Hilfe bei Nackenschmerzen: Wie sinnvoll sind Nackenstrecker?
Hilfe bei Nackenschmerzen:Nackenstrecker - sinnvoll oder gefährlich?
von Eileen Schreieder
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Im Internet und in sozialen Medien werden häufig Nackenstrecker beworben. Sie versprechen schnelle Hilfe bei Verspannungen und Nackenschmerzen. Was hinter den Geräten steckt.
Nur wenige Minuten am Tag sollen ausreichen, um Nackenschmerzen und verkrampfte Schultern zu lösen: Wie gut helfen sogenannte Nackenstrecker wirklich?06.01.2025 | 4:46 min
Schmerzhafte Verspannungen im Nacken: Kennen Sie das auch? Fast jeder zweite Deutsche hat mindestens einmal damit zu tun. Ursache ist meist eine verkrampfte Hals- und Nackenmuskulatur, ausgelöst durch eine falsche oder ungünstige Köperhaltung im Alltag.
Hauptproblem für Nackenschmerzen sei vor allem der ständige Blick auf das Smartphone, sagt Physiotherapeut Orhan Ramadani.
Hinzu kommen viele Berufe, die überwiegend im Sitzen ausgeführt werden, so der Physiotherapeut weiter. Auch dies sei ein klassischer Auslöser für Verspannungen.
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Was sind Nackenstrecker?
Schnelle Abhilfe bei Verspannungen und Schmerzen im Nackenbereich versprechen sogenannte Nackenstrecker. Das Gerät einfach für fünf Minuten unter den Hals schieben und schon sollen die Beschwerden besser werden.
Das Prinzip: Durch die leichte Überstreckung des Nackens sollen Nacken- und Schultermuskulatur aufgedehnt werden, sodass man sich wieder schmerzfrei bewegen kann. Es gibt verschiedene Modelle. Sie nutzen weder Wärme noch Vibration. Einige haben zusätzlich Noppen, um bestimmte Schmerzpunkte zu stimulieren.
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Nackenstrecker richtig anwenden
Die Anwendung erfolgt im Liegen am besten auf einer Gymnastikmatte. Soll der Nackenstrecker auch die Rückenmuskulatur dehnen, ist es wichtig, die Beine angewinkelt aufzustellen, um ein Hohlkreuz zu vermeiden. Außerdem sollte die Höhe des Nackenstreckers passen: Er darf nicht zu hoch oder zu tief sein, sonst kann der Nacken zu sehr überstreckt oder zu wenig gedehnt werden. Im Zweifel kann das ein Physiotherapeut beurteilen. Außerdem empfiehlt es sich, bei der Anwendung, auf das eigene Körpergefühl zu achten.
Bleibe der Schmerz konstant, könne das Gerät nicht zu einer Verbesserung führen, erklärt Ramadani. Treten Schmerzen während der Anwendung auf, sollte man die Anwendung sofort beenden.
Wie lange kann ein Nackenstrecker angewendet werden?
Für den "gesunden" Nacken mit leichten Verspannungen sollte man mit einer kurzen Dauer beginnen. Die meisten Hersteller empfehlen, sich fünf bis zehn Minuten am Tag auf den Nackenstrecker zu legen, manche sogar länger. Hier ist Vorsicht geboten: Die Anwendungsdauer sollte bei höchstens fünf Minuten am Tag beginnen und nur langsam gesteigert werden. Das Maximum sollte zwölf Minuten am Tag nicht überschreiten.
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mit Video
Wann darf ein Nackenstrecker nicht benutzt werden?
Die Geräte sollen nicht angewendet werden, wenn man eine akute Entzündung in der Halswirbelsäule hat, an neuronalen Ausfällen leidet, zum Beispiel in den Armen, oder ein Bandscheibenvorfall oder Schleudertrauma vorliegt, sagt Ramadani. Hier könnten Nackenstrecker die Symptomatik verschlimmern, denn die Halswirbelsäule ist sehr empfindlich, so der Physiotherapeut.
Nacken-Übungen ohne Nackenstrecker
Drei Tipps vom Experten, wie Sie ohne Nackenstrecker Ihre Nackenverspannungen lösen können:
Quelle: ZDF
Mit der Körperrückseite an eine Wand lehnen, die Füße etwa eine Fußlänge entfernt von der Wand aufstellen und leicht in die Knie gehen. Wichtig: Ein Punkt der Lendenwirbelsäule, der Brustwirbelsäule und der Hinterkopf soll dabei Kontakt zur Wand haben. Den Kopf nicht überstrecken, sondern leicht nach vorne ziehen (Kinn zur Brust). Die Arme mit 90 Grad im Ellenbogen an die Wand anlegen. Dann langsam die Wand nach oben und unten gleiten, während die Arme und die drei Punkte des Oberkörpers immer Kontakt zur Wand halten.
Quelle: ZDF
Oft sorgt eine verkürzte Brustmuskulatur dafür, dass der Oberkörper in eine Fehlposition nach vorne zieht. Die Brustmuskulatur lässt sich einfach dehnen. Dafür seitlich zu einem Türrahmen stellen. Dann den Arm auf Schulterhöhe anheben und im 90-Grad-Winkel beugen. Der Ellenbogen ist ungefähr auf Schulterhöhe. Den Unterarm flach gegen die Wand oder den Türrahmen platzieren und den Oberkörper langsam von der Wand wegdrehen, während der Arm an der Stelle bleibt. Die Position für 30 Sekunden halten, dann die Seite wechseln.
Quelle: ZDF
Die Hände auf die Kante am Schreibtisch auflegen oder gegen eine Wand stützen und soweit zurück gehen, bis der Rücken locker gestreckt ist. Arme, Ellenbogen und Knie sind dabei gestreckt. Der Kopf ist in der Verlängerung der Wirbelsäule in einer geraden Position. Die Wirbelsäule wird so aufgedehnt. Soweit es angenehm ist, die Position für 30 Sekunden halten. Die Übung kann mehrmals durchgeführt werden.
Was bringen Nackenstrecker?
Nackenstrecker können im Alltag eine Entspannungshilfe sein. Allerdings beheben sie nicht die Ursache der Schmerzen. Sie können, wenn überhaupt, nur kurzzeitig für eine Entlastung sorgen und sollten daher bei ständigen Nackenschmerzen nur als Ergänzung angewendet werden.
Je nach Ursache der Nackenschmerzen, kann dann eine entsprechende Physiotherapie helfen. Besonders wichtig ist ein gezielter Muskel- und Kraftaufbau.
Bei leichten Nackenschmerzen im Alltag reichen verschiedene Dehn- und Aufrichtungsübungen meist aus. Außerdem helfen Wärme, professionelle Massagen und eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes. Empfehlenswert ist, Lockerungsübungen zu machen und häufiger die Sitzposition zu wechseln.
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