Militärexperte: Kreml steht "ein bisschen peinlich da"
Militärexperte zu Ukraine-Krieg:Kreml steht "ein bisschen peinlich da"
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Wie reagiert Russland auf die Vorfälle in Belgorod? Und hat die ukrainische Offensive bereits begonnen? Militärexperte Mölling ordnet die aktuelle Lage bei ZDFheute live ein.
Doch was bedeuten diese Angriffe eigentlich für den Kriegsverlauf? Und sind sie bereits Teil der angekündigten ukrainischen Gegenoffensive? Militärexperte Christian Mölling ordnet die aktuelle Lage bei ZDFheute ein.
Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Das sagt Christian Mölling über...
… die Frage, ob die ukrainische Gegenoffensive bereits angefangen habe
Ob die ukrainische Gegenoffensive bereits begonnen habe oder nicht, sei noch unklar, meint Mölling. Er stellt klar: "Wir würden es nicht wissen und die Ukraine würde sich auch nicht vorschreiben lassen, wann sie eigentlich die Offensive beginnt oder wir sie ganz gerne sehen möchten."
Seiner Meinung nach seien Soziale Medien dafür teilweise ein guter Indikator, weil sie eben keine Informationen mehr wirklich geheim halten könnten.
Es könne aber natürlich auch wiederum sein, dass es sich bei manchen Videoaufnahmen um Fakes handelt. Dann sei es notwendig "die unterschiedlichen Bits und Pieces an Informationen zusammenzusetzen und zu sagen: 'Ok, kann es wirklich sein, stimmt das jetzt und was bedeutet das dann eigentlich jetzt für die Zukunft'?"
... die aktuelle Situation in der russischen Grenzregion Belgorod
Durch die Aktionen pro-ukrainischer Sabotagegruppen in der russischen Grenzregion Belgorod sei laut Mölling militärisch nicht viel gewonnen, allerdings versetze es Russland möglicherweise in eine "Dilemma-Situation". Russland müsse sich die Frage stellen, ob man beispielsweise Truppen in die Grenzregion abkommandieren müsse.
Außerdem komme es zu einem zusätzlichen Dilemma, "weil man diese Informationen eben aus den eigenen sozialen Medien, den Chat-Kanälen, den Telegrams nicht raushalten konnte."
Er geht davon aus, dass die Ukrainer versuchen würden, für Russland militärische, kleine Dilemmata darzustellen, "die aber eben auch so eine Informationsdimension haben, wo man einfach sagen muss, damit lassen wir euch jedes Mal auch schlecht aussehen. Wenn wieder es so ein Trupp schafft ins Land reinzugehen und wieder zurückzukommen."
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von Nils Metzger
FAQ
… die Frage, ob die Angriffe die Lage auch für EU und Nato eskalieren könnten
Mölling hält eine Eskalation wegen der Sabotage-Akte in Belgorod für sehr unwahrscheinlich. Moskau habe jetzt schon große Probleme irgendeines seiner Kriegsziele zu erreichen oder bereits erreichte Ziele zu halten. "Dass man sich jetzt eine zweite Front aufmacht, ist ja erstmal total unwahrscheinlich. Von daher würde ich sagen, warum sollten sie das tun? Das ist ja auch nicht das russische Interesse."
"Eine stabile Ukraine geschützt in der NATO" sei "auch in unserem eigenen Sicherheitsinteresse“, so die Sicherheitsexpertin Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik.01.06.2023 | 5:34 min
… die Forderung nach einem Stopp der Waffenlieferungen des Westens und Friedensverhandlungen mit Putin
Nach Möllings Ansicht gebe es bei Friedensverhandlungen mit Wladimir Putin noch Punkte, die ungeklärt seien. Zum Beispiel merkt er an, "warum dann zum Beispiel eine Verhandlung – selbst wenn ein Ergebnis rauskäme, es einen Frieden gäbe – warum das stabil sein sollte."
Er könne den Wunsch nach Frieden absolut nachvollziehen, aber "das was wir wissen über die Motivation Russlands, warum dieser Krieg geführt wird legt nicht nahe, dass es in irgendeiner Art und Weise das Ziel geben könnte, hier ganz schnell in Verhandlungen reinzukommen."
"Das ist der Grund, warum wir auch sagen, das ist eigentlich auch eine Art falsche Balance, dass wir sagen: Entweder Verhandeln oder Krieg führen". Vielmehr gehe es laut Mölling darum, Russland klarzumachen, "dass irgendwann Verhandeln die beste Option ist". Für die Ukraine hingegen gehe es weiterhin um ihre Existenz:
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.