Ukraine: Neuer General Syrskyj mit großen Herausforderungen

    Analyse

    Neuer Armeechef der Ukraine:Syrskyj tritt schweres Erbe an

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Der neue Oberbefehlshaber General Syrskyj übernimmt in einer äußerst schwierigen Zeit: Die Versorgungsprobleme steigen und die Situation in Awdijiwka spitzt sich zu.

    Oleksandr Syrskyi, aufgenommen am 12.01.2024 in Charkiw (Ukraine)
    General Oleksandr Syrskyj hat das Kommando über die ukrainischen Streitkräfte in einer schwierigen Kriegsphase übernommen. (Archivfoto)
    Quelle: Oleksandr Syrskyi

    Am 8. Februar 2024 hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj seines Amtes enthoben und durch den ehemaligen Befehlshaber der Bodentruppen, General Olexsandr Syrskyj, ersetzt. General Syrskyj wird es in vielerlei Hinsicht schwer haben, sowohl politisch als auch in militärisch.

    Saluschnyj sehr beliebt

    Was den ersten Wechsel betrifft, so war der 1973 in der heutigen Ukraine geborene Saluschnyj ein äußerst und etwas ungewöhnlich beliebter Militärkommandant. Er war der einzige Spitzenpolitiker der Ukraine, dessen Popularität in den letzten zwei Jahren des Kriegs in der Ukraine so gut wie gar nicht abgenommen hat und der die Zustimmungswerte sowohl von Präsident Selenskyj als auch vor allem von dessen Regierung massiv übertroffen hat.
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    Saluschnyj erster Befehlshabers mit Ausbildung im Westen und Ukraine

    Saluschnyj war in den Streitkräften besonders beliebt, da er den Ruf eines flexiblen, sehr menschlichen Befehlshabers hatte, der sich aufrichtig um das Leben und Wohlergehen seiner Untergebenen kümmerte.
    Außerdem war er der erste Kommandeur der ukrainischen Streitkräfte, der nicht in einer sowjetischen Militäreinrichtung ausgebildet wurde, sondern nur in der Ukraine und im Westen studierte. Er wurde auch im Ausland zu einer Ikone, zu einem der Aushängeschilder des ukrainischen Selbstverteidigungskriegs.
    Die Autoren der Militäranalyse:



    Befehlshaber: Verdienste bei Charkiw und Kiew

    Im Gegensatz zu ihm hat General Oleksandr Syrskyj, geboren 1965, eine andere Sozialisation. Er wurde auf dem Gebiet des heutigen Russlands in eine ethnisch russische Militärfamilie hineingeboren. Er begann seine militärische Laufbahn als sowjetischer Offizier und kam eher zufällig zur ukrainischen Armee, als seine Einheit nach der Auflösung der Sowjetunion der unabhängigen Ukraine zugewiesen wurde.
    Obwohl er auch einen Abschluss an der Nationalen Verteidigungsuniversität der Ukraine erworben hat, ist sein gesamter Hintergrund und seine Sozialisation wesentlich sowjetischer als die von Saluschnyj.
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    Zu Beginn des Krieges spielte Syrskyj eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Verteidigung von Kiew, was ihm die Medaille "Held der Ukraine" einbrachte, die höchste Auszeichnung, die eine ukrainische Person erhalten kann. Syrskyj war auch an der erfolgreichen Gegenoffensive bei Charkiw im Herbst 2022 beteiligt.

    Bachmut bringt Syrskyj Spitznamen "Schlächter"

    Er war jedoch derjenige, der darauf bestand, Bachmut fast zehn Monate lang zu verteidigen, selbst nachdem die Russen die Stadt teilweise eingekesselt hatten, was Nachschub und Ersatz extrem kompliziert und damit kostspielig machte.
    Aufgrund der zähen Verteidigung von Bachmut und der dort erlittenen Verluste erhielt er den Spitznamen "Schlächter" oder "General 200", wobei sich letzterer auf den sowjetischen Code für den Transport gefallener Soldaten "Cargo 200" bezog.
    Katrin Eigendorf | ZDF-Korrespondentin, in Kiew
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    Schwieriger Start für Syrskyj

    Was die militärischen Aspekte anbelangt, so übernimmt Syrskyj das Hauptkommando in einer äußerst komplizierten Situation. Wie bereits in früheren Berichten erörtert, leidet die Ukraine unter einem kritischen Munitionsmangel, der einen schrittweisen Rückzug in mehreren Teilen der Frontlinie erforderlich macht. Außerdem wird sich die Lage nur langsam verbessern, selbst wenn der US-Kongress die seit langem aufgeschobene Militärhilfe für die Ukraine genehmigen würde.
    Eine sehr akute Herausforderung ist die Lage in Awdijiwka. In den letzten Wochen sind russische Kräfte sowohl östlich als auch nördlich der Stadt erheblich vorgerückt. Die seit langem drohende Umzingelung wird allmählich Realität. Es ist kaum vorstellbar, dass Awdijiwka noch lange gehalten werden kann, oder nur zu einem extrem hohen Preis.
    Ukrainische Soldaten vor einem Panzer in einem Feld.
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    Awdijiwka als erste Probe

    So gesehen steht Syrskyj jetzt vor einem ähnlichen Dilemma wie vor einem Jahr in Bachmut: Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Verteidigung wirklich unhaltbar wird, wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Stadt - oder das, was von ihr übrig ist - aufgegeben werden muss?
    Wenn er sich nach den militärischen Notwendigkeiten entscheidet, wird er sein Kommando mit der Aufgabe einer lange verteidigten Festung beginnen. Entscheidet er sich dafür, durchzuhalten und dabei sogar eine Einkreisung zu riskieren, dann würde er den Spitznamen "General 200" noch mehr verdienen.

    Mobilisierung kostet weitere Popularität

    Hinzu kommt, dass nach dem Inkrafttreten des neuen ukrainischen Mobilisierungsgesetzes innerhalb kürzester Zeit Tausende von ukrainischen Männern mobilisiert werden, was die Popularität Syrskijs weiter verringern wird.
    Alles in allem hat der General das Amt des Oberbefehlshabers in einem äußerst schwierigen Moment übernommen, in dem sich die Lage sicherlich noch viele Monate lang nicht wesentlich verbessern wird. Man kann hoffen, dass er den strategischen Erfolg, den er bei der Verteidigung von Kiew erzielt hat, wiederholen kann.
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