Atemaussetzer im Schlaf: Schlafapnoe erkennen und behandeln

    Gefährliche Atemaussetzer:Schlafapnoe erkennen und behandeln

    von Bianca Koch
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    Schnarchen mit langen Atemaussetzern und Tagesmüdigkeit, so zeigt sich eine Schlafapnoe. Auf Dauer kann sie schwere gesundheitliche Folgen haben. Was man dagegen machen kann.

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    Sie schlafen acht Stunden pro Nacht und fühlen sich trotzdem wie gerädert? Sie kämpfen mit Tagesmüdigkeit und Konzentrationsproblemen? Und schnarchen Sie vielleicht sehr laut und schnappen zwischendurch immer wieder nach Luft?
    Dann leiden Sie sehr wahrscheinlich an Schlafapnoe - nächtlichen Atemaussetzern, die im Extremfall bis zu mehreren Minuten andauern können. Das Schlafapnoe-Syndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die oft lange unbemerkt bleibt.
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    Schlafapnoe: Wenn die Atemwege kollabieren

    Die häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe. Sie entsteht, wenn die Muskulatur im Rachen während des Schlafs erschlafft, sodass die Atemwege teilweise oder vollständig kollabieren. An einer Schlafapnoe würde man aber nicht ersticken, sagt Martin Konermann, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Marienkrankenhaus Kassel.

    Das Gehirn hat eine Art Alarmfunktion und sorgt dafür, dass die Atmung wieder in Gang kommt.

    Prof. Dr. Martin Konermann, Schlafmediziner

    Eine seltenere Form ist die zentrale Schlafapnoe, die durch eine Fehlsteuerung im Gehirn verursacht wird. Das Atemzentrum löst den Atemreflex nicht aus, obwohl die Atemwege frei sind.

    Tagesmüdigkeit kann auf Schlafapnoe hinweisen

    Nachts äußert sich die Erkrankung häufig durch lautes Schnarchen, das von Atempausen unterbrochen wird. Diese können mit einem plötzlichen Luftschnappen enden, was zu einem unruhigen Schlaf führt. Viele Betroffene wachen mehrmals in der Nacht auf oder schwitzen. Tagsüber fühlen sie sich oft erschöpft. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme treten auf, ebenso morgendliche Kopfschmerzen. Die chronische Müdigkeit kann zu Depressionen führen.

    Die Diagnose erfolgt häufig spät, da die Betroffenen selbst ihre Atemaussetzer gar nicht bemerken. Schlafpartner sind meist die Ersten, die auf lautes Schnarchen und Atempausen aufmerksam werden.

    Am Anfang der Diagnostik steht die Anamnese, also die ausführliche Befragung und körperliche Untersuchung des Patienten. Mithilfe mobiler Schlafrekorder kann der Schlaf nachts zu Hause überwacht werden und eine erste Einschätzung erfolgen. Bei Verdacht auf Schlafapnoe werden dann im Schlaflabor Atmung, Sauerstoffsättigung im Blut und Herzfrequenz über Nacht aufgezeichnet und ausgewertet.

    Übergewicht als Risikofaktor für Schlafapnoe

    Fettgewebe kann die Atemwege einengen. Daher kann eine Gewichtsreduktion die Symptome verbessern, sagt Schlafmediziner Konermann.

    Man kann Schlafapnoe heilen, indem man radikal abnimmt, wenn Übergewicht der Hauptgrund für die Schlafapnoe ist.

    Prof. Dr. Martin Konermann, Schlafmedizinisches Zentrum, Marienkrankenhaus Kassel

    Etwa zehn Prozent aller Männer, aber nur fünf Prozent aller Frauen leiden unter Schlafapnoe. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, da die Muskelspannung im Rachen nachlässt. Auch Alkoholgenuss entspannt die Muskulatur im Rachen und erhöht das Risiko zu Schnarchen. Zudem gibt es eine familiäre Häufung beim Schlafapnoe-Syndrom.
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    Unfallgefahr durch Sekundenschlaf

    Häufige Atemaussetzer und die damit verbundene Sauerstoffunterversorgung führen zu einem Anstieg des Blutdrucks. Dies erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erheblich. Die Sterblichkeit einer unbehandelten schweren Schlafapnoe beträgt ungefähr 40 Prozent innerhalb von acht Jahren.
    Da Schlafstörungen die Insulinresistenz fördern, steigt auch das Risiko für Diabetes. Besonders gefährlich ist das hohe Risiko für Unfälle durch Sekundenschlaf, etwa beim Autofahren, bedingt durch die anhaltende Tagesmüdigkeit.

    Es gibt verschiedene operative Möglichkeiten, die die Atmung langfristig erleichtern sollen. Dazu gehören unter anderem Radiofrequenztherapie und Laserbehandlung. In der Regel wird dabei im Rachen Gewebe gestrafft oder überflüssiges Gewebe entfernt. Bei wem und wie erfolgreich solche Eingriffe sind, lässt sich aufgrund mangelnder Studienlage bislang kaum beurteilen. Sie können in Einzelfällen aber sinnvoll sein.

    Eine andere Möglichkeit ist die Umstellungsosteotomie, bei der der Unterkiefer operativ nach vorne gezogen wird. Sie kommt unter Umständen bei jüngeren Patienten infrage, deren Atmung durch die Stellung des Unterkiefers behindert ist.

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    CPAP-Therapie ist Goldstandard bei Atemaussetzern

    Bei leichteren Formen der Schlafapnoe können kieferorthopädische Schienen den Unterkiefer nach vorne schieben und so die Atemwege frei halten. Schlafen in Rückenlage begünstigt Schnarchen und Atemaussetzer. Lagerungshilfen mit Vibrationsalarm oder sogenannte Rückenlageverhinderungswesten mit eingenähtem Rückenpolster können verhindern, dass man sich nachts auf den Rücken dreht.
    Bei mittelschweren bis schweren Fällen wird häufig die CPAP-Therapie angewendet. Dabei werden Betroffene über eine Atemmaske mit leichtem Überdruck beatmet, was die nächtlichen Atemaussetzer verhindert. Die Luft aus der Maske führt zu einem Druckaufbau in den Atemwegen. Diese bleiben dadurch offen, der Körper wird kontinuierlich mit durchströmender Atemluft versorgt.

    Die meisten Patienten merken, dass sie besser Luft bekommen und sich am Morgen viel ausgeruhter fühlen.

    Prof. Dr. Martin Konermann, Schlafmediziner

    Das Tragen einer Atemmaske kann gewöhnungsbedürftig sein. Viele kommen schon nach wenigen Nächten damit zurecht, andere haben Probleme und brechen die Behandlung ab. Die CPAP-Therapie ist jedoch die wirksamste Behandlung bei Schlafapnoe. Wer Probleme damit hat, sollte sich fachliche Unterstützung suchen.
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    Quelle: ZDF

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