DFB-Team nach 5:1-Auftaktsieg: Bestärkt von der Gala
Nach 5:1-Auftaktsieg:DFB-Team bestärkt von der Gala
von Maik Rosner
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Nach dem klaren Erfolg gegen Schottland mit toll herausgespielten Toren blickt die DFB-Elf zuversichtlich nach vorne. Schon gegen Ungarn kann der Einzug ins Achtelfinale folgen.
Das DFB-Team lässt Schottland nicht den Hauch einer Chance. Wirtz und Musiala legen schnell zwei Tore vor. Den spektakulärsten Treffer erzielt Joker Füllkrug.14.06.2024 | 8:23 min
Als sich die deutsche Mannschaft nach dem Schlusspfiff auf ihrer Ehrenrunde von den Fans feiern ließ und "Völlig losgelöst" aus den Boxen schallte, verrieten die Gesichter der Spieler eine Mischung aus Erleichterung und Freude. Etwas Unsicherheit hatte ja durchaus geherrscht nach den letzten Tests gegen die Ukraine (0:0) und Griechenland (2:1).
Doch nun, nach dem furiosen 5:1 (3:0) gegen Schottland beim EM-Auftaktspiel am Freitagabend, war die Nervosität vor dem Start durch die nahezu perfekte Turniereröffnung einer Euphorie gewichen.
"Das ist ein überragender Auftakt zu dem, was wir am Ende haben wollen: ein Sommermärchen", sagte Niclas Füllkrug freudestrahlend im ZDF. "Genau den Anfang brauchten wir ehrlich gesagt auch", sagte Kapitän Ilkay Gündogan und ergänzte, es entstehe gerade "genau die Stimmung, die Euphorie mit den eigenen Fans", die nötig sei, um weit zu kommen.
Tatsächlich hätte es für die deutsche Mannschaft kaum einen besseren Einstieg geben können in die Heim-EM nach den wenig erfreulichen Turnieren zuletzt. Bei der WM 2022 und bei der WM 2018 war die deutsche Auswahl jeweils nach Niederlagen im ersten Spiel schon nach der Gruppenphase ausgeschieden. Auch bei der EM 2021 hatte sie die erste Partie verloren.
Müller: Gesamte Mannschaft überzeugt
Nun aber hatte sie einen Gala-Abend mit einem phasenweise rauschhaften Sieg erlebt, der sie bestärken sollte für den weiteren Turnierverlauf. Zumal der klare Erfolg gegen die chancenlosen Schotten nicht nur auf einige wenige Spieler zurückzuführen war, sondern auf einen insgesamt überzeugenden Auftritt.
Wirtz und Musiala eröffnen den Torreigen
Von Beginn an hatte die DFB-Elf klar den Ton angegeben und rasch die sehenswert herausgespielten Tore von Florian Wirtz und Jamal Musiala erzielt. Schon danach stimmten die Fans "Oh, wie ist das schön an", später sollten sie das noch mehrfach wiederholen.
Noch vor der Halbzeit verwandelte Kai Havertz jenen Foulelfmeter, vor dem der Schotte Ryan Porteous wegen eines groben Foulspiels gegen Gündogan vom Platz gestellt worden war. Gegen zehn Schotten trafen danach noch Füllkrug und Emre Can, unterbrochen nur von Antonio Rüdigers Eigentor. Doch der Schönheitsfehler fiel bei der Bewertung des Spiels kaum ins Gewicht.
Wie hoch ist das EM-Fieber, wenige Stunden vor Anpfiff zwischen Deutschland und Schottland? ZDF-Reporter Stefan Leifert begibt sich auf der Fanmeile in München auf Gradmessung. 14.06.2024 | 1:11 min
Nagelsmann freut sich über fünf Torschützen
"Es ist schon wertvoll, dass nicht nur einer die Blumen kriegt, sondern wir es verteilen können", freute sich Bundestrainer Julian Nagelsmann über die fünf verschiedenen Torschützen und die insgesamt gelungene Vorstellung.
Dass sich umgehend eine Euphorie einstellte und manche Fans schon die Reise zum Finale nach Berlin besangen, sieht Nagelsmann gelassen. "Ich bin kein Mahner", sagte er. Seine Spieler wüssten schon: "Es war ein erster Schritt, den wir auch gebraucht haben, um einen zweiten folgen zu lassen, und das werden wir am Mittwoch probieren."
In Stuttgart gegen Ungarn
Gegen Ungarn im zweiten Gruppenspiel in Stuttgart könnte durch einen weiteren Sieg bereits der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale erreicht werden. Allerdings ahnen sie bei der Nationalmannschaft, dass es die Ungarn ihnen nicht so leicht machen werden wie die Schotten.
Gündogan konnte deshalb sogar dem Gegentor etwas abgewinnen. Dieses habe "gezeigt, dass andere Mannschaften Qualitäten haben und kleine Unaufmerksamkeiten sehr, sehr schnell bestraft werden", sagte er, "das war vielleicht auch ein guter Warnhinweis, dass wir keinen Schritt weniger machen dürfen in den nächsten Spielen".
Wenn sich die Kicker schon selbst ermahnen, nicht völlig losgelöst abzuheben, dann ist aus Sicht des Bundestrainers wohl kaum etwas einzuwenden gegen die einsetzende Euphorie um sie herum.
Internationale Pressestimmen zum Eröffnungsspiel:
"The Herald": Die Aussichten Deutschlands, sich bei der EURO 2024 im eigenen Land durchzusetzen, wurden nicht gerade optimistisch eingeschätzt. Es war schwer zu verstehen, warum dies so war. Ihr Passspiel, ihre Bewegungen und ihre Abschlüsse waren atemberaubend. Schottland war von Anfang bis Ende völlig unterlegen."
"Gazzetta dello Sport": "Dieses Deutschland macht schon Angst. Spektakel und fünf Tore gegen ein nicht existentes Schottland. Mamma mia, was für ein Deutschland."
"Blick": "Deutsche ziehen Bravehearts den Schotten-Rock aus."
"Tagesanzeiger": "Deutschland degradiert die Schotten zu leidenden Statisten. Besser hätte der Gastgeber nicht in die EM starten können."
"The Sun": "Dusche für Schottland. Die Tartan Army wird ruhig gestellt, als der zügellose Gastgeber mit einem kolossalen Sieg einen sensationellen Sieg bei der Euro 2024 schafft."
"Le Parisien": "Die DFB-Elf startet mit einer Dampfwalze in die EM 2024. Gegen eine bescheidene Opposition zeigten die Männer von Julian Nagelsmann das Ausmaß ihrer Offensivkraft. Nach 90 Minuten, die wie ein Konzert wirkten, hat die deutsche Mannschaft das Spiel genossen und Selbstvertrauen getankt."
"As": "Zwei Teufel auf freiem Fuß in München. Musiala und der 21-jährige Wirtz waren die Helden des gelungenen Debüts der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft. Wer dachte, die Gastgeber seien nicht bereit für ihre Europameisterschaft, der irrt sich."