Nachfolger des ewigen Christian Streich: Freiburgs neuer Trainer Julian Schuster.
Quelle: Friso Gentsch/dpa
Sein erstes Pflichtspiel als Profitrainer beim
SC Freiburg verlief für Julian Schuster überraschend unkompliziert. 4:0 gewann sein Team im Pokal beim VfL Osnabrück. Nur 49 Sekunden musste er danach bei der Pressekonferenz sprechen. Dann war alles gesagt.
Ein routinierter Auftritt mit einem routinierten Nachklang also. Und mit entsprechend freundlichen Worten vom 14 Jahre älteren VfL-Trainer Uwe Koschinat garniert: "Gratulation zum Einstieg", sagte der: "Mein erstes Spiel habe ich nicht so hoch gewonnen."
Der SC Freiburg hat dem neuen Trainer Julian Schuster den Einstand mit einem Sieg versüßt. Die Breisgauer bestachen durch Effizienz und siegten beim VfL Osnabrück mit 17.08.2024 | 5:50 min
Julian Schuster: Unaufgeregt, sachlich
Viele Beobachter hatten ja vermutet, dass es der viermalige Familienvater schwer haben könnte, in Freiburg eine ähnliche Akzeptanz zu erlangen wie sein charismatischer
Vorgänger Christian Streich, der den Verein über Jahrzehnte geprägt hatte.
De facto gelang ihm das schnell. Schuster versuchte gar nicht erst, seinen Vorgänger und Ziehvater zu imitieren, sondern beeindruckte die Fans mit unaufgeregten, sachlichen öffentlichen Auftritten und nahbarem Verhalten, wenn Autogramme oder Selfies gewünscht waren.
Für Schuster schuf der SC eine neue Stelle
Bestätigt fühlen können sich damit auch Sportvorstand Jochen Saier und Sportdirektor Klemens Hartenbach. Die beiden schufen, unterstützt von Streich, 2018 die Stelle des "Verbindungstrainers" auch deshalb, um Schuster nach dessen Karriereende binden zu können.
Schließlich soll Schuster, so berichtet es sein ehemaliger Mitspieler Nils Petersen "schon als Spieler wie ein Trainer gedacht" haben. "Ich war als Spieler nie schnell und nie kräftig", sagt er selbst. "Deswegen war das Analytische mein Weg, um besser zu sein als andere."
Schuster als Mentor für Nachwuchsspieler
Bis zu seiner Beförderung moderierte Schuster den Übergang zahlreicher Talente von der U19 und der U23 in den Profibereich - Keeper Noah Atubolo (derzeit verletzt) oder Nationalspieler Nico Schlotterbeck profitierten unter anderem von seiner Expertise.
Die kommt dem frischgebackenen Chefcoach natürlich auch jetzt zugute. Schuster ist bei der Trainingsarbeit detailversessen, kann aber - darin Streich nicht unähnlich - auch lauter werden, wenn beispielsweise ein Offensivspieler die Defensivarbeit vernachlässigt.
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Junior Adamu blüht unter Schuster auf
Einer, dem deshalb häufiger die Ohren klingelten, ist Junior Adamu. Der Österreicher, 2023 für sechs Millionen Euro aus Salzburg gekommen, ließ zu oft seine Gegenspieler laufen und hatte unter Streich einen dementsprechend schweren Stand.
Unter Schuster blüht er nun auf und hat einstweilen Landsmann Michael Gregoritsch im 4-2-3-1 als Sturmspitze verdrängt. Im Spiel gegen Osnabrück bedankte er sich mit zwei Toren für das Vertrauen seines neuen Coachs.
Neue Hierarchien bilden sich
Der schreckt derweil nicht davor zurück, Erbhöfe infrage zu stellen. Gegen Osnabrück begann der aus Bochum gekommene Patrick Osterhage neben Maximilian Eggestein auf der Doppelsechs und spielte prima.
Die Zeiten, in denen Dauerbrenner Nicolas "Chicco" Höfler seinen Stammplatz in der Mittelfeldzentrale sicher hatte, könnten also gezählt sein. Geht es nach Schuster, soll der SC künftig zudem höher attackieren und mutiger angreifen.
Reifeprüfung gegen den Ex-Verein
Wie gut das schon gelingt, sah man am Samstag in Osnabrück. Eine Reifeprüfung ganz anderer Art steht Schuster nun am kommenden Samstag bevor. Zur Heimpremiere kommt der Verein, für den Schuster zwei seiner 187 Bundesligaeinsätze bestritten hat.
Bevor Schuster 2008 nach Freiburg wechselte, trug der im schwäbischen Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) geborene Schwabe den Dress des VfB Stuttgart.