Clasico BVB vs. FC Bayern: Laimer als Zünglein an der Waage
Clasico Dortmund vs. FC Bayern:Laimer als Zünglein an der Waage
von Maik Rosner
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Die Münchner müssen im Klassiker beim BVB improvisieren, um Kimmich zu ersetzen. Ein Satz von Uli Hoeneß zur Sechser-Debatte könnte in dem Zusammenhang genauer überprüft werden.
Konrad Laimer soll als Sechser für Kimmich einspringen. (Archivbild)
Quelle: Imago
Als Trainer Thomas Tuchel am Freitag über die äußerst angespannte Personallage beim FC Bayern München vorm deutschen Klassiker bei Borussia Dortmund referierte, lohnte es, an die Saisonvorbereitung zu erinnern.
Damals wischte Uli Hoeneß die Debatte um einen defensiven Sechser beiseite, die Tuchel als nötig erachtet hatte. Er verwies auf den aus Leipzig ablösefrei verpflichteten Konrad Laimer, der dafür ja geholt worden sei.
Wenn die Münchner drei Tage nach ihrem blamablen Aus im DFB-Pokal durch die 1:2-Niederlage beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken am Sonnabend beim BVB auflaufen, wird die Hoeneß-These mitspielen und einer weiteren Überprüfung auf hohem Niveau unterzogen werden.
Kaltstart für Goretzka und Upamecano?
Mangels Alternative wird Laimer ja aller Voraussicht nach den rotgesperrten Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld vertreten, wahrscheinlich unterstützt von Leon Goretzka, der nach seinem Handbruch eine Schutzschiene trägt.
Sicher sei Goretzkas Einsatz von Beginn an aber nicht, sagte Tuchel, ebenso wenig wie der von Innenverteidiger Dayot Upamecano, der gerade aus einer Muskelverletzung kommt.
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Mit den Medizinern und den Spielern müsse noch geklärt werden, "ob wir da überhaupt ein paar Schritte überspringen können, ob das überhaupt zu verantworten ist", sagte Tuchel.
Und ob Laimer wirklich im defensiven Mittelfeld auflaufen wird, hängt auch davon ab, ob der jüngst ebenfalls angeschlagene Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui rechtzeitig fit wird. Wie knapp der Kader in der Defensive kalkuliert ist, musste Tuchel gar nicht noch einmal betonen.
Kimmichs und Laimers Zuversicht
Der für zwei Ligaspiele nach seiner Notbremse gegen Darmstadt gesperrte Kimmich gibt sich jedenfalls überzeugt, dass Laimer ihn gut vertreten wird. "Er kann das. Deshalb haben wir ihn geholt, weil er ein guter Spieler ist", sagt Kimmich, der zuletzt oft unterdurchschnittlich spielte und durch die Debatte um eine "holding six" verunsichert wirkte.
Laimer blickt seiner wahrscheinlichen Aufgabe in Dortmund derweil zuversichtlich entgegen.
Wovon Dortmund profitieren könnte
Das viel beachtete Spiel beim BVB böte für Laimer eine große Chance, die Hoeneß-These zu bestätigen. Bisher allerdings hat er dem FC Bayern nur bedingt Freude bereitet. Fleißig, laufstark und einsatzfreudig ist der Mittelfeldakteur zwar immer.
Dass Laimer in den beiden jüngsten Champions-League-Spielen nur 57 und 73 Prozent seiner Pässe an den Mann brachte, deutet ein Risiko für den Ligagipfel an. Aus Ballverlusten im Zentrum des Spiels könnten die Dortmunder profitieren und besonders gefährliche Konter fahren.
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Tuchels Titel-Druck
Erschwerend hinzu kommt für die Bayern, dass der gerade erst von einer Kapselverletzung im rechten Knie genesene Innenverteidiger Matthijs de Ligt nach seinem Teilriss des Innenbandes im selben Knie in Saarbrücken in den kommenden Wochen erneut ausfällt. Deshalb muss Upamecano wohl früher als geplant einspringen.
Auch das zeigt, wie der frühere Dortmunder Tuchel (2015 bis 2017) derzeit hauptsächlich damit beschäftigt ist, zu improvisieren.
Zugleich gerät er als Cheftrainer unter Druck. Sollte nach den beiden bereits verpassten Titeln im Supercup und DFB-Pokal auch noch der Meistertitel ernsthaft in Gefahr geraten, würde Tuchels Zukunft in München zunehmend in Frage stehen.