Erbin: Höhere Steuern für Reiche für soziale Gerechtigkeit
Ungleichheit spaltet Deutschland:Millionenerbin will höhere Steuern für Reiche
von Yves Schurzmann
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Viele Reiche empfinden die Forderung nach höheren Steuern als provokant. Millionenerbin Stefanie Bremer will sich davon nicht stoppen lassen. Warum sie Abgaben für wichtig hält.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland weiter auseinander, zehn Prozent besitzen mehr als zwei Drittel aller Vermögen. Verpflichtet Reichtum, Gutes für das Gemeinwohl zu tun?21.01.2025 | 28:45 min
Stefanie Bremer, Erbin eines Millionenvermögens, hat eine klare Forderung: Vermögende in Deutschland sollen stärker zur Kasse gebeten werden. Gemeinsam mit der Initiative "taxmenow" plädiert sie für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer sowie höhere Abgaben auf Erbschaften und Kapitalerträge. Das könne allein in Deutschland Mehreinnahmen von bis zu 80 Milliarden Euro jährlich generieren.
Reiche Menschen zahlen im Durchschnitt deutlich weniger Steuern als nicht vermögende Menschen.
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Stefanie Bremer, Erbin eines Millionenvermögens
Diese Ungerechtigkeit führe zu einer gefährlichen Konzentration von Reichtum, die letztlich die Demokratie bedrohe.
Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung besitzen laut DIW mehr als zwei Drittel des gesamten Vermögens. Gleichzeitig wächst die Angst vor sozialem Abstieg, besonders in einkommensschwachen Haushalten. Diese Entwicklung kann den sozialen Zusammenhalt belasten und zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft führen.
Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer
Eine aktuelle Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt, wie ungleich Einkommen und Vermögen in Deutschland verteilt sind. Steigende Preise treffen einkommensschwache Haushalte besonders hart, da sie einen Großteil ihres Budgets für Grundbedürfnisse wie Wohnen und Essen aufwenden müssen.
Reiche hingegen bleiben von solchen Belastungen weitgehend verschont - auch weil sie von niedrigen Steuern auf Kapital und Erbschaften profitieren. "Wenn Reiche immer reicher werden, während viele Menschen am Existenzminimum leben, ist das ungerecht", sagt Bremer.
Die Millionenerbinnen Stefanie Bremer (l.) und Marlene Engelhorn (r.) fordern höhere Steuern für Reiche.
Quelle: dpa
Diese Ungleichheit sei nicht nur eine moralische Frage, sondern gefährde die Stabilität der gesamten Gesellschaft. Denn wenn Wohlhabende überproportional viele Ressourcen verbrauchen, zahlten alle den Preis in Form von Umweltzerstörung und sozialen Spannungen.
Die Vermögen in Deutschland sind besonders ungleich verteilt. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie. Demnach besitzen 3.300 Superreiche rund 23 Prozent des gesamten Vermögens.10.07.2024 | 27:12 min
Zeichen beim Weltwirtschaftsforum in Davos gesetzt
Ein Zeichen für ihr Anliegen setzte Bremer gemeinsam mit der BASF-Erbin Marlene Engelhorn beim Weltwirtschaftsforum 2024 in Davos. Mit Schildern, auf denen "Tax the Rich" stand, demonstrierten sie für Steuergerechtigkeit. Doch anstatt offene Gespräche zu ermöglichen, wurden sie von der Polizei schikaniert.
Es ist erschreckend, dass allein die Forderung nach gerechter Besteuerung als provokant wahrgenommen wird.
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Stefanie Bremer, Erbin eines Millionenvermögens
Davos, das jährliche Treffen der globalen Elite, findet auch im Januar 2025 wieder statt. Es wird oft für seine Abschottung kritisiert. Während Regierungsvertreter*innen und Wirtschaftsführer*innen hinter verschlossenen Türen diskutieren, sind prekäre Gruppen und Vertreter*innen des globalen Südens weniger vertreten. Für Bremer ist das ein Sinnbild für die Ungleichheit, die weltweit herrscht: "Warum entscheiden wenige Wohlhabende über das Schicksal von Milliarden Menschen?"
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) plant sein Jahrestreffen 2025 unter dem Motto "Zusammenarbeit für das Intelligente Zeitalter" vom 20. bis 24. Januar in Davos. Es werden über 2.500 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur erwartet, darunter Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige Vertreter internationaler Organisationen.
Vermögen verpflichtet
Doch trotz der Widerstände bleibt Bremer zuversichtlich. Sie ist überzeugt, dass Vermögen nicht nur Privilegien, sondern auch Verantwortung mit sich bringt. "Steuern sind keine Strafe, sondern eine Investition in eine gerechtere Zukunft", betont sie.
"Taxmenow" möchte den Diskurs weiter vorantreiben und den Druck auf Politik und Gesellschaft erhöhen. Stefanie Bremer weiß, dass der Weg zu mehr Gleichheit lang ist. Doch für sie steht fest: Eine gerechtere Verteilung von Reichtum ist unverzichtbar, um Demokratie und sozialen Zusammenhalt zu sichern.
Jochen Breyer recherchiert in der Welt der deutschen Superreichen: 237 Milliardäre zählt das Land, Tendenz steigend. Wer der reichste Deutsche ist, war lange geheim. Bis jetzt.12.12.2023 | 43:28 min
Quelle: dpa
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