne negative Konsequenzen zu fürchten. Regelmäßiges Feedback und Wertschätzung stärken das Selbstwertgefühl und reduzieren Stress.
    Tipp: Sei offen für konstruktive Kritik und gib diese ebenfalls respektvoll weiter.
    Wer spüre, dass er in die körperliche und seelische Überforderung gerate, dem empfiehlt der Psychologe, das nicht unter den Teppich zu kehren. "Wer ins Burnout tappt, sollte ein paar Dinge beachten. Erstens: werde laut. Sprich mit deinen Angehörigen darüber und sprich vor allem mit deinem Vorgesetzten darüber und lass dich auch nicht entmutigen. Zweitens: Hole dir Hilfe, geh zu deinem Hausarzt, lass dich krankschreiben."
    Burnout, Stressdepression sei ein ernstzunehmendes Thema. "Und dann, wenn du erst mal rauskommst, achte darauf, dass du nicht wieder ins Fahrwasser reinkommst", betont Rolf Schmiel.
    Anja Klingen ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

    Effizienter arbeiten
    :Besser konzentrieren mit der Pomodoro-Technik

    Die Pomodoro-Technik soll für Konzentration, Fokus und Effizienz bei der Arbeit sorgen. Wie die Methode umgesetzt wird und ob sie immer funktioniert, erklären zwei Expertinnen.
    von Thilo Hopert
    Eine Frau sitzt auf einem Stuhl an einem Tisch vor einem Laptop. Neben dem Laptop schreibt sie etwas auf ein Papier.
    mit Video

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Mehr zum Thema psychische Gesundheit

    Mehr zum Thema Arbeit