Schulterprothese: Wie sie bei Schulterschmerzen helfen kann
Schulterschmerzen:Wann ein künstliches Schultergelenk hilft
von Anja Braunwarth
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Essen, trinken, kämmen: Bei all dem spielt das Schultergelenk eine entscheidende Rolle. Doch was tun, wenn es so schwer geschädigt ist, dass Alltagsbewegungen unmöglich werden?
Immer wieder hat Frank Rytir seine Schulter überlastet - bis er sie kaum noch bewegen konnte. Der einzige Ausweg: eine Schulterprothese.22.10.2024 | 4:58 min
Schmerzen in der Schulter - das kennt vermutlich jeder. Mal hat man es mit dem Sport übertrieben, mal einfach falsch gelegen. Aber es gibt auch gravierende Schäden im Schultergelenk, die jede Bewegung zur Qual machen und den Alltag erheblich einschränken können. Dazu gehören zum Beispiel Risse der Rotatorenmanschette, einer wichtigen Muskelgruppe. In manchen Fällen hilft dann nur noch ein künstliches Schultergelenk.
Von den insgesamt 400.000 Gelenkprothesen, die jährlich in Deutschland eingesetzt werden, sind nur 25.000 Schulterprothesen. Das liegt zum einen daran, dass auf Schultergelenken nicht wie auf Hüft- und Kniegelenken die Last des Körpers ruht. Dadurch verschleißen sie weniger schnell. Zum anderen ist das Einsetzen einer Schulterprothese technisch schwieriger, betont Timur Tarhan, Orthopäde an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt am Main.
Allerdings steigt die Zahl an Schulterprothesen stetig. Denn mit ihnen lasse sich oft eine bessere Funktion der Schulter erzielen als mit der Reparatur von Gelenkschäden, erklärt Tarhan.
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des Körpers und besteht aus vielen Strukturen. Zu den wichtigsten gehören der Kopf des Oberarms, der in der Schulterpfanne sitzt, sein Schaft und die umliegende Rotatorenmanschette. Diese Gruppe von vier Muskeln und Sehnen ermöglicht wichtige Armbewegungen wie das Anheben oder die Innen- und die Außendrehung. Über allem liegt der Deltamuskel, der beim Heben des Armes eine wichtige Rolle spielt.
Wenn plötzlich stechende Schmerzen in der Schulter auftreten, kann der Riss einer Muskelsehne die Ursache sein. In den meisten Fällen führt dann an einer Operation kein Weg vorbei.
von Gunnar Fischer
mit Video
Wann eine Schulterprothese infrage kommt
Schulterprothesen werden vorwiegend bei Schäden der Rotatorenmanschette eingesetzt, die sich nicht mehr reparieren lassen. Risse dieser Manschette gehören zu den häufigsten Verletzungen im Schultergelenk. Sie sind meist durch Verschleiß bedingt. Entsprechend werden sie mit dem Alter immer häufiger. Bei etwa jedem dritten Menschen über 40 Jahre ist die Manschette zumindest teilweise eingerissen.
Angezeigt sind Schulterprothesen auch bei komplizierten Brüchen des Oberarmkopfes. Meist sind ältere Menschen durch Stürze davon betroffen. Ein weiterer Grund für den Einsatz eines künstlichen Schultergelenks ist der Verschleiß des Oberarmkopfes, die Arthrose, oder dessen Zerstörung durch Metastasen bei einer Krebserkrankung.
Schulterprothese: Invers oder anatomisch?
Es gibt im Wesentlichen zwei Modelle von Schulterprothesen. Bei den normalen, anatomischen Prothesen sitzt der künstliche Oberarmkopf wie bei dem natürlichen Schultergelenk in der Schulterpfanne und auf dem Schaft des Oberarmes. Diese Prothesen werden zum Beispiel bei schweren Verletzungen oder einer Arthrose des Oberarmkopfes eingesetzt. Damit sie wie eine gesunde Schulter funktionieren können, muss die Rotatorenmanschette intakt sein.
Je nach Ursache wird eine inverse oder eine anatomische Schulterprothese eingesetzt.
Quelle: ZDF
Bei irreparablen Verletzungen der Rotatorenmanschette werden inverse Prothesen verwendet. Sie sind umgekehrt konstruiert, Gelenkkopf und Gelenkpfanne werden in ihrer Position getauscht. Durch den vertauschten Aufbau verschiebt sich die Anatomie des Gelenkes so, dass der Deltamuskel die Funktion der kaputten Rotatorenmanschette übernehmen kann.
Nach dem etwa vier- bis fünftägigen Aufenthalt im Krankenhaus beginnt eine rund dreiwöchige Reha.
Mit einer anatomischen Schulterprothese darf der Arm sechs Wochen nach der Operation nicht nach außen gedreht werden. Denn um sie einzusetzen, wird eine Sehne durchtrennt und wieder vernäht. Diese muss erst verheilen.
Patienten mit einer inversen Prothese beginnen sofort mit einem umfassenden Bewegungsprogramm. Je nach Vorschädigung dauert der komplette Heilungsprozess zwischen drei und neun Monaten.
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Wie gut Schulterprothesen sind
Schmerzen lindern und die Beweglichkeit wiederherstellen, das sind die Ziele beim Einsatz einer Schulterprothese. Beides gelingt in der Regel auch gut.
Zu den Risiken der Operation zählen das Auskugeln der Prothese, ein Bruch des Oberarmschaftes beim Einsetzen oder eine Infektion. Diese Risiken seien aber selten, sagt Tarhan. Sie würden bei jeweils unter einem Prozent liegen.
Die Haltbarkeit von Schulterprothesen ist mit der von Hüft- oder Knieprothesen vergleichbar. In der Regel beträgt sie mindestens 15 Jahre.
Eine Schleimbeutelentzündung an Knie, Ellenbogen oder Schulter lässt sich in der Regel konservativ behandeln. Nur in Ausnahmefällen muss der Schleimbeutel entfernt werden.
von Gunnar Fischer
mit Video
Quelle: ZDF
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