Prostatakrebs: Was PSA-Test, Ultraschall, MRT taugen
PSA-Test, Ultraschall, MRT:Wie man Prostatakrebs früh erkennen kann
von Gunnar Fischer
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Dem Prostatakrebs auf der Spur: Was Sie über Tastuntersuchung, PSA-Wert, Ultraschall- und MRT-Untersuchungen, Biopsien, Gentests wissen sollten. Und welche Risikofaktoren es gibt.
Prostatakrebs: Gleich vier Brüder sind davon betroffen - dank Früherkennung können sie geheilt werden.15.09.2023 | 5:30 min
Männer gelten als Vorsorge-Muffel. Das Erschreckende: Nur etwa 20 Prozent aller gesetzlich versicherten Männer nehmen die empfohlenen Kontrolluntersuchungen wahr. Dabei kann Früherkennung Leben retten.
Das trifft auch auf Prostatakrebs zu. Denn je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Doch welche Check-Ups sind sinnvoll? Darüber herrscht unter Experten Uneinigkeit. Dem Nutzen einer Früherkennungsuntersuchung kann der Nachteil von Überdiagnosen und unnötigen Therapien gegenüberstehen.
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Tastuntersuchung
Das Abtasten der Prostata ist die einzige Früherkennungsmaßnahme, die von den gesetzlichen Krankenkassen bei Männern ab 45 Jahren einmal jährlich bezahlt wird. Kritiker bezweifeln den Sinn dieser Untersuchung, da hierbei nur oberflächlich gelegene, größere Gewebeveränderungen entdeckt werden könnten. Viele Tumore hingegen blieben unentdeckt, so die Kritik.
PSA-Test
Beim PSA-Test wird das Prostata Spezifische Antigen im Blut gemessen. Bei Gewebeveränderungen steigt der Wert in der Regel an. Jedoch kann eine Erhöhung auch andere Gründe haben, wie Urologe Magnus Volk weiß:
Allerdings könne eine Erhöhung auch darauf hinweisen, dass mit der Prostata etwas nicht in Ordnung ist. "Im schlimmsten Fall ist es ein Karzinom", erläutert Volk.
Auch Harnwegs- oder Prostataentzündungen sowie gutartige Veränderungen haben Auswirkungen auf den PSA-Wert. Viele Männer erhalten dadurch ein falsch-positives Ergebnis.
Durch eine neuartige Untersuchung könnte Prostatakrebs früher erkannt werden als bislang. Das sogenannte Prostata-spezifische Antigen (PSA) liefert vielversprechende Daten.
von Ines Trams
Der Gemeinsame Bundesausschuss, der darüber entscheidet, welche Leistungen gesetzlich Krankenversicherte erhalten, sieht im generellen PSA-Screening keinen Nutzen. Befürworter des PSA-Tests wie Magnus Volk betonen hingegen die Chance, das Risiko für bösartige Veränderungen vor allem in frühen Stadien abzuschätzen. "Der lebensrettende PSA-Test wird bislang nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, dabei kostet er nur rund 24 Euro".
Krebsvorsorge kann Leben retten. Doch es gibt auch Risiken wie falsche Ergebnisse und unnötige Behandlungen. Welche Untersuchungen sinnvoll sind.
Ultraschall
Zur Früherkennung wird auch eine transrektale Ultraschall-Untersuchung angeboten, bei der eine Ultraschallsonde in den Mastdarm eingeführt werden muss. Mit der Methode kann der Arzt die Größe, Form und Struktur der Prostata beurteilen und verdächtige Strukturen entdecken. Vom Portal "IGeL-Monitor" wird das Verfahren jedoch mit "tendenziell negativ" bewertet. Als Gründe werden Fehlalarme, Überdiagnosen und Übertherapien angegeben.
Fünf Risikofaktoren für Prostatakrebs
Das Alter ist der Risikofaktor Nummer 1 für Prostatakrebs. Laut dem deutschen Krebsregister steigt die Wahrscheinlichkeit, an diesem Tumor zu erkranken, mit den Lebensjahren an. Im Durchschnitt sind Männer bei der Diagnose 72 Jahre alt.
Auch die Gene und die familiäre Veranlagung spielen eine Rolle. Felix Chun erklärt: "Ist beispielsweise der Vater betroffen, steigt das Risiko einer Erkrankung bereits um 32,5 Prozent. Bei einem Bruder mit Prostatakrebs liegt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung bei fast 87 Prozent."
Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, hängt auch mit der Ernährung zusammen. Reichlicher Konsum von Fisch, Obst und Gemüse bei gleichzeitig wenig Fleischkonsum soll das Risiko senken. Studien konnten zudem zeigen, dass sich der Konsum von Soja, Sellerie, Senf und Tomaten günstig auf das Krebsrisiko auswirkt.
Laut vielen Studien kann Sport das Krebsrisiko reduzieren. Darüber hinaus beugt regelmäßige Bewegung Übergewicht vor. Empfohlen wird mindestens eine halbe Stunde Sport am Tag.
Auch Alkohol soll das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einem zu hohen täglichen Konsum. Empfohlen wird maximal ein halber Liter Bier oder ein Viertel Liter Wein am Tag.
MRT
Ein weiteres bildgebendes Verfahren ist die Magnetresonanztomografie (MRT). Mit dem Verfahren kann man bei wiederholt erhöhten PSA-Werten den Tumor-Verdacht verifizieren. Mit einem sogenannten multiparametrischen MRT können suspekte Areale in der Prostata nicht nur identifiziert, sondern erkennbare Gewebsveränderungen bereits klassifiziert werden.
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Biopsie
Zum Beweis eines Karzinoms in der Prostata ist immer eine Biopsie erforderlich. Das Verfahren gilt als sicher, da es unter Kontrolle von bildgebenden Verfahren durchgeführt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Gewebeentnahme das verdächtige Areal nicht "getroffen" wird, ist äußerst selten. Da die Gewebeentnahme schmerzhaft sein kann, erfolgt sie unter lokaler Betäubung. Es ist ein Eingriff, der auch Risiken birgt:
In der Fachliteratur würden die Risiken bei unter einem Prozent angegeben, so Volk.
Prostatakrebs ist häufig genetisch bedingt. Bei vielen Tumorerkrankungen können mittlerweile genetische Veränderungen in den Tumorzellen festgestellt werden. Dennoch sind Gentests in der Urologie für die Früherkennung eines Prostatakrebses noch nicht vorgesehen, wie Felix Chun vom Universitätsklinikum Frankfurt richtigstellt: "Leider gibt es zur Diagnosestellung noch keine etablierten Gentests. Deswegen sind wir Urologen heutzutage immer noch darauf angewiesen, gemeinsam mit dem Pathologen Gewebe zu entnehmen."
Aktuell kommen Gentests in der Pathologie erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium zum Einsatz, wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat. Anhand dieser Gentests wird dann ermittelt, auf welches Medikament die Patienten am besten ansprechen.
Ergibt die Biopsie einen positiven Befund, sind weitere Untersuchungen erforderlich, um das Ausmaß des Tumors zu bestimmen. In Absprache mit dem Patienten wird dann entschieden, ob eine zielgerichtete Therapie eingeleitet wird.
Antibiotika versprechen schnelle Hilfe bei bakteriellen Infektionen, gehen aber häufig auf den Darm. Probiotika sollen die Beschwerden abmildern oder gar verhindern können.