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Analyse
Präsidentschaftswahl in den USA:Warum Harris an den Grünen scheitern könnte
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Übernimmt Harris das Weiße Haus oder wird Trump erneut Präsident der USA? Im knappen Rennen könnten die US-Grünen entscheidend werden - auch wegen der arabischen Community.
In Michigan könnten die Demokraten die arabisch-amerikanischen Wähler verlieren.24.10.2024 | 4:06 min
Kann eine Stimme in einer kleinen Bürgerhalle den Verlauf des lauten US-Wahlkampfes verändern? Jill Stein scheint entschlossen, genau das zu beweisen, als sie das Podium in Dearborn im US-Bundesstaat Michigan betritt. Im Publikum sitzen etwa 100 Menschen, vor allem US-Amerikaner arabischer Herkunft.
Bereits das dritte Mal kandidiert die US-Politikerin der Grünen Partei (engl. "Green Party") für die Präsidentschaft, positioniert sich als Alternative zum Republikaner Donald Trump und der Demokratin Kamala Harris. Anders als die Massen, die Trump oder Harris anziehen, spricht die 74-Jährige eine spezifische Wählerschaft an, die sich von den zwei großen Parteien der USA oft im Stich gelassen fühlt.
Dashboard US-Wahl 2024 Harris vs. Trump
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Nahost-Politik von Joe Biden: Community enttäuscht
Mehr als 300.000 Menschen mit arabischen Wurzeln leben in Michigan, so viele wie in keinem anderen Bundesstaat der USA. Obwohl sie traditionell eher demokratisch wählen, ist die Community enttäuscht von Joe Bidens Nahost-Politik. Seit Monaten tragen sie ihren Unmut auf die Straßen.
"Die USA haben grünes Licht für die Invasion Libanons gegeben. Wo soll das enden? Wieviele zehntausend Unschuldige müssen noch sterben, damit sich was verändert?", sagt etwa Alex Morrison in bei einem Protest in Washington.
Umfragen: Jill Stein weit abgeschlagen
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In Dearborn greift Jill Stein diese Verärgerung auf:
Hoffnungen, Erwartungen, Ängste – ein gespaltenes Amerika vor den US-Wahlen. Ein Roadtrip durch die USA zeigt, wie die Menschen den Wettstreit zwischen Trump und Harris verfolgen. 23.10.2024 | 44:02 min
Demokraten in den USA fürchten Grünen-Kandidatin
Insbesondere die US-Demokraten fürchten Stein. Die New Yorker Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez bezeichnete die Grüne auf Instagram als "räuberisch". "Eine Stimme für Stein, ist eine Stimme für Trump", sagen Demokraten und Politikwissenschaftler in Fernsehinterviews. Und obwohl die Grüne keine Chance hat, die US-Präsidentschaftswahl tatsächlich zu gewinnen, ist die studierte Physikerin besonders in den umkämpften Swing States eine reelle Gefahr für Harris.
Jill Stein tritt zum dritten Mal für die "Green Party" an.
Quelle: epa
Warum? Dazu hilft ein Blick in die Geschichte. Bereits 2016 spielte Stein in mehreren Swing States eine entscheidende Rolle. So holte sie zum Beispiel in Wisconsin etwa 31.000 Stimmen. Wählerstimmen, die der Demokratin Hillary Clinton letztendlich fehlten, denn Trump gewann Wisconsin am Ende mit nur etwa 22.000 Stimmen Vorsprung. Auch in Pennsylvania und Michigan war Steins Stimmzahl bei der Wahl 2016 höher als der Vorsprung von Trump vor Clinton.
Im Endspurt vor der US-Wahl bemühen sich sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris, Wähler zu gewinnen, teilweise mit deutlichen Worten.24.10.2024 | 1:36 min
US-Wahl 2000: Langes Warten auf Bush-Sieg
Besonders spannend war es auch im Jahr 2000. Im Duell George W. Bush (Republikaner) gegen Al Gore (Demokraten) dauerte es wegen des unklaren Ergebnisses in Florida mehr als einen Monat, bis ein Ergebnis feststand. Das Problem: Ralph Nader, der Kandidat der Grünen Partei, zog in kritischen Bundesstaaten wie Florida Wähler an, die sonst möglicherweise für Gore gestimmt hätten, erzählt Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler im Gespräch mit ZDFheute.
Die Wahl war äußerst umkämpft, bedurfte eine Intervention des Obersten Gerichtshofs, der die Neuauszählung im Bundesstaat stoppte, und endete mit einer extrem knappen Entscheidung zu Gunsten der Republikaner. George W. Bush gewann Florida mit nur 537 Stimmen, was ihm die nötigen Wahlleute im Electoral College für den Sieg sicherte. "Viele Analysten argumentieren, dass Naders Präsenz den Ausgang der Wahl signifikant beeinflusst hat, indem er Stimmen von progressiven Wählern gewonnen hat, die ansonsten, aller Voraussicht nach, al Gore unterstützt hätten", sagt Müller-Kaler.
Laut Umfragen ist das Rennen um die Präsidentschaft offen. Harris hatte einen leichten Vorsprung, den Trump mittlerweile aufgeholt hat. Heike Slansky zu den Hintergründen.15.10.2024 | 1:40 min
Die Macht der Drittpartei-Kandidaten
In diesem Jahr steht Stein in mehr als 30 US-Bundesstaaten auf dem Wahlzettel, darunter auch in Swing States wie Pennsylvania oder eben Michigan. Drittpartei-Kandidaten hätten in der Geschichte der US-Wahlen bereits mehrfach eine entscheidende Rolle gespielt - oft in Momenten, in denen die Wahlgänge besonders knapp waren, so Müller-Kaler. Auch 2024 könnte das wieder der Fall sein.
Schon wenige tausend Stimmen für eine Drittpartei könnten sowohl den Demokraten als auch den Republikanern im Zwei-Parteien-System der USA gefährlich werden. Warum sich vor allem die Demokraten vor der Grünen fürchten, liegt an Steins Inhalten. Mit ihrem Wahlprogramm spricht sie insbesondere progressive Wähler an, die sonst eher demokratisch wählen würden.
Die frühere First Lady der USA, Michelle Obama, hat die demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bei ihrer Wahlkampfveranstaltung unterstützt. 27.10.2024 | 1:35 min
Rennen um die Präsidentschaft ist eng
Zurück in der Gemeindehalle in Dearborn, Michigan: Antikriegsaktivistin Rania Masri hat das Podium betreten. "Sie können uns nicht mit der Angst vor vier weiteren Jahren Donald Trump erschrecken. Und Sie können nicht in unsere Gemeinde kommen und uns erzählen, dass Kamala Harris das kleinere Übel ist", sagt sie.
Im engen Rennen um die Präsidentschaft können selbst kleine Stimmverschiebungen entscheidend sein. Und ein Ende der Konflikte im Nahen Osten ist nicht abzusehen. Viele Wähler mit arabischen Wurzeln fühlen sich von beiden Seiten im Stich gelassen. Am Ende könnte ihre Stimme für Drittpartei-Kandidatin Stein den Unterschied machen. Ob es auch so kommt, bleibt abzuwarten.
Grafiken: Robert Meyer
Interview Protest in Washington D.C.: David Sauer und Steffanie Riess
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
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