Dortmund-Klassiker: Bayerns Trumpf, die fantastischen Vier

Noch immer wird vor dem deutschen Klassiker zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern vor allem über die Blamage der Münchner im DFB-Pokal gesprochen. Beim Rekordmeister wirkt das peinliche Aus beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken ebenso nach wie beim BVB, bei dem es die Zuversicht stärkt.

Auch der Tenor bei Fans und Experten vor dem Vergleich zwischen dem aktuellen Vierten und Zweiten der Tabelle lautet: Wenn die Dortmunder nach zehn vergeblichen Versuchen am Samstag, 18:30 Uhr (längere Zusammenfassung im aktuellen sportstudio) nicht gegen die angeknockten und personell geschwächten Bayern gewinnen, wann dann?

Es kam jedoch nicht von ungefähr, dass Dortmunds Trainer Edin Terzic bei aller Angriffslust in Bezug auf die Bayern daran erinnert, dass er "selten zwei enttäuschende Leistungen nacheinander von ihnen gesehen" habe.

Der Münchner Trainer Thomas Tuchel, von 2015 bis 2017 Chefcoach des BVB, wirkt vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte trotz aller Personalsorgen in der Defensive optimistisch:

Tuchels Zuversicht hat vor allem vier Gründe, sie heißen Harry Kane, Leroy Sané, Jamal Musiala und Kingsley Coman. Wenn man so will, kann man das Offensivquartett sogar als das Fußball-Pendant einer deutschen Hip-Hop-Band bezeichnen.

Anders als Smudo, Thomas D, Dee Jot Hausmarke und Andy Ypsilon fallen die fantastischen Vier aus München weniger mit Sprechgesang und Wortakrobatik auf, dafür aber mit Toren und Vorlagen, die ähnlich schnell aufeinander folgen wie die gerappten Silben beim Original aus Stuttgart.

In jedem der neun Bundesligaspiele traf mindestens einer aus dem Quartett. Von den bisher 34 Ligatoren, Rekord zu diesem Zeitpunkt, erzielten Kane, Sané, Musiala und Coman 25.

In den insgesamt 15 Pflichtspielen dieser Saison blieben die Fanta 4 der Bayern nur in drei Partien ohne Tor: in Saarbrücken, in der ersten Pokal-Runde in Münster und bei der 0:3-Niederlage gegen Leipzig im Supercup. Das lag auch daran, dass Mittelstürmer Kane in den Pokalspielen gar nicht eingesetzt wurde und im Supercup nur in der Schlussphase.

Seither haben vor allem Kane mit in allen Wettbewerben insgesamt 14 Toren und sieben Vorlagen sowie Sané (neun Tore, drei Vorlagen) geglänzt. Zuletzt trumpften auch Musiala (vier, drei) und Coman (vier, zwei) auf, abgesehen von Saarbrücken, wo die beiden erst in der letzten halben Stunde zum Einsatz kamen. Kane blieb die ganze Zeit auf der Bank.

"Im Moment spielen vorne alle in einer herausragenden Form", sagte Tuchel über seine Fanta 4, "unsere vordere Reihe ist einfach extrem gut, auch wenn wir schlecht spielen. Das hilft uns auch, schwierige Phasen zu überstehen."

Sofern nichts Überraschendes passiert, dürfte das Offensivquartett in Dortmund wieder beginnen, um die Defensivschwächen der Bayern mit individueller Klasse zu überdecken. Umgekehrt bedeutet das für die Dortmunder, dass sie in der Defensive vor einer "spannenden Aufgabe" stehen, wie es Terzic formulierte.

Sein Plan gegen die Münchner Offensive und besonders deren Spitze Kane, der sich immer wieder fallen lässt: "Das wollen wir als Mannschaft auffangen mit guten, kleinen Abständen. Wir wollen defensiv immer ein Zwei-gegen-Eins schaffen."

Hervorgegangen sind die Fantastischen Vier 1989 übrigens aus den Zwielichtigen Zwei. Vielleicht taugen diese ja als Vorbild für das voraussichtliche Dortmunder Innenverteidiger-Duo Mats Hummels und Nico Schlotterbeck.